Merken

Wellness für Pferde

Die White Horse Ranch in Kaufbach ist für ihre Tierhaltung ausgezeichnet worden. Dort geht es nicht nur den Vierbeinern gut.

Teilen
Folgen
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner

Kaufbach. Viel Arbeit steckt in der Ranch, die sich Familie Esfeld am Rande des kleinen Wilsdruffer Ortsteils Kaufbach in den vergangenen 23 Jahren aufgebaut hat. „Wir haben 15 Jahre auf Urlaub verzichtet“, sagt Ranch-Gründer Gerhard Esfeld. Es gab keine Investoren. Alles, was rund um den Vierseithof entstanden sei, habe seine Familie mit ihren Händen geschaffen.

Davon zeigte sich auch Roland Klemm beeindruckt. Er ist Leiter des Referats Tierzucht und -hygiene beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und kam dieser Tage vom nordsächsischen Köllitsch nach Kaufbach, um den Reiterhof auszuzeichnen. Die White Horse Ranch hat erneut erfolgreich am Landeswettbewerb „Tiergerechte und umweltgerechte Haltung“ teilgenommen. Dafür gab es eine Urkunde und eine Messingtafel.

Acht Reiterhöfe hatten sich an dem Wettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet, beteiligt. Jeder Hof wurde von einer Expertenkommission besucht. Drei Stunden schauten sich die Fachleute, unter anderem Experten vom Pferdegesundheitsdienst und dem Landestierschutzverein, auf den Höfen um. Zuvor hatten sie die Protokolle von diversen Kontrollen studiert. Bei sieben der acht Höfe gab es nichts zu beanstanden, sie bekamen Urkunden.

Gewonnen hat den Wettbewerb das Gut Heinrichshof in Kleinröhrsdorf bei Radeberg. Die White Horse Ranch hatte auch gute Chancen. „Doch es kann nur einer gewinnen“, sagte Roland Klemm. Es gab viele Dinge, die den Experten an der Ranch gefallen haben, erläutert er. Der Reiterhof, der sich auf das Westernreiten spezialisiert hat, legt großen Wert auf eine artgerechte Tierhaltung, sagt Juliane Bergmann. Sie arbeitet beim Sächsischen Landesbauernverband, gehörte auch der Kommission an und war bei der Übergabe der Urkunde mit dabei. „Die Bedingungen, unter denen die Pferde hier leben, sind top“, sagte sie.

Die 35 Tiere, von denen 14 der Familie selbst gehören und 21 sogenannte Pensionspferde sind, leben in Herden. Von April bis zum Dezember sind die Tiere tagsüber in kleinen zueinanderpassenden Gruppen auf der Koppel, nachts und im Winter werden sie in sogenannten Offenställen gehalten. Auch bei der Ernährung achten die Kaufbacher auf das Tierwohl. „Wir füttern nur wenig Kraftfutter, weil das nicht besonders gesund ist“, sagt die Ranch-Leiterin Brenda Esfeld. Stattdessen gibt es sogenanntes Raufutter, also Silage und Heu.

Drittgrößter Ausbildungsbetrieb

Um die Tiergesundheit kümmern sich ein Homöopath, ein Tierheilpraktiker, ein Osteopath, ein Huforthopäde und ein Hufpfleger. Und für das Training stehen den Reitern und Pferden auf dem mehr als 20 Hektar großen Grundstück der Familie eine große Reithalle, ein Reitplatz, ein Trailplatz, eine überdachte Kreisbahn und ein 1,8 Kilometer langer Reitweg zur Verfügung. Beeindruckt zeigte sich die Kommission auch vom Engagement in der Ausbildung. Denn der Kaufbacher Familienbetrieb ist mit sechs Lehrlingen Sachsens drittgrößter Ausbildungsbetrieb für Pferdewirte. Mehr Azubis gibt es nur bei den beiden staatlichen Gestüten in Moritzburg und Graditz, sagte Klemm.

Angenehm aufgefallen sei der Bewertungskommission, dass der Familienbetrieb ein Herz für alte Pferde hat. Die werden hier nicht zum Schlachthof geführt, sondern liebevoll gehalten. Für Brenda Esfeld ist das eine Selbstverständlichkeit. „Bei uns sind Pferde schon 33 und 34 Jahre alt geworden“, sagt sie. Gegenwärtig sind die ältesten Pferde zwischen 25 und 31 Jahren alt. Auch sie werden noch geritten. Einzige Ausnahme sei eine erblindete Stute.

Lob gab es für die Aktivitäten abseits vom Pferdesport. „Die Ranch kümmert sich auch um das Wohlergehen von Fledermäusen, Kröten und Fröschen“, sagte Klemm. Die Esfelds haben unter anderem Greifvogelständer aufgestellt, über 600 Bäume auf dem Grundstück gepflanzt und Rückzugsorte für Insekten und Schlangen geschaffen. Damit Kröten nicht von den Autos auf den angrenzenden Straßen überfahren werden, errichtet die Familie alljährlich auch Krötenzäune. In diesem Jahr ist eine Bienenwiese dazugekommen.

Brenda Esfeld zeigte sich nach der Urkundenübergabe glücklich. „Ich freue mich riesig.“ Obwohl es bei dem Wettbewerb keine Geldprämien gibt, hat ihr dieser einiges gebracht. Denn die Experten haben sich nur den Hof und die Weiden angeschaut und bewertet. Sie gaben ihr auch Tipps, was sie noch verbessern kann. „Mit der Zeit wird man betriebsblind. Da ist es gut, wenn Außenstehende mal über die Schultern schauen“, sagt Brenda Esfeld. Größere Änderungen muss sie nicht vornehmen. Es sind eher Kleinigkeiten.