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Weinböhlaer Balkanfahrer im Fernsehen

Ein Kamerateam begleitet die drei Männer auf einer ganz besonderen Rallye. Mit einem Abstecher zu Draculas Burg.

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Von Ines Scholze-Luft

zum Schluss haben wir die Kamera ignoriert, sagt Tobias Schneider. Die Kamera, die die drei Freunde aus Weinböhla – Tobias Schneider (49), Robert Weise (36) und Joris Czytrich (53) – über 4 000 Kilometer quer durch Europas wilden Osten begleitet hat. Auf der Rallye Balkan-Express. Von Dresden nach Salzburg in zehn Tagen, über Ungarn, Rumänien, Montenegro.

Achtung Aufnahme. Großes Bild: Tobias Schneider (2.v.l.) und Robert Weise (l.) werden auf der vor Kurzem stattgefundenen Balkan-Express-Rallye vom begleitenden Filmteam ins Visier genommen. Die grüne Tonne an ihrem schwarzen Mercedes W 124, Baujahr 1993,
Achtung Aufnahme. Großes Bild: Tobias Schneider (2.v.l.) und Robert Weise (l.) werden auf der vor Kurzem stattgefundenen Balkan-Express-Rallye vom begleitenden Filmteam ins Visier genommen. Die grüne Tonne an ihrem schwarzen Mercedes W 124, Baujahr 1993,
Achtung Aufnahme. Großes Bild: Tobias Schneider (2.v.l.) und Robert Weise (l.) werden auf der vor Kurzem stattgefundenen Balkan-Express-Rallye vom begleitenden Filmteam ins Visier genommen. Die grüne Tonne an ihrem schwarzen Mercedes W 124, Baujahr 1993,
Achtung Aufnahme. Großes Bild: Tobias Schneider (2.v.l.) und Robert Weise (l.) werden auf der vor Kurzem stattgefundenen Balkan-Express-Rallye vom begleitenden Filmteam ins Visier genommen. Die grüne Tonne an ihrem schwarzen Mercedes W 124, Baujahr 1993,

Ein gewaltiger Ritt für alle 170 Teams. Erst recht für das rallyeunerfahrene Trio im schwarzen Mercedes W124. Ein Arbeitstier, das die Männer nie im Stich lässt. Zum Glück, ist die Zeit doch so schon knapp. Und weder Autobahn noch Navi erlaubt.

Allerdings blockiert schnell mal was die Weiterfahrt. In Rumänien eine süße kleine Katze, die nur ungern unterm Mercedes hervorkommen will. Auch die Aufgaben für die Rallye-Teilnehmer sind nicht ohne: Ein Foto mit Schaf auf dem Beifahrersitz schießen, das Auto von einem Pferd ziehen lassen, mit einem rumänischen Kraftfahrer Armdrücken proben. Dazwischen fix berghoch und -runter, abends noch hurtig im Hellen das Zelt aufbauen – im Auto hat nur ein Schlafkandidat Platz.

Durch das Filmteam war es noch anstrengender, sagt Joris. Obwohl er und seine Mitstreiter von den vier Leuten begeistert sind. Aber die Dreherei hat ihren eigenen Rhythmus. Da läuft einer ungeplant durchs Bild, noch mal das Ganze. Das Aussteigen könnte besser aussehen, wieder rein und raus. Das Licht passt nicht, da gehen wir drei Meter weiter.

Ja, das kostet Zeit, macht jedoch auch Spaß, dank des guten Kontakts, erklärt Tobias. Die Filmleute laden ihre Protagonisten auch mal mit zu Frühstück oder Kaffee ein. Produzentin und Regisseurin Vivian, Kamerafrau Alexa sowie die Techniker Simona und Clemens begleiten den Rallye-Tross im Wohnmobil. Eine Premiere auch für die Filmcrew. Ist sie doch erstmals in dieser Zusammensetzung unterwegs. Muss streckenmäßig mithalten, arbeiten, die teure Technik im Blick haben – selbst Aufnahmen per Drohne sind drin.

Auch die drei Freunde müssen sehen, wie sie fast zwei Wochen 24 Stunden am Tag miteinander auskommen, auf engem Raum. Noch dazu werden sie verkabelt und von einer Gopro, einer Action-Kamera, begleitet. Müssen manchmal den Benz verlassen, weil die Filmer mit Kamera und Beleuchtung mitfahren und dann nur noch ein Weinböhlaer reinpasst.

Der Begeisterung für die Tour tut das keinen Abbruch. Tobias schwärmt vom wunderbaren Oridsee an der Grenze zwischen Mazedonien und Albanien. Er habe noch nie so sauberes Wasser gesehen, sagt der 49-Jährige. Der gleich hineinsteigt und von einem Schwarm Putzerfische völlig unentgeltlich ein Extra-Peeling bekommt.

Die Männer erinnern sich an Niš, drittgrößte Stadt Serbiens, schmuddelig, aber mit den schönsten Frauen. An das unproblematische Passieren der vielen Grenzen, an die Serpentinen, die manchen Magen überfordern. An die Brückenspringer in Mostar. Und an die anderen Rallye-Reisenden, zwei mutige Damen im Opel Corsa, zwei Franzosen im Citroen Mehari, dem berühmten Louis-de-Funes-Jeep.

Alle sind nicht nur wegen der wilden Fahrerei dabei, sondern auch in sozialer Mission. 287 000 Euro haben die 170 Teams gesammelt für soziale Zwecke. Die Weinböhlaer überbringen ihre Spende selbst: 1100 Euro – unter anderem durch ein Fest im Heimatort gesammelt – für den Verein Kinderhilfe für Siebenbürgen e.V., übergeben in Sibiu, Hermannstadt, an Rumänienaktivistin Jenny Rasche, die mehrere Hilfsprojekte für Roma-Kinder ins Leben rief.

Tobias und Joris sind sich einig, sie würden jederzeit wieder eine solche Tour machen. Wenngleich nicht in der Stressform. Joris will sich Sarajewo noch mal in Ruhe anschauen. Wo er schon mehrmals war und sich heimisch fühlt. Tobias würde gern zurückkehren ins mazedonische Skopje. Und zur Dracula-Festung Poenari – eine Burg in den Südkarpaten, einst Residenz des Fürsten Vlad Tepes – Beinamen „Der Pfähler“. Damit verbindet die Weinböhlaer ein spezielles Rallye-Erlebnis. Vom Dracula-Campingplatz ging es um Mitternacht hoch zum Schloss. 1 480 Treppenstufen durch den Wald, bei Vollmond. Nur gut, dass Tobias für jeden eine Knoblauchzehe gegen die Vampire dabei hat.

Ob das auch im Film über die Balkanfahrer zu sehen ist? Wie die morgendliche Reinigung im Fluss, im Adamskostüm? Die drei wissen es noch nicht, sind deshalb gespannt auf den morgigen Freitag. Denn dann sind sie auf Arte zu sehen .

19.10.2018, 19.40 Uhr, Arte: Balkan-Rallye – 4 000 Kilometer durch den wilden Osten

http://sz-link.de/Balkan-Rallye