Merken

Weltmeisterin mit Rekord

Brigitte Bonadt aus Heidenau holt im Kugelstoßen erstmals Gold bei einer Senioren-WM.

Teilen
Folgen
© Dirk Zschiedrich

Von Stephan Klingbeil

Heidenau. Das war ein Satz: Mit persönlicher Bestleistung hat Brigitte Bonadt vom SSV Heidenau vor kurzem Gold im Kugelstoßen bei den Senioren-Weltmeisterschaften im spanischen Málaga geholt. Mit einer Weite von 11,60 Metern im ersten Versuch war Bonadt der erste WM-Titel in ihrer Sportlerkarriere nicht mehr zu nehmen. Silber und Bronze in ihrer Altersklasse W 65 gingen an zwei Athletinnen aus Lettland. Darüber hinaus bedeutete ihre Goldweite zugleich neuer Sachsenrekord. Der Vorsprung von Brigitte Bonadt auf die Zweitplatzierte Hermine Bajare betrug satte 80 Zentimeter. Wie stark der Auftritt der 66-jährigen Heidenauerin war, machten ihre fünf weiteren Versuche bei dem Wettkampf deutlich: Jede dieser Weiten hätten ebenso zum WM-Sieg gereicht.

Seit 2014 wieder aktiv im Sport

„Das war was. Das geht auf keine Kuhhaut. Mein vorheriger Rekord lag bei 11,07 Metern – und nun das“, jubelte die Rentnerin nach ihrem Premierengold. „Ich war eigentlich etwas trainingsfaul, habe aber dieses Mal mehr trainiert als sonst, vor allem im Kraftbereich.“ Darüber hinaus sei sie „auch mental gut vorbereitet“ gewesen. Das hat sich ausgezahlt. „Ich habe mir gesagt, Du musst es am besten gleich im ersten Versuch schaffen“, erklärt die Senioren-Europameisterin von 2016. Bei den damaligen Titelkämpfen im italienischen Ascona hatte sie ihre bisherige persönliche Bestmarke aufgestellt. Bei der EM im Jahr davor in Polen holte sie noch mit 10,96 Meter Bronze. Die Hobbysportlerin sicherte sich dann noch weitere Titel bei Deutschen Meisterschaften in der Halle und unter freiem Himmel. Und im Diskuswurf feierte sie auch auf Bundesebene Erfolge.

Erst seit Januar 2014 war die Heidenauerin wieder aktiv im Sport. Bis zu ihrem 18. Lebensjahr war Brigitte Bonadt Kugelstoßerin an der Sportschule in Frankfurt (Oder). Später spielte sie gar in der DDR-Liga Volleyball. Als die gebürtige Frankfurterin dann nach Heidenau zog, wollte sie wieder Sport treiben. So begann sie im Januar 2014 beim SSV – und wurde schon wenige Wochen später Sächsische Hallenmeisterin und dann auch noch Deutsche Meisterin. Für die Drittplatzierte der Wahl der Sportler des Jahres 2016 im Landkreis folgten noch weitere Titel. Nun aber der Höhepunkt – und das bei einem Turnier, bei dem sich rekordverdächtige fast 8 200 Teilnehmer gemeldet hatten, darunter 600 deutsche. „Es waren unwahrscheinlich viele Senioren hier, bei meinen Wettkämpfen waren es jeweils um die 30“, sagt die Hobbysportlerin. „Ich mache das vor allem zum Spaß, für mich. Es ist aber auch unglaublich, wie fit manche im hohen Alter noch sind. Es gab hier, bei der WM, sogar eine Sprintstaffel mit 95-Jährigen.“

Hanke wird Vierte im Speerwurf

Nach ihrem sensationellen Titelgewinn im Kugelstoßen wurde Brigitte Bonadt in Spanien auch noch Vierte im Diskuswerfen (W 65) – mit 26,23 Metern. Ebenfalls Vierte wurde auch ihre Teamkollegin Kristina Hanke vom SSV im Speerwurf, mit der sie als einzige Sportlerin aus der Region in Málaga angetreten war. „Kristina war enttäuscht, sie hatte sich mehr erhofft“, sagt Bonadt. Jedoch war die Europameisterin von 2017 auch angeschlagen an den Start gegangen. Nach Bronze bei der WM 2015 in Lyon hat die Speerspezialistin nun das Podest verpasst. Beim Weltrekord-Sieg der US-Seniorin Linda Cohn (34,81) hatte sie trotz ihrer 26,77 Metern im letzten Versuch Edelmetall klar verfehlt. Trotzdem war die 69-Jährige aus Dresden-Eschdorf beste Deutsche im Finale, für das sich 14 Starterinnen qualifiziert hatten.

Kristina Hanke konnte sich dann aber doch noch über Edelmetall freuen. Am letzten Wettkampftag gewann sie zusammen mit Marion Ertl, Ingeborg Thoma und Ute Ritte in der deutschen 4 x 100 Meter Staffel Bronze hinter Weltmeister Großbritannien und Australien. Es war ein versöhnlicher Abschluss einer besonderen Senioren-WM für den SSV Heidenau. Und so kehrten beide Heidenauer WM-Starterinnen mit einer Medaille heim.