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Wer fährt auf dem Elberadweg?

Aktuelle Zahlen zum wachsenden Radtourismus fehlen. Aber auch die älteren Statistiken lassen einige Schlüsse zu.

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© Daniel Schäfer

Von Gunnar Klehm

Dieser Lückenschluss ist sehr wichtig, darin waren sich Wirtschaftsminister, Bürgermeister und Straßenbauer einig. Nach vielen Jahren der Planung und des Baus wurde kürzlich der neue Abschnitt des Elberadwegs zwischen Königstein und Bad Schandau freigegeben. Am Ende hat dieser knapp 1,3 Kilometer lange Abschnitt rund 1,6 Millionen Euro verschlungen.

© Grafik: SZ

Viel Geld für einen relativ kurzen Abschnitt. Da fragt sich so mancher, ob das für die Zahl der Nutzer überhaupt gerechtfertigt ist. Für Friedrich und Sonja Schuler aus Losberg im Schwarzwald ist die Antwort klar. Sie haben sich extra zwei Mountainbikes auf ihr Wohnmobil geladen, als sie zu ihrem Urlaub in die Sächsische Schweiz aufbrachen. „Wir wussten, dass man hier gut radfahren kann“, sagen sie. Je mehr Radwege, desto besser.

Das ist der Eindruck der Besucher. Schwieriger wird es, wenn es um objektive Belege geht. Der Fahrradtourismus sei ein Wachstumsmarkt, heißt es zwar in zahlreichen Veröffentlichungen. Doch gilt das auch für die Sächsische Schweiz? Machen in der Tat immer mehr Urlauber die Radwege zu einem Buchungskriterium für einen Urlaub? Dann würde sich die Investition in die Infrastruktur lohnen.

Der Tourismusverband Sächsische Schweiz ist von dem Potenzial überzeugt. Einer Hochrechnung zufolge sind es rund 150 000 Radler, die jährlich auf dem Elberadweg im Elbsandsteingebirge unterwegs sind. Diese Zahl stammt aus einer repräsentativen Studie von 2005. Es gab zwar auch danach noch Studien – die letzte hat der Tourismusverband 2015 in Auftrag gegeben –, doch diese liefern keine Vergleichszahlen. „2015 wurde hier ein Verfahren zur Hochrechnung verwendet, von dem wir im Nachhinein erfuhren, dass es so hätte nicht angewendet werden dürfen“, sagt Mandy Krebs, die Projektkoordinatorin Elberadweg Süd. Deswegen werden diese Zahlen nicht genutzt, sondern die von 2005.

Das bedeutet aber nicht, dass die Ergebnisse der Studie komplett unbrauchbar sind. Die haben zum Beispiel ergeben, dass im Vergleich zu Dresden oder Riesa der Anteil der sogenannten Alltagsradler in Königstein viel geringer ist. Mehr als 80 Prozent sind Radtouristen, die entweder Fahrradurlaub oder einen Tagesausflug mit dem Rad an der Elbe machen.

Die Bürgermeister von Königstein und Bad Schandau, Tobias Kummer (CDU) und Thomas Kunack (WV Tourismus), gehen davon aus, dass mit dem Lückenschluss auch die Zahl der Alltagsradler steigen wird. Sie sind überzeugt, dass Berufspendler zum einen die marode Fahrbahn zwischen Prossen und Halbestadt gemieden haben. Zum anderen sei das Übersetzen mit der Fähre in Königstein zeitraubend gewesen. Für beides gibt es nun mit dem durchgängigen Radweg auf der linken Elbseite eine Alternative.

Wann der Tourismusverband die nächste Studie in Auftrag gibt, ist noch unklar. Dass es aber wieder eine geben wird, ist sicher. „Wir werden immer wieder nach dem wirtschaftlichen Effekt des Radwegs gefragt, den können wir dann darstellen“, sagt Tino Richter, der Geschäftsführer des Tourismusverbands. Zudem kann man mit solchen Studien auch Trends ermitteln und das eigene Marketing optimieren.

Die Radverkehrskonzeption des Freistaates sieht vor, bis 2025 an Bundes- und Staatsstraßen 542 Kilometer neue Radwege zu bauen. Die Kommunen werden beim Bau von Radwegen mit einer 90-prozentigen Förderung unterstützt. Dafür stellt Sachsen jährlich acht Millionen Euro zur Verfügung, sagt Verkehrsminister Martin Dulig (SPD).