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Weltliteratur in Reichenau

Das Kastanienhof-Theater hat eine neue Veranstaltungsreihe. Dabei knistert’s im Kuhstall.

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© Foto: privat

Von Anja Ehrhartsmann

Reichenau. Wie das „Gretchen“ in den „Faust“ kommt, wollen Silke Führich und Reinhardt Schuchart unter anderem beim Auftakt ihres neuen Veranstaltungsprogramms beantworten. „Klassik am Kamin“ heißt die Reihe, die zum ersten Mal im November auf dem Kastanienhof in Reichenau gastiert. Dabei wollen sich die beiden Theater-Profis mit dem „Urfaust“ von Johann Wolfgang von Goethe beschäftigen.

Das Ganze soll aber keine trockene Abhandlung werden, sondern ein unterhaltsamer Abend, in dessen Mittelpunkt eine szenische Lesung des Stückes in gekürzter Fassung steht, betonen Silke Führich und Reinhardt Schuchart. Als Darsteller tragen sie den klassischen Stoff etwa 50 Minuten lang vor. „Was sehr amüsant ist, da wir beide in die unterschiedlichen Rollen schlüpfen und diese auch permanent wechseln.“ Zum Beispiel ist Silke Führich im „Urfaust“ mal der Teufel und im nächsten Satz das Gretchen. Reinhardt Schuchart wechselt zwischen dem Faust und der Marthe hin und her.

Zu Beginn gibt es eine Einführung in den historischen Kontext. „Unser Publikum erfährt vor der Lesung viel über die Hintergründe und die Entstehung des Stückes, was beim ,Urfaust‘ sehr interessant ist“, erklären die beiden Theater-Macher. Außerdem wird Goethes Jugendbiografie behandelt, bis er etwa 22 Jahre alt war – das Alter, in dem er den „Urfaust“, den er selbst nie so nannte, geschrieben hat.

Und wie der Name schon sagt, darf bei „Klassik am Kamin“ das gemütliche Ofenprasseln nicht fehlen. Die szenischen Lesungen finden deshalb in entspannter Atmosphäre im ehemaligen Kuhstall statt. „Dort haben wir einen richtigen Bullerjan in der Ecke stehen“, sagt Silke Führich. Anders als bei ihren Theater-Produktionen wird das Drumherum bei den Leseabenden eher reduzierter sein. „Bei diesen Veranstaltungen brauchen wir nur uns selber und zwei Notenständer. Bühnenbild und Kostüme entfallen vollständig“, sagen Silke Führich und Reinhardt Schuchart.

Sich mit den großen Klassikern der Weltliteratur auseinanderzusetzen, ist für Silke Führich und Reinhardt Schuchart bekanntes Terrain. An die 200 Veranstaltungen, zu sehr vielen Klassikern, haben die beiden über Jahre hinweg in den Dresdener Bibliotheken bestritten. Zum einen als Projekt „Klassik verstehen“, das sich speziell an Schulklassen richtete, zum anderen als offenes Angebot für ein interessiertes Publikum. „Mit diesem Jahr haben wir die Veranstaltungen in den Dresdener Bibliotheken eingestellt, da unser eigener Hof und das Theater uns zu sehr fordern.“

Für den Auftakt ihrer Veranstaltungsreihe wünschen sich die beiden Theater-Profis um die 60 Zuschauer. Silke Führich und Reinhardt Schuchart sind zuversichtlich, dass ihnen das auch gelingt: „Wir gehen davon aus, dass es genügend interessiertes Publikum in unserer Region gibt, das wir auf diesem Weg für Klassik begeistern können.“

Zweimal im Jahr soll es künftig „Klassik am Kamin“ geben, jeweils in der kühleren Jahreszeit, einmal im November und einmal im Januar. „Jedes Mal wollen wir uns einem Klassiker der Weltliteratur zuwenden.“ Auch das Januar-Programm steht schon fest. Dann soll William Shakespeares „Hamlet“ näher beleuchtet werden. Und zwar deshalb, weil „Hamlet“ ihr nächstes großes Theaterprojekt sein wird, wie Silke Führich und Reinhardt Schuchart verraten. Im Frühjahr und Herbst 2019 wollen sie das Stück gemeinsam mit ihrer Laienschauspieltruppe auf die Bühne bringen.

„Klassik am Kamin“ mit dem „Urfaust“ von Johann Wolfgang von Goethe am 11. November, von 17 bis 19 Uhr. Karten gibt es für zehn Euro. Reservierung unter Telefon 037326 899641.