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Wenn der Postbote zum Kriminalisten wird

In Schönau-Berzdorf und Kiesdorf suchen Zusteller häufig Adressen. Die Post hat deshalb jetzt um Hilfe gebeten.

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© dpa

Von Jens Trenkler

Eine überraschende Bitte der Post haben Schönau-Berzdorfer und Kiesdorfer kürzlich in ihrem Amtsblatt und per Wurfsendung vorgefunden: Dabei wird gebeten, an den Briefkästen und Hausklingeln gut lesbare Namensschilder anzubringen, damit die Postzusteller rascher und ohne große Suche ihr Ziel finden können. Denn das halte die Postfrauen und -männer im Alltag enorm auf. Anke Blenn von der Pressestelle der Deutsche Post DHL Berlin bestätigte die Bemühungen in der Gemeinde Schönau-Berzdorf auf Nachfrage: „Erst kürzlich haben wir unsere Kunden auch in diesem Bereich mit einer Postwurfsendung darum gebeten, ihre Hausbriefkästen und die Klingelschilder ihrer Wohnungen und Häuser stets gut lesbar mit ihrem Namen zu beschriften“, sagt sie. Ohne diese Angaben sei es vor allem für Vertretungskräfte oft sehr schwierig, die Sendungen korrekt zuzustellen Jeden Tag werden bundesweit Millionen Briefe und Pakete ausgetragen. Allein die Deutsche Post befördert täglich rund 64 Millionen Briefe.

Schönau-Berzdorfs Bürgermeister Christian Hänel (parteilos) bestätigt er auf SZ-Anfrage: „Uns ist bekannt, dass die Post über dieses Thema kürzlich die Bürger informiert hat.“ Allerdings könne er persönlich nicht ganz nachvollziehen, warum das notwendig gewesen sei. Die Gemeinde habe eine gute Straßenbeschilderung in den Ortsteilen und ein Problem mit fehlenden Hausnummern oder nicht gekennzeichneten Briefkästen sei ihm nicht bekannt. In der Tat zeigt sich bei einer SZ-Stippvisite vor Ort kein akutes Problem auf dem Eigen. Hausnummern und Namen sind gut sichtbar gekennzeichnet.

Christian Hänel kann sich deshalb höchstens vorstellen, dass solche Schwierigkeiten bei der Zustellung vor allem bei einem neuen Boten oder einer Aushilfskraft aufgetaucht sein könnte. So sieht es auch Siegfried Pfalz, der Mitglied im Kiesdorfer Ortschaftsrat ist. Auch ihm ist dieses Zustellproblem neu. Eine Vermutung, woran es liegen könnte, hat aber auch er: „Es ist ja auch nicht mehr wie vor einigen Jahren, dass immer die gleichen Postboten unterwegs sind“, sagt er. Ständig sehe man neue Gesichter, vielfach seien Aushilfen unterwegs – ganz zu schweigen davon, dass ja längst nicht mehr nur die gelbe Post, sondern auch zahlreiche andere Zustelldienste und Postdienstleister in den Ortschaften unterwegs sind. Und da der Zeitplan aller Postboten eng gestrickt ist, ist das Suchen nach Namensschildern oder dem passenden Briefkasten eben mehr als lästig. Dass die Kiesdorfer säumig sind und keine Namen an den Postkästen anbrächten, sei ihm bislang noch nicht aufgefallen, sagt Siegfried Pfalz.

Die Post sieht das aber nach wie vor anders. Mitunter ist der Briefkasten auch nur unvollständig beschriftet: Wenn mehrere Familien unter einem Dach leben oder Paare nicht den gleichen Namen tragen, kann ebenfalls schnell Verwirrung entstehen, wenn am Briefkasten nur ein Name auftaucht. Zwar gibt es in Deutschland keine Pflicht zur Beschriftung eines Briefkastens, aber wenn die Post eine wichtige Terminsage nicht zustellen kann, könnte das auch mal für den Empfänger unangenehme Folgen haben. Sollte eine Sendung jedoch trotz aller Bemühungen nicht eindeutig dem korrekten Empfänger zugeordnet werden, wird sie mit einem entsprechenden Vermerk an den Absender zurückgeschickt. „Hierbei handelt es sich jedoch um absolute Einzelfälle, auch im Bereich Schönau-Berzdorf, betont die Pressesprecherin der Post. Jeder Einzelfall ist aus Sicht der Post einer zu viel, sagt sie. (mit SZ/abl)

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