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Wenn das Blut in Wallung gerät

Sarah Schröter hat in Rothenburg ihr eigenes Tanzstudio eröffnet. Bald gibt es auch einen Schnuppertag.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Rothenburg. Eigentlich hätte Sarah Schröter ja genug mit ihren eigenen Kindern zu tun. Doch der vierfache Nachwuchs im Alter zwischen zwei und neun Jahren kann ihre Begeisterung für das Tanzen nicht bremsen. Im Gegenteil: Die älteste Tochter und der zweitälteste Sohn haben schon ihr Interesse angemeldet. Seit zehn Jahren ist die gebürtige Görlitzerin Tanzlehrerin, hat in ihrer Heimatstadt, aber auch beim Tanzsportverein Löbau Spuren auf dem Parkett hinterlassen. Aktionen im Rothenburger Mehrgenerationenhaus und in der Uhsmannsdorfer Kindertagesstätte „Gummistiefelchen“ brachten sie auf die Idee, sich ihr eigenes Tanzstudio einzurichten. „Daraufhin habe ich nach einem passenden Raum gesucht und bin bei der Agrarprodukt GmbH in Rothenburg fündig geworden.“ Dort hat die 33-Jährige den einstigen Versammlungssaal im Verwaltungsgebäude zuerst tageweise, seit geraumer Zeit fest angemietet und ihn tanztauglich eingerichtet. „Zuerst musste eine mobile Spiegelwand her, dann ein Tanzboden. Schließlich habe ich etwas Farbe an die Wände gebracht. Und demnächst werden noch Ballettstangen folgen.“ Für ein bisschen Kultur sollen schöne Bilder an den Wänden sorgen.

Obwohl Sarah Schröter noch gar keine richtige Werbung für ihr neues Angebot gemacht hat, rennen ihr die Interessenten von jung bis alt schon die sprichwörtliche Bude ein. In vier Tanzgruppen tummeln sich am Mittwoch und Freitag jeweils sechs bis zehn Teilnehmer. Bei den Vier- bis Sechsjährigen und den Sieben- bis Neunjährigen ist die Euphorie am größten. Aber auch die Zehn- bis 15-Jährigen sowie die Erwachsenen sind mit Begeisterung bei der Sache. Je nach Alter bekommen die Tanzschüler unterschiedliche Unterrichtsinhalte beigebracht. „Bei den ganz Kleinen lege ich großen Wert auf Improvisation. Wir beschäftigen uns mit zeitgenössisch-kreativem Kindertanz“, erklärt die Tanzlehrerin. Alltagssituationen darstellen, Emotionen, Tiere, Pflanzen, Märchenfiguren – „es macht den Kindern riesigen Spaß, durch ihre Bewegungen selbst etwas auszudrücken.“ Ebenfalls über Improvisationen tasten sich die etwas Größeren an das Thema Tanzen heran. „Hier kommen Sprung- und Körperschulungen hinzu. Auf kreative Art und Weise geht es darum, Grundlagen zu schaffen, auf denen die Mädchen und Jungs später aufbauen können“, beschreibt Sarah Schröter den Inhalt ihrer Übungsstunden.

Die Zehn- bis 15-Jährigen greifen auf bisher Gelerntes zurück, wobei auch bei ihnen Improvisationen wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung sind. In dieser Altersgruppe kommen schon Choreografien ins Spiel. „Natürlich mit dem Spielraum, auch persönliche Elemente mit einzubringen“, erklärt die junge Frau, die seit einigen Jahren in Rothenburg lebt. „Sie sollen ihren eigenen Ausdruck finden. Es bringt ihnen ja nichts, wenn sie sich ständig wie Sarah bewegen.“ An eigenen Ideen herrscht bei den jungen Leuten offenbar kein Mangel. „Jeder hat seine eigenen Vorstellungen und bereichert den Unterricht. Ich selbst lerne manchmal noch von den Kindern.“ Tanzen lebe von Emotionen, deshalb sei es ganz wichtig, die Kids mit Lust dazu zu bringen.

Tanzwettbewerbe sind eigentlich nicht das Ziel, mit dem Sarah Schröter ihr neues Studio betreibt. Öffentliche Auftritte seien jedoch ganz wichtig für das Selbstwertgefühl der Kinder. „Sie wollen zeigen, was sie gelernt haben. Und mit Kostümen tanzen, ist schon etwas Besonderes“, räumt sie ein. So hatte es Mitte Juni beim Familienfest der Freiwilligen Feuerwehr Bremenhain den ersten Beifall des Publikums für ihre Tanzschüler gegeben. Am 15. August lädt Sarah Schröter in ihren Tanzsaal in der Horkaer Straße 24 zum Probetraining ein. In Kürze sollen zusätzliche Erwachsenenkurse für Standardtänze entstehen. Auch HipHop für die jüngere Generation ist angedacht. Sie selbst möchte sich natürlich auch noch weiterbilden. „Ich bin zwar im freien Tanz, im Ballett, Jazz- und Improvisationstanz sowie in der Akrobatik schon gut unterwegs. Es gibt aber immer Dinge, in denen man sich verbessern kann.“ Vor allem in den Bereichen Improvisation, Körpersymbolik und Tanztheater wolle sie sich weiterentwickeln. Irgendwann möchte Sarah Schröter auch selbst performen. „Ich lebe für den Ausdruckstanz. Ich habe in den vergangenen Jahren schon so viel Herzblut hineingesteckt, dass ich diesen Weg unbedingt weitergehen möchte.“ Und sie beschreibt, was beim Musikhören in ihr vor sich geht. „Dann gerät mein Blut in Wallung, mein Körper zappelt. Dann muss ich mich unbedingt bewegen.“

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