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Wie fahrradfreundlich ist Görlitz?

Der Fahrradclub ADFC erfasst die Stimmung unter Radfahrern. Teilnehmen ist einfach – und kann sogar etwas bewirken.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Görlitz steht gut da. Jedenfalls im kreisweiten Vergleich. Doch Görlitz steht auch schlecht da – wenn man mal über die Kreisgrenzen hinaus blickt. Wobei? Bei der Anzahl derer, die schon am diesjährigen Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) teilgenommen haben, der die Stimmung unter Radfahrern erfasst. In Görlitz sind es bisher 63 Radler, in Zittau erst 44, in Weißwasser elf, in Niesky drei und in Löbau gar erst zwei. In Bautzen, das kleiner ist als Görlitz, sind es dagegen schon 94 – und in Dresden 1 200. „Aber immerhin haben wir in Görlitz die 50er-Marke erreicht“, sagt Janek Mücksch vom ADFC Sachsen. Ein Vergleich in der bundesweiten Wertung ist nämlich nur möglich, wenn mindestens 50 Leute mitmachen.

Jetzt ist Halbzeit bei dem Test, der vom 1. September bis 30. November läuft. Er besteht aus einer Internetseite mit 32 Fragen, von der Qualität der Radwege bis zur Frage, ob das Radfahren in der Stadt eher als entspannt oder stressig empfunden wird. Der Fahrradklima-Test findet 2018 zum achten Mal statt. In Görlitz haben vor zwei Jahren nur 65 Radfahrer teilgenommen. Bei der Zufriedenheit belegte die Stadt im bundesweiten Vergleich der mittelgroßen Städte den 45. Platz von insgesamt 98 – solides Mittelfeld also. Beim Radverkehrsnetz schnitt die Stadt richtig gut ab, vor allem bei der Frage nach Einbahnstraßen, die für Radfahrer in die Gegenrichtung geöffnet sind und bei der Erreichbarkeit des Stadtzentrums per Fahrrad. Auf der anderen Seite gab es ganz miese Noten beim Thema Fahrraddiebstahl. Doch auch bei der Verkehrsführung an Baustellen oder der Mitnahme von Fahrrädern in Bussen und Bahnen waren die Ergebnisse mau.

Hat sich seither etwas getan? Janek Mücksch kennt noch keine Zwischenergebnisse, nur die Teilnehmerzahlen. Und die Radfahrer vor Ort? „Ja, es ist auf jeden Fall etwas passiert“, sagt Peter Schellin vom Görlitzer ADFC. Auf einigen Straßen seien durch Kennzeichnung auf der Fahrbahn Fahrradspuren neu eingerichtet worden, etwa auf der Reichenbacher Straße. Zudem seien weitere Einbahnstraßen geöffnet worden. „Und auf der Dr.-Kahlbaum-Allee sind einerseits ein Streifen und eine Einfädelspur markiert, andererseits auch die Beschilderung verbessert worden“, lobt er. Allerdings will er nicht behaupten, dass das alles eine Folge des Fahrradklima-Tests ist: „Diese Dinge stehen auch im langfristigen Konzept der Stadt.“ Und manche Dinge, etwa das hohe Diebstahlrisiko, kann eben auch keine Umfrage lösen.

Trotzdem rät Schellin zur Teilnahme: „Es kostet nichts, dauert nur zehn Minuten und spiegelt am Ende wider, wie Radfahrer die Situation sehen.“ Daraus könne die Stadt dann konkrete Handlungen ableiten. Ähnlich sieht es auch Janek Mücksch: „Der Test soll Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen.“ Bei der Umsetzung könne der ADFC freilich keine finanzielle Unterstützung leisten: „Dafür haben wir kein Budget.“ Doch nicht alles braucht viel Geld, die Öffnung von Einbahnstraßen zum Beispiel.