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Wie ein Multikon aus alten Zeiten

Andreas Cranz aus Ebersbach fährt einen Minitraktor. Der kann mehr, als man ihm ansieht.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Ebersbach. Seit dem ersten Ebersbacher Traktorentreffen vor vier Jahren sind die Minitraktoren von Willi Bartsch die Rarität. Zwar ist der frühere Landmaschinen-Schlosser mittlerweile gestorben. Doch seine kleinen blauen Technikwunder gibt es immer noch. Zehn Stück an der Zahl und alle blau. Andreas Cranz aber hat einen Roten. Auch den hat er nach dem Vorbild von Willi Bartsch Mitte der 80er Jahre mit einem Ebersbacher Freund selbst zusammengeschraubt. Bis zum vierten Traktorentreffen des Schützenvereins am Sonntag will ihn Andreas Cranz fahrbereit bekommen.

Das ist Kult: Bezindeckel vom Simson. Das Lenkrad des Traktors stammt vom 311er Wartburg.
Das ist Kult: Bezindeckel vom Simson. Das Lenkrad des Traktors stammt vom 311er Wartburg. © Anne Hübschmann
Eine Bodenfräse und ein Ackerpflug. So half sich früher der Nebenerwerbs-Landwirt.
Eine Bodenfräse und ein Ackerpflug. So half sich früher der Nebenerwerbs-Landwirt. © Anne Hübschmann

„Er hat einen luftgekühlten Zweizylindermotor, eine gekürzte Robur-Achse, ein selbstgebautes Getriebe vom Garant/K 30 und einen russischen Hydraulik-Steuerschieber“, erzählt Andreas Cranz stolz. Wo das russische Teil herkam? „Mein Vater Rainer war im LPG-Lager“, sagt Cranz hinter vorgehaltener Hand. Auch die Bartsch´en Kleintraktoren waren alle aus Einzelteilen im Eigenbau entstanden. „Mindestens anderthalb Jahre haben wir daran gebaut“, so der Technikfan, der von Willi Bartsch noch eine Bodenfräse und einen Ackerpflug geerbt hat. „Der Traktor ist ein Multikon von früher“, meint der Ebersbacher mit Bezug auf das heutige Technikwunder aus Großenhain. „Mit einem Schieber vorn dran kann er Schnee schieben, und mit einem Hydraulikanschluss und einer Ackerschiene sind auch hinten Zusatzgeräte möglich“, sagt Andreas Cranz, der von Haus aus Klempner und Heizungsbauer ist.

Sein Minitraktor bekommt eine Straßenzulassung, wo er offiziell mit sechs km/h fahren darf. Noch fehlen nur die Warnblinker, die Einspritzdüsen müssen neu gemacht werden, dann fährt der Minitraktor wieder. Stolz ist Andreas Cranz vor allem über das Lenkrad vom 311er Wartburg und die Bremse vom Trabant.

Willi Bartsch, der 79-jährig im Vorjahr verstorben ist, war für Andreas Cranz ein großes Vorbild und eine Art Lehrmeister. Der Schlosser baute mit Gottfried Claus Anfang der 1980er Jahre über den Winter diese Fahrzeuge für den Eigenbedarf. Immer nach Feierabend. Wer privat Landwirtschaft hatte, konnte so einen Minitraktor gut gebrauchen. Bartsch und Claus legten den Grundstein für eine ganze Serie von Kleintraktoren, die hoffentlich am Sonntag wieder zu sehen sind. Andreas Cranz zeigt ein Foto vom letzten Treffen. Da waren sieben mit ihren Besitzern dabei. Die meisten kommen aus Ebersbach. Cranz ist nun immerhin schon mal der Achte.