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Wie Eigenvorsorge gegen Flutkatastrophen läuft

Zum Hochwasserschutztag gibt ein Bäcker Tipps, wie er Verluste in Grenzen hält, wenn keine Versicherung hilft.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Das sieht nicht nur edel aus, das soll auch helfen. Der Bad Schandauer Unternehmer Dirk Schurz hat sich einen Tresen aus Naturstein in seinen Bäckerladen mit Café am Marktplatz gebaut. „Dem Material macht es nichts aus, wenn es mal ein paar Tage im Wasser steht“, sagt der Konditormeister. Was Hochwasser anrichten können, das hat er schon mehrfach miterlebt. 2002 waren Keller und Erdgeschoss des Hauses am Markt 2 komplett geflutet. 2013 stand das Wasser sogar bis zum ersten Obergeschoss. Die von Gutachtern festgestellte Schadenssumme belief sich auf rund 140 000 Euro.

Die Angst war damals groß, dass damit ein Ende des Familienbetriebs einhergehen könnte. Dirk Schurz hatte erst zwei Jahre zuvor das Geschäft von seinem Vater übernommen. „Zu dem Standort gab es einfach keine Alternative“, sagt Dirk Schurz.

Die elf Mitarbeiter und die Stammkunden sind dankbar, dass sich Dirk Schurz von dieser Katastrophe nicht aus der Bahn werfen ließ. Dass wieder einmal ein Hochwasser der Elbe seine Bäckerei fluten wird, das kann er nicht beeinflussen. Doch er wollte etwas tun, um einen möglichen Schaden so gering wie möglich zu halten. „Als ich 2011 bei der Bank fragte, ob sie mir den Umzug der Backstube vom Erdgeschoss nach oben mit einem Kredit finanzieren, wurde mein Ansinnen noch wirtschaftlich infrage gestellt“, sagt Schurz. Nach dem Hochwasser 2013 hatte seine Bank keinen Zweifel mehr daran.

Inzwischen hat sich vieles im Betrieb verändert. Was die Kunden direkt mitbekommen haben, das ist der neue Tresen im Verkaufsraum. Den alten hat Dirk Schurz mit einem aus Naturstein ersetzt. „Den habe ich selbst gebaut“, sagt Schurz. Der Konditormeister hat auch eine Firma für Baudienstleistungen.

Blaulichtmeile am Elbufer

Wer jedoch seine größte Baustelle sehen will, der muss ums Haus herum in den Hof gehen oder am Sonnabend eine Führung mitmachen. Die Bäckerei Schurz gehört zum Programm des Hochwasserschutztages, den der Freistaat Sachsen am 9. Juni in Bad Schandau veranstaltet. Schurz hat in den Obergeschossen angebaut und dorthin Backstube und Konditorei ausgelagert. Mit einem Fahrstuhl gelingt die schnelle Verbindung. Gern erklärt er am Sonnabend Interessierten, wie er seine Eigenvorsorge vor der nächsten Flutkatastrophe organisiert hat. „Sollte wieder einmal ein Hochwasser wie 2013 kommen, wäre die Schadenssumme nicht mal mehr halb so hoch“, sagt Schurz. Eine Versicherung sei nicht bezahlbar. „Die Angebote waren jenseits von Gut und Böse“, sagt Schurz.

Auch die Adler-Apotheke an der Dresdner Straße 2 zeigt am Sonnabend in Führungen, wie sie Eigenvorsorge getroffen hat. Unter anderem wurde teure Technik ins Obergeschoss verlegt.

Der 1. Sächsische Hochwasserschutztag in Bad Schandau trägt den Titel „Wie kann ich mein Haus gegen Hochwasser sichern?“. Damit will der Freistaat für die private Hochwasservorsorge sensibilisieren. Das Veranstaltungsareal zieht sich von der Apotheke über den Markt und die Elbpromenade bis hin zur Toskana-Therme. Das Sächsische Umweltministerium will dort gemeinsam mit der Stadt Bad Schandau sowie Fachausstellern, Behörden und Vereinen einen Überblick zu Möglichkeiten der Eigenvorsorge geben.

Auf der Ausstellermeile beraten Hersteller von Hochwasserschutztechnik zum technischen Gebäudeschutz, Versicherer klären zu Policen und Vertragsmodalitäten auf. THW, Feuerwehr und Polizei zeigen auf der Blaulichtmeile Technik zum Hochwasserschutz. Am Elbufer kommen die kleinen Besucher an verschiedenen Spielgeräten auf ihre Kosten. Dort ist mit der Bühne auch der zentrale Anlaufpunkt.