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Wenn die Prinzessin zum Drachen mutiert

Hunderte Besucher schauen beim 5. Märchenfest in der Hoflößnitz vorbei. Einige sind bereits Stammgäste.

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© Norbert Millauer

Von Stephan Hönigschmid

Radebeul. Wer sich am Wochenende zur Radebeuler Hoflößnitz aufmachte, traf auf ziemlich sonderbare Gestalten. Ein Teufel, eine Hexe oder auch ein mittelalterliches Großmütterchen warteten gleich am Eingang, um die Besucher zu begrüßen.

Impressionen vom Märchenfest in der Hoflößnitz

Einmal Prinzessin sein... Zum 5. Märchenfest der Sächsischen Zeitung in der Radebeuler Hoflößnitz trafen sich so einige. Das Weingut verwandelte sich am Wochenende in ein Zentrum der sächsischen Märchenkultur. Unsere SZ-Fotografin war dabei.
Einmal Prinzessin sein... Zum 5. Märchenfest der Sächsischen Zeitung in der Radebeuler Hoflößnitz trafen sich so einige. Das Weingut verwandelte sich am Wochenende in ein Zentrum der sächsischen Märchenkultur. Unsere SZ-Fotografin war dabei.

Zufall war das aber nicht, denn zum 5. Märchenfest der Sächsischen Zeitung verwandelte sich das Zentrum der sächsischen Weinkultur in ein Zentrum der sächsischen Märchenkultur. Vor allem Familien mit kleinen Kindern wollten sich das nicht entgehen lassen. „Wir waren schon im vergangenen Jahr hier. Uns gefällt die entspannte Atmosphäre und das breite Angebot. Für jeden ist etwas dabei“, sagte die Dresdnerin Andrea Pilz, die mit ihrem Mann sowie ihren drei und sechs Jahre alten Töchtern vor Ort war. „Meine Kinder mögen besonders Dornröschen und Rumpelstilzchen. Außerdem haben wir uns bereits die Aufführung von ‚Meister Klecks und Spaßimir‘ angesehen und sind mit den Pferden geritten“, berichtete die 33-jährige Mutti.

Dass Märchen nicht nur unterhaltsam sind, sondern auch eine Lebensweisheit enthalten, bewies die Geschichtenerzählerin Jolanda Querbeet. Gebannt folgten ihre kleinen Fans ihrer lebhaften Gestik und Mimik, als sie davon erzählte, wie der Ritter Georg und der grüne Drache um die Gunst der schönen Prinzessin kämpfen. Zum Wettkampf gehörte dabei auch, um die Wette zu brüllen. Als Jolanda Querbeet die Kinder aufforderte mitzumachen, brauchte sie diese nicht zweimal zu bitten. Alle brüllten wie verrückt.

Allerdings war die Prinzessin trotzdem nicht zufrieden und meckerte nur herum. Nach mehreren aufreibenden Aktionen dieser Art zogen der Ritter und der grüne Drache die Konsequenzen. Anstatt sich weiter abzumühen, schrieben sie die Prinzessin ab, begruben ihr Kriegsbeil und wurden Freunde.

Die äußerlich hübsch anzusehende Prinzessin konnte das nicht verkraften. Sie platzte und verwandelte sich in einen bösen roten Drachen. Wie die Geschichtenerzählerin zu bedenken gab, war die Prinzessin schon die ganze Zeit ein unausstehlicher Drache. Allein der schöne Schein täuschte darüber hinweg.

Ähnlich wie bei dieser Geschichte konnten die Kinder bei dem Fest neben weltbekannten Märchen immer wieder auch solche entdecken, die bisher Geheimtipps waren. „Wir haben aus diesem Grund beispielsweise das Märchen ‚Der Arme und der Reiche‘ von den Gebrüdern Grimm ins Programm genommen, das noch relativ unbekannt ist“, sagte Geschäftsführerin Petra Gürtler von der Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland mbH, die die Veranstaltung mit ihrem Team organisiert hat.

Beliebt waren auch Angebote abseits der Bühne wie das Kinderschminken. „Mittlerweile wird das nicht nur von den Kindern genutzt, sondern auch manche Mutter setzt sich mit dazu und lässt sich eine Fee oder einen Schmetterling anmalen“, sagte Gürtler. Andere Erwachsene machten es sich wiederum bei einem Glas Weißwein an einem Tisch gemütlich, während ihr Nachwuchs wenige Meter entfernt auf der Hüpfburg tobte oder die Hula-Hoop-Reifen ausprobierte. Wenn die Kinder schließlich an den Tisch ihrer Eltern zurückkehrten, stärkten sie sich erst einmal mit einem Crêpe oder mit Zuckerwatte und Apfelsaft.

Die ganz persönliche Zeitreise in eine märchenhafte Vergangenheit endete jedoch auch im Gastronomiebereich nicht. Denn wohin man auch schaute, überall auf dem Gelände gab es jede Menge Requisiten in Gestalt von bemalten Tafeln, die an Märchen wie die Goldene Gans, Aschenputtel, Dornröschen oder Hänsel und Gretel erinnerten. Von Rapunzel ragte gar der lange Zopf von einem Gebäude der Hoflößnitz hinunter.

Für gelungene Illusionen dieser Art war unter anderem Andrea Wiener vom Kostümverleih „Die Massnahme“ zuständig. „Wir haben 30 Kostüme genäht und auch bemalte Märchentafeln beigesteuert“, sagte die 56-Jährige. Ähnlich aktiv war der Meißner Karnevalsverein, der an beiden Tagen mit 50 Statisten vertreten war.