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Weniger Raser in Wünschendorf

Die Fußgängerampel an der S 177 ist unter Autofahrern umstritten. Ihre Wirkung auf den Verkehr aber messbar.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Falls Facebook-Kommentare etwas mit dem tatsächlichen Zustand der Welt zu tun haben, dann ist die Fußgängerampel an der S 177 in Wünschendorf eine reine Katastrophe. „Steuergeldverschwendung!“, „Ein Zebrastreifen hätte es auch getan“ oder „Stellt die Ampel ordentlich ein!!!! Es ist einfach nicht ökologisch. Jedes Mal hält man davor und muss wieder anfahren“, lauten nur einige Bemerkungen unter einem SZ-Artikel zum Thema. Nach Ansicht der Kommentatoren funktioniere die Ampel nicht wie angekündigt. Man könne 30 fahren, wie man will, „dieses dämliche Ding“ ist trotzdem Rot, schreibt eine Autofahrerin. Nur ein Nutzer hält dagegen: „Auch wenn sich viele über die Ampel aufregen, hat Sie doch einen verkehrsberuhigenden Effekt, und das ist gut so!“

Tatsächlich zeigt die Anlage per Grundeinstellung Rot. Nähert sich ein Auto, wird es von Kameras erfasst, und das Signal springt auf Grün. Dies funktioniert allerdings nur, wenn sich der Fahrer schon in einiger Entfernung von der Ampel strikt an die vorgeschriebenen 30 km/h hält. Die Zeitspanne zwischen dem Erfassen durch den Sensor und dem Umschalten ist genau darauf getaktet.

Nach Auffassung der Ämter gibt es damit auch keine Probleme. „Aus Sicht der Verkehrsbehörde läuft die Ampel gut“; erklärt Martina Fehrmann, im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge verantwortlich für Straßen und Verkehr. Es seien derzeit keine Änderungen an der Schaltung angedacht. Ähnlich hatte sich bereits die zuständige Landesbehörde geäußert.

Wie steht es nun um die Verkehrsberuhigung? Neben dem Ziel, die Kinder sicher über die Straße zur Bushaltestelle zu bringen, sollte die Ampel auch den Verkehr in dem vieldurchfahrenen Ort beruhigen. Das ist der Gedanke hinter der außergewöhnlichen Schaltung. Einen Hinweis darauf, ob das gelungen ist, liefert der nur ein paar Meter entfernt von der Ampel stehende Bitzer. Die Fußgängerampel ging Anfang Juli in Betrieb. In den gut vier Wochen davor passierten 133 666 Fahrzeuge den Blitzer (Zeitraum 2. Juni bis 3. Juli). Davon waren 2 677 zu schnell unterwegs. Für den Folgemonat weist die Statistik des Landratsamts mit 136 414 Durchfahrten (3. Juli bis 2. August) ein leicht höheres Verkehrsaufkommen aus. Der Zahl der Zuschnellfahrer ist jedoch auf 1 657 gefallen – das entspricht einem Rückgang um 40 Prozent.

Das heißt im Umkehrschluss: Seit die Ampel steht, halten sich deutlich mehr Autofahrer an die vorgegebene Geschwindigkeitsbegrenzung.