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Wie ein Wehr verschwand

Lange hatten die Königsbrücker um ihr ehemaliges Naherholungsgebiet an der Grünmetzmühle gekämpft. Dann wurden Tatsachen geschaffen.

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© Dänekamp und Partner Radeberg

Von Nicole Preuß

Königsbrück. Das Jahr 2016 startete für die Königsbrücker mit einer alarmierenden Ankündigung. Die Landestalsperrenverwaltung informierte die Anlieger und auch die Bürger in einer Pressemitteilung, dass das Wehr an der ehemaligen Grünmetzmühle abgerissen werden sollte. Einige Königsbrücker reagierten mit Wut. Schließlich hatte eine Gruppe jahrelang darum gekämpft, dass das Wehr saniert wird und damit in der Pulsnitz bleiben kann.

Der Gondelteichbetrieb am Grünmetzmühlenwehr war einst ein beliebter Treffpunkt. Es wurde sogar in der Pulsnitz gebadet.
Der Gondelteichbetrieb am Grünmetzmühlenwehr war einst ein beliebter Treffpunkt. Es wurde sogar in der Pulsnitz gebadet. © privat

Bilder 2016 aus Kamenz und Königsbrück

Tolles Forstfest   Fast 1 300 Mädchen und Jungen zogen in der Bartholomäuswoche in den Kamenzer Forst. So viele, wie lange nicht mehr. Das wohl größte Schul- und Volksfest im Freistaat ist ein überaus lebendiges Ritual der Lebensfreude und des Friedens. Höhepunkte waren neben den Umzügen auch in diesem Jahr das Forstfestturnen und das Adlerschießen der Lehrer und Gäste. Schützenkönige wurden Elke Domaschk und Bernd Asselmann.
Tolles Forstfest Fast 1 300 Mädchen und Jungen zogen in der Bartholomäuswoche in den Kamenzer Forst. So viele, wie lange nicht mehr. Das wohl größte Schul- und Volksfest im Freistaat ist ein überaus lebendiges Ritual der Lebensfreude und des Friedens. Höhepunkte waren neben den Umzügen auch in diesem Jahr das Forstfestturnen und das Adlerschießen der Lehrer und Gäste. Schützenkönige wurden Elke Domaschk und Bernd Asselmann.
Baggern für die neue Schule   Die Königsbrücker haben lange darauf gewartet. Im September war es dann so weit. Der Landkreis startete die Arbeiten zum Bau eines neuen Gebäudes für die Königsbrücker Arthur-Kießling-Oberschule. Die Schüler können ihre alte Schule in der Stadt nicht mehr nutzen, deshalb werden sie seit mehr als zwei Jahren zum Teil in Containern unterrichtet.
Baggern für die neue Schule Die Königsbrücker haben lange darauf gewartet. Im September war es dann so weit. Der Landkreis startete die Arbeiten zum Bau eines neuen Gebäudes für die Königsbrücker Arthur-Kießling-Oberschule. Die Schüler können ihre alte Schule in der Stadt nicht mehr nutzen, deshalb werden sie seit mehr als zwei Jahren zum Teil in Containern unterrichtet.
Kein Bestattungswald   Während Daniel von Sachsen im Spitzgrund bei Coswig einen Bestattungswald bereits eingerichtet hat (siehe Foto), läuft eine ähnliche Initiative im Raum Kamenz nach langer Diskussion am Ende doch ins Leere. Der Stadtrat Kamenz stimmt einer Zweckvereinbarung mit der Gemeinde Haselbachtal zu, auf deren Territorium städtischer Waldbesitz liegt. Der Gemeinderat aber war mit großer Mehrheit strikt dagegen.
Kein Bestattungswald Während Daniel von Sachsen im Spitzgrund bei Coswig einen Bestattungswald bereits eingerichtet hat (siehe Foto), läuft eine ähnliche Initiative im Raum Kamenz nach langer Diskussion am Ende doch ins Leere. Der Stadtrat Kamenz stimmt einer Zweckvereinbarung mit der Gemeinde Haselbachtal zu, auf deren Territorium städtischer Waldbesitz liegt. Der Gemeinderat aber war mit großer Mehrheit strikt dagegen.
Rocklegenden   Auch die Puhdys um Frontmann Dieter Birr (M.) waren beim Pfingstkonzert der DDR-Rocklegende auf der Hutbergbühne zu erleben. Nun aber ist endgültig Schluss, oder nicht?
Rocklegenden Auch die Puhdys um Frontmann Dieter Birr (M.) waren beim Pfingstkonzert der DDR-Rocklegende auf der Hutbergbühne zu erleben. Nun aber ist endgültig Schluss, oder nicht?
Goethestraße erledigt   Was lange währte, wurde gut. Anfang Dezember wurde die grundhaft ausgebaute Goethestraße in Kamenz wieder für den Verkehr freigegeben. Viele Jahre war um das Vorhaben gerungen worden, was sich auch wegen der Medienarbeiten als kompliziert erwies. Am Ende gab es auch bei den Umlagen des Straßenausbaus auf die Bürger einen Kompromiss. Der Stadtrat reduzierte die Belastung entscheidend.
Goethestraße erledigt Was lange währte, wurde gut. Anfang Dezember wurde die grundhaft ausgebaute Goethestraße in Kamenz wieder für den Verkehr freigegeben. Viele Jahre war um das Vorhaben gerungen worden, was sich auch wegen der Medienarbeiten als kompliziert erwies. Am Ende gab es auch bei den Umlagen des Straßenausbaus auf die Bürger einen Kompromiss. Der Stadtrat reduzierte die Belastung entscheidend.
Schule verkauft   Die Gemeinde Schwepnitz verkaufte das Schulgebäude der Freien Schule 2016 an den Trägerverein. Die Mitglieder planen jetzt einen Anbau, um das Konzept umsetzen zu können.
Schule verkauft Die Gemeinde Schwepnitz verkaufte das Schulgebäude der Freien Schule 2016 an den Trägerverein. Die Mitglieder planen jetzt einen Anbau, um das Konzept umsetzen zu können.
Vereinspreis   Einen 3. Preis und 1 000 Euro Preisgeld nahm der Kinderschutzbund Kamenz im April im Sparkassenwettbewerb „Verein des Jahres 2015“ entgegen. Die Chefinnen freuten sich.
Vereinspreis Einen 3. Preis und 1 000 Euro Preisgeld nahm der Kinderschutzbund Kamenz im April im Sparkassenwettbewerb „Verein des Jahres 2015“ entgegen. Die Chefinnen freuten sich.

Die Reaktion lässt sich mit der Bedeutung der technischen Anlage in einigen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erklären. Viele Königsbrücker wanderten in den 40er, 50er und auch 60er Jahren Wochenende für Wochenende zum Gondelteichbetrieb der Familie Schlereth. Johannes Schlereth staute die Pulsnitz damals mithilfe des Wehrs zu einem langen Teich an, er verlieh Gondelboote und verkaufte später auch Wurst, Kaffee und Bier in einem kleinen Imbiss. Manche nutzten die Baumhäuser, die er gebaut hatte, einige gingen in der Pulsnitz baden, es gab eine Wippe, mit der man auch unfreiwillig im Fluss landen konnte, und Schaukeln mit langen Seilen. Johannes Schlereth musste seinen Gondelbetrieb allerdings 1975 aufgeben. Einige Königsbrücker hofften lange darauf, dass die schöne Zeit an der Pulsnitz einmal wiederbelebt werden könnte. Das Wehr ließ noch darauf hoffen. Doch die Nachricht der Landestalsperrenverwaltung zerstörte den Traum endgültig.

Mehrere Fristen verstrichen

Die Meldung hatte sich angekündigt. Die Behörde hatte schon lange darauf hingewiesen, dass das Wehr marode sei und bei Hochwasser eine Gefahr darstelle. Sie spielte mehrere Varianten durch. Die Sanierung des Wehrs war auch darunter. Doch das Projekt scheiterte an der großen politischen Linie, die die Durchlässigkeit von Flüssen förderte. Die Königsbrücker versuchten zum Schluss noch, das Wehr als Wasserkraftwerk zu nutzen. Ein Dresdner Unternehmen, das schon ein Wasserkraftwerk im Dresdner Süden betreibt, wollte sich auch um das Königsbrücker Wehr kümmern. Doch mehrere Fristen verstrichen ungenutzt, sodass die Landestalsperrenverwaltung sich dazu entschloss, den einmal durchgesetzten, aber zeitweise zurückgestellten Abriss, durchzuziehen.

Bagger kamen im April

Die ersten Bäume fielen bereits im Winter. Im April rollten die Bagger heran. Sie rissen das Wehr ab und bauten die Pulsnitz so naturnah wie möglich um. Kurven entstanden und kleine Buchten als Fischruhebecken. Schließlich haben die Wassertiere in dem Bereich der Pulsnitz einen nicht geringen Anstieg zu bewältigen. Der neue Lauf sollte der natürlichen Struktur von Gewässern nachempfunden werden. Granitbrocken befestigten die Pulsnitz. Matten und Weidenstecklinge gaben dem Ufer Halt. Im Oktober wurde der neue Lauf der Pulsnitz der Öffentlichkeit vorgestellt. Das neue Areal an der ehemaligen Grünmetzmühle solle wieder ein Naherholungsgebiet werden, hieß es damals. „Es wird sich wieder etwas entwickeln“, war Sebastian Fritze, Leiter des Betriebsteils Spree/Neiße bei der Landestalsperrenverwaltung des Freistaats, überzeugt.

Die Weidenstecklinge haben inzwischen ausgetrieben. Die Landestalsperrenverwaltung hat noch einige Bäume gepflanzt, die vorher an der Stelle gefallen waren, und Ausgleichspflanzungen durchgeführt. Die Behörde ist fertig mit ihrem Umbau in Pulsnitz in Königsbrück. Langfristig stehen Pflegearbeiten an den Pflanzen und Bäumen an, heißt es auf Nachfrage. Manche Königsbrücker haben ihren Frieden mit der neuen Anlage gemacht. Etwas anderes bleibt ihnen auch nicht übrig.