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Wie aus der Turnhalle Sozialzentrum wird

Private Investoren wagen sich an ein neues Großprojekt. Am Mittwoch wurde der Startschuss dafür gegeben.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Stolpen. Mit etwas Fantasie kann man den Schweiß noch riechen, der hier jahrzehntelang vergossen wurde. Viele Stolpener haben sich in den letzten Jahren in der Mehrzweckhalle an der Parkpromenade geschafft. Doch mit der neuen Turnhalle hatte dieses Objekt ausgedient. Die Stadt suchte Käufer und hat diese auch gefunden. Dr. Jana Böhmer, Zahnärztin in Stolpen und Arnd Böhmer, Dipl.-Ingenieur für Geotechnik, haben das Objekt gekauft. Sie haben Großes vor. Sie werden hier ein modernes Sozialzentrum bauen lassen. Generalmieter wird der ASB, Ortsverband Neustadt sein. Am Mittwoch war Projektstart. Noch fällt es etwas schwer, sich das fertige Objekt vorzustellen. Aber für Stolpen dürfte die Investition des Ehepaars Böhmer ein Glückstreffer sein. Mit Blick auf den demografischen Wandel und Stolpens Pläne, den Wohnstandort am Rande der Landeshauptstadt weiter wachsen zu lassen, braucht es eben auch ein solches Angebot der Tagespflege, die der ASB derzeit in diesem Gebiet nicht vorhalten kann.

Die alte Turnhalle wurde 1908 erbaut. Die bekannte Ansicht mit dem Eingangsbereich (rechts) bleibt erhalten. Daneben kommt ein Neubau mit Balkonen. Der Hallenteil wird nach dem Umbau nicht wiederzuerkennen sein.
Die alte Turnhalle wurde 1908 erbaut. Die bekannte Ansicht mit dem Eingangsbereich (rechts) bleibt erhalten. Daneben kommt ein Neubau mit Balkonen. Der Hallenteil wird nach dem Umbau nicht wiederzuerkennen sein. © Dirk Zschiedrich
Die alte Turnhalle wurde 1908 erbaut. Die bekannte Ansicht mit dem Eingangsbereich (rechts) bleibt erhalten. Daneben kommt ein Neubau mit Balkonen. Der Hallenteil wird nach dem Umbau nicht wiederzuerkennen sein.
Die alte Turnhalle wurde 1908 erbaut. Die bekannte Ansicht mit dem Eingangsbereich (rechts) bleibt erhalten. Daneben kommt ein Neubau mit Balkonen. Der Hallenteil wird nach dem Umbau nicht wiederzuerkennen sein. © Dirk Zschiedrich

Das Nutzungskonzept: Sozialstation und Tagespflege
Investor und Mieter haben das Projekt praktisch von Idee zu Idee weiterentwickelt und gemeinsam mit dem Planer ein auf die Bedürfnisse des ASB zugeschnittenes Ergebnis gefunden. Mit dem Objekt habe man die Möglichkeit, in ein Versorgungszentrum die Angebote für den Raum Stolpen und Dürrröhrsdorf-Dittersbach zu zentralisieren, sagt Alexander Penther, Geschäftsführer des ASB Neustadt. Immerhin werde der Platz für die 40 Mitarbeiter in der Sozialstation nur wenige Meter entfernt ziemlich knapp. Begonnen habe man in Stolpen mit 23 Beschäftigten. Die Mitarbeiterzahl werde nun auch weiter wachsen. Deshalb soll die Sozialstation mit ihren Räumen in das neue Haus umziehen. Dazu komme die Möglichkeit, vor Ort etwa 15 Plätze in der Tagespflege anbieten zu können. Bislang mussten die Nutzer quer durch die Region nach Neustadt gefahren werden. Mit Inbetriebnahme des Hauses ist die Betreuung vor Ort möglich. Neben Tagespflege und Sozialstation wird das Objekt so umgebaut, dass eine Wohnung mit etwa 100 Quadratmetern entstehen wird und zwei kleinere mit etwa je 50 Quadratmetern. Alle drei Wohneinheiten werden behinderten- beziehungsweise rollstuhlgerecht ausgebaut. Damit auch die Wohnungen barrierefrei zugänglich sind, wird ein freistehender Aufzug errichtet.

Die Bauplanung: Lösungen mit dem Denkmalschutz entwickeln
Das gesamte Gebäude steht unter Denkmalschutz. Deshalb hat auch Hartmut Gräfe, der oberste Denkmalpfleger im Landkreis, seit Monaten ein waches Auge auf das Gebäude gerichtet. Für die Investoren sei es wichtig, Lösungen gemeinsam mit dem Denkmalschutz zu finden, sagt Arnd Böhmer. Man wolle darauf achten, dass auch nach dem Umbau und neuer Nutzung noch in Erinnerung ist, dass das Gebäude einmal eine Turnhalle war. Deshalb bleibt der vielen Stolpenern bekannte Baukörper mit dem Halleneingang erhalten. Der Anbau, unter anderem mit den Wohneinheiten, wird komplett neu errichtet. Es dürfen sogar Balkone angebaut werden. Aus Sicht des Denkmalschutzes ist die Trennung alt und neu eine gute Lösung. Der Teil, der als Sporthalle genutzt wurde, wird so umgebaut, dass hier die Tagespflege mit etwa 15 Plätzen und die Sozialstation Platz finden.

Die Nachhaltigkeit: Erdwärme wird zum Heizen und Kühlen genutzt
Bauherren und Planer legen bei Umbau und Sanierung besonderen Wert auf energieeffizientes und ökologisch nachhaltiges Bauen. So wird das Objekt über eine Erdwärmesondenanlage beheizt. Im Sommer dient diese auch zu Kühlzwecken. Außerdem wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Zum nachhaltigen Umgang mit Niederschlagswasser ist eine Regenwasserzisterne zur Grundstücksbewässerung geplant. Beim Umbau des Parkplatzes wird eine Ladestation für Elektroautos mit geplant.

Die Baukosten: Partner zur Finanzierung gefunden
Die Baukosten belaufen sich nach Angaben der Investoren auf etwa 2,3 Millionen Euro. „Das Ganze ist finanztechnisch nicht ganz einfach. Deshalb haben wir uns auch Partner gesucht, die Hausbank und das Regionalmanagement Sächsische Schweiz“, sagt Arnd Böhmer. Das Projekt selbst passt mit seinem Aufbau und seinem Anliegen bestens in das Leader-Förderprogramm, bestätigt Joachim Oswald vom Regionalmanagement. In wenigen Tagen entscheidet die zuständige Kommission darüber. Doch Zweifel daran, dass die Förderung nicht genehmigt wird, hat aufgrund des Konzeptes keiner. Immerhin ist man im Regionalmanagement auf so ein Projekt auch selbst etwas stolz. „Wir haben endlich mal ein großes Objekt, wo wir zeigen können, was wir auch im ländlichen Raum bewegen können“, sagt Joachim Oswald. Aus seiner Sicht könnte das sogar ein Pilotprojekt mit Leader-Förderung werden. Noch stecken die Investoren mitten in den Vorbereitungen. Projektstart war am Mittwoch. Nach weiteren Vorarbeiten soll im Herbst Baubeginn sein. Die eigentliche Bauzeit soll 14 Monate betragen.