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Wenzelsmarkt statt Pückler-Park

Claudia und Gordan Gran bringen gleich zwei Töpferhandschriften auf den Weihnachtsmarkt in Bautzen. Dabei trifft die Oberlausitz auf Japan.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Der große Engel aus Ton fällt sofort auf. Ganz in Weiß richtet er die Augen nach oben . „Das kleine, dicke Pendant haben wir verkauft, eigentlich war das nur ein Mal ein Versuch“, sagt Gordan Gran. Der Töpfer kommt schon seit elf Jahren auf den Wenzelsmarkt. Neben seinem Steinzeug finden Keramik-Liebhaber am Stand im Schatten des Reichenturms auch die tönernen Kreationen seiner Frau Claudia.

Statt für den Engel interessiert sich an diesem Vormittag eine Kundin zuerst einmal für die Zitronenpresse. „Fassen Sie mal die Kanten an. Wir verkaufen sie schon viele Jahre. Bisher ist nicht eine zurückgekommen“, sagt der 49-Jährige mit einem Augenzwinkern. Sein Handwerk hat er 1985 beim VEB Zierkeramik in Krauschwitz gelernt, der Ausbildungsbetrieb liegt quasi direkt vor der heimatlichen Haustür in Sagar. Nach dem Abschluss arbeitet der Oberlausitzer erst mal in einem privaten Töpferbetrieb, bevor er 1993 die Meisterschule in Landshut absolviert. „Nach der Wende haben über die Hälfte aller Töpfereien in Ostdeutschland geschlossen. Auch deshalb habe ich mir mit der Selbstständigkeit etwas Zeit gelassen“, sagt der Sagarer.

In seinem Heimatdorf dreht sich inzwischen seit 24 Jahren die Töpferscheibe. Den Neiße-Ort hat Claudia Gran gern mit der Heimatstadt Berlin getauscht. „Für mich hatte das Material Ton schon immer eine große Faszination. Es ist toll, etwas mit Gedanken und Händen zu schaffen. Wir sind Designer, Handwerker, Glasierer, Brenner und Verkäufer“, sagt die 46-Jährige. Ihr Handwerk hat sie im thüringischen Bürgel gelernt. Die Töpferstadt ist für ihre blau-weiße Keramik bekannt. Ein wenig Blau findet sich in den glasierten Arbeiten mit floralen Motiven der Töpfergesellin wieder.

Arbeiten erinnern an japanische Töpferkunst

Das salzglasierte Gebrauchssteinzeug – der traditionellen Brenntechnik aus Muskau – von Gordan Gran entsteht im Holzbrand. „Alle Stücke sehen als Rohlinge weiß-grau aus. Das Feuer hinterlässt aber beim Brennen ganz unterschiedliche Spuren“, sagt der Töpfermeister. Einige Gran-Kenner sind auch der Meinung, dass seine Arbeiten an japanische Töpferkunst erinnert. Schließlich hat sich der Oberlausitzer im Reich der aufgehenden Sonne zwischen 2001 und 2003 arbeitend bei Kollegen inspirieren lassen. „Im Land gibt es 60 historisch belegte Töpferorte. Sicherlich nimmt man Einflüsse mit, wenn man ins Ausland geht“, sagt er. Neben dem Bautzener Weihnachtsmarkt gibt es übrigens die Granschen Kreationen auch in der Töpferei im Pückler-Park in Bad Muskau.

Inzwischen drängen sich auf dem Wenzelsmarkt die Besucher vor der Bude. Manche liebäugeln mit den Schüsseln, andere mit den tönernen Trinkbechern, Tellern, Tassen und Vasen – irdene Schönheiten mit zwei ganz unterschiedlichen Töpferhandschriften. „Es ist schön, wenn die Töpfertradition erhalten bleibt“, sagt Claudia Gran. Der Engel aus Ton schaut immer noch andächtig gen Himmel.

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