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Wer hat sich da vermessen?

Dorfbewohner ärgern sich, dass sie ihre Grundstücke neu vermessen lassen müssen. So preiswert wird es nie wieder, sagt die Gemeinde.

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© Brühl

Von Jörg Richter

Oelsnitz. Wer in Oelsnitz ein Grundstück besitzt, kann nicht sicher sein, dass es tatsächlich voll und ganz ihm gehört. Denn wie sich herausgestellt hat, sind mehrere Grundstücksgrenzen in dem kleinen Lampertswalder Ortsteil falsch. Das berichtete Bürgermeister Wolfgang Hoffmann auf der letzten Gemeinderatssitzung. Ein kommunales Grundstück würde gleich durch mehrere Häuser verlaufen. Betroffen seien vor allem Grundstücke am nordöstlichen Ausgang Richtung Großthiemig. Seit mehr als zwei Monaten ist das bekannt. Vor etwa sechs Wochen habe Hoffmann sich mit Vertretern des Vermessungsamtes Großenhain getroffen, um nach einer Lösung zu suchen. Mittlerweile sind alle Grundstückseigentümer informiert worden. Darunter ist auch ein junger Familienvater, der seinen besonderen Fall im Gemeinderat schilderte: Vor vier Jahren kaufte er ein Grundstück in Oelsnitz. „Jetzt wurde aber festgestellt, dass 100 Quadratmeter der Gemeinde gehören“, erzählt er. Die neu vermessene Grundstücksgrenze gehe mitten durch das Auszugshaus.

Wolfgang Hoffmann, Bürgermeister von Lampertswalde
Wolfgang Hoffmann, Bürgermeister von Lampertswalde © privat

450 Euro soll er nun an die Gemeinde Lampertswalde für eine Fläche zahlen, von der er felsenfest überzeugt war, dass sie ihm gehört. Immerhin kann er einen notariell beglaubigten Kaufvertrag vorweisen. Umso größer ist seine Enttäuschung. „Ich habe einen vier Jahre alten Vertrag und der ist für den Ar...“, sagt er. Die Schuld sucht er nicht bei der Gemeindeverwaltung, auch nicht beim Vorbesitzer des Grundstückes. Dieser habe es 1993 gekauft und sogar extra vermessen lassen. Dass das Ergebnis dieser Vermessung, die nicht billig war, nun nicht gültig sein soll, kann der junge Familienvater nicht nachvollziehen. Irgendwer muss geschlampt haben. Aber wer? Und wann?

Womöglich gibt es dazu keine befriedigende Antwort. Wie Hoffmann in den Gesprächen mit dem Vermessungsamt erfahren habe, seien die handgezeichneten Katasterkarten rund 150 Jahre alt. Wie sich aber so gravierende Fehler einschleichen konnten, dass Grundstücksgrenzen nun mitten durch Häuser verlaufen, bleibt ein Rätsel.

„Wir wollen niemandem etwas wegnehmen“, beteuert Hoffmann. Deshalb hat die Gemeindeverwaltung den Verkaufspreis mit 4,50 Euro pro Quadratmeter niedrig gehalten. „Das ist unser Angebot“, so der Bürgermeister. „Schließlich dürfen wir als Gemeinde unseren Besitz nicht verschleudern.“

Bis Ende 2019 sollen alle Flurstücke in Oelsnitz bereinigt sein. Die Kosten für die Neuvermessung bleiben aber ebenfalls an den Grundstücksbesitzern hängen. Allerdings würden sie im Vergleich zu normalen Vermessungspreisen eher niedrig sein. „Für ganz kleines Geld“, verspricht Hoffmann. Das sei so mit dem Großenhainer Vermessungsamt abgesprochen. Es nutzt dafür die Förderrichtlinie Ländliche Entwicklung in Sachsen. Diese sieht eine Förderung der Vermessungskosten von 65 bis 90 Prozent vor.

„Ich kann nur hoffen, dass alle mitspielen“, sagte Wolfgang Hoffmann im Gemeinderat und wandte sich dort direkt an alle anwesenden Oelsnitzer: „Wenn Ihr die Gelegenheit nicht beim Schopfe packt, dann ärgern sich Eure Kinder und Enkel.“ So preiswert würde es nie wieder.