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Weißeritz bereits 2020 flutsicher

Ein Großteil des Flusses ist schon ausgebaut. Die Wasserbauer werden fast zwei Jahre früher fertig als geplant. Was sie alles geschafft haben.

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© René Meinig

Von Peter Hilbert

Hoch empor ragt das Bohrgerät am rechten Flussufer. Ende Mai war es am Weißeritzknick durch die Fluten zur Baustelle oberhalb der Brücke Kesselsdorfer Straße gerollt. Allerdings war dies erst nach dem dreitägigen Baustopp möglich, da unweit entfernt am 22. Mai an der Ecke Werner-/Löbtauer Straße eine rostige Fliegerbombe gefunden wurde. Seit Anfang Juni wird nun unermüdlich gebohrt. Der Ausbau von Dresdens gefährlichstem Fluss ist weit fortgeschritten. „Seit 2013 ist es relativ trocken geblieben“, sagt Projektleiter Reinhard Scholz von der Landestalsperrenverwaltung (LTV). Deshalb kamen die Wasserbauer gut voran.

Der Fortschritt: Über vier Kilometer sind bereits ausgebaut

2009 hatte die LTV mit dem Ausbau begonnen. Bis zu anderthalb Meter tiefer wird der Fluss ausgebaggert, damit das Wasser bei einer Flut gut abfließt. In so einem Fall wird die Weißeritz zu Dresdens gefährlichstem Fluss, wie die Jahrhundertflut 2002 gezeigt hat. Deshalb wird sie zwischen der Mündung und der Bienertmühle auf einer Länge von 4,7 Kilometern ausgebaut. „Mit rund vier Kilometern haben wir 85 Prozent davon geschafft“, sagt Scholz. Rund 36 Millionen Euro kostet der Weißeritzausbau in Dresden. Bis zum Schutzgrad für ein 200-jährliches Hochwasser übernimmt der Freistaat die Kosten. Er investiert knapp 24 Millionen Euro. Dresden legt über zwölf Millionen drauf, damit der Fluss für eine 500-jährliche Flut wie 2002 ausgebaut wird. In dem Fall fließen 400 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.

Die fertige Baustelle: Flusszufahrten müssen noch beseitigt werden

Die Arbeiten im anderthalb Kilometer langen Abschnitt zwischen den Brücken Tonberg- und Fröbelstraße sind abgeschlossen. Dort müssen nur noch Stahlwände von einstigen Gewässerzufahrten beseitigt und die Böschung wiederhergestellt werden.

Im nächsten Stück bis zur Brücke Wernerstraße ist der Ausbau des Flussbetts fertig. Allerdings können die letzten Arbeiten erst Ende 2019 abgeschlossen werden. Links unterhalb der Brücke Wernerstraße müssen eine Gewässerzufahrt und ein Damm aus Stahlbohlen bleiben, der die Baustraße in der Weißeritz vom Wasser abschottet. Das ist nötig, da wegen des Haltestellenbaus an der Kesselsdorfer dort keine Zufahrt für Baumaschinen zum Weißeritzknick möglich ist.

Der Flussknick: Gefährlicher Bogen an Kesselsdorfer Straße wird entschärft

Derzeit wird der gefährliche Weißeritzknick zwischen den Brücken Kesselsdorfer und Löbtauer Straße entschärft und zu einer galanten Flusskurve breiter ausgebaut. So kann das Wasser besser abfließen. Am rechten Flussufer wird eine 100 Meter lange Ufermauer gebaut, die fast einen Meter höher wird als die alte. Beim ersten Stück vorm Gründerzentrum bilden zehn Meter lange Bohrpfähle die Basis. Davor errichten Wasserbauer eine Stahlbetonwand, die später noch mit Sandsteinen verkleidet wird. Im anschließenden Abschnitt kommt die neue Uferwand auf die 90 Zentimeter starken Stahlbeton-Bohrpfähle.

Im letzten Stück arbeitet das Bohrgerät daran, die Löcher für die Pfähle in den Untergrund zu treiben. Auf ihnen wird später die Mauer errichtet. Dort sollte ursprünglich eine Wand nach herkömmlicher Bauweise errichtet werden. Dafür bleibt aber nicht genügend Platz. Dort liegt eine Fernwärmeleitung. Bei einer Kampfmittelsondierung wurde Metall geortet. Das können auch Bomben oder Granaten sein. Die Räumung ist nicht möglich. Deshalb wurde die andere Technologie gewählt.

In der Flussmitte errichten die Bauleute noch eine Betonwand. Links wird zudem eine große Mulde angelegt. In die kann der Fluss ab einer zehnjährlichen Flut überlaufen. In solchen Fällen wird das Wasser zurückgehalten. Es fließt später bei niedrigem Pegel ab. Bis Mitte 2020 soll der Weißeritzknick ausgebaut sein.

Der nächste Abschnitt: Mittelrinne wird ab diesem Monat ausgebaut

In einem etwa 200 Meter langen Stück unterhalb der Brücke Oederaner Straße wird bis Jahresende noch eine fünf Meter breite Mittelwasserrinne ausgebaut. Geplant ist, auch das Flussbett bis zum Kino in der Fabrik bis 2020 auszubauen. „Wenn alles gut läuft, können wir spätestens Mitte 2020 fertig werden“, sagt Scholz. Damit wäre der Weißeritzausbau in Dresden fast zwei Jahre früher fertig als geplant.