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Weihnachtsmänner bleiben noch im Lager

In Tante-Emma-Läden rund um Niesky bestimmt die Chefin selbst, ab wann es Spekulatius, Stollen und Pfefferkuchen gibt.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Bei uns ist noch nicht Weihnachten, sondern erst mal Herbst“, sagt Simone Schubert, seit zehn Jahren Inhaberin von Schuberts Einkaufsmarkt und einem Partyservice in Kreba-Neudorf. Anders als in den großen Lebensmittel-Märkten und Discountern stehen in ihrem Laden in Neudorf noch nicht die Regale voller Weihnachtsware. Erste Stollen und Kekse von der Klittener Bäckerei Medack gibt es seit dieser Woche. Mehr vorerst nicht, sagt Simone Schubert bestimmt. Schokoweihnachtsmänner, Dominosteine und Lebkuchen bietet sie wahrscheinlich erst in der Adventszeit an. „Ich mache das wetterabhängig, sonst hat man doch keinen Herbst“, sagt die Geschäftsinhaberin.

So sieht das auch Anniko Schmidt. Seit zehn Jahren ist sie Chefin des Minishops in Klitten. Erst nach dem Totensonntag haben Weihnachtsmänner & Co bei ihr eine Chance. „Wenn das schon Ende August in den Regalen steht, das finde ich furchtbar“, sagt sie. Mit ihren Kunden sei sie da einer Meinung, sagt Anniko Schmidt. Jetzt Weihnachtsnaschereien besorgen, das ist ihnen zu zeitig. Deshalb kauft die Chefin des Minishops solche Waren auch noch gar nicht im Großhandel ein. „Ich werde nicht mehr beliefert, sondern kaufe selbst ein, in Görlitz und in Bautzen“, so die Geschäftsfrau. Das nehme zwar viel Zeit in Anspruch, aber dafür habe sie auch nichts auf Lager, was erst Wochen später in den Verkauf gehen soll. Anfang November werde sie sich um Weihnachtsmänner kümmern, kündigt die Klittenerin an.

Diese Wahl hat wiederum Konstanze Jahn nicht. Die Daubitzerin ist verantwortlich für jede Menge Tante-Emma-Läden, die durch die Bäckerei Höfchen betrieben werden. In Kreba-Neudorf, Reichwalde, Daubitz, Weißkeißel und in Rietschen sowie in Verkaufswagen mit dem gesamten Handelswarensortiment sorgt die Bäckerei von Konstanze Jahns Vater Lothar Höfchen für Backwaren, Getränke, Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs. Bereits Anfang September hat der Lieferant die weihnachtlichen Naschereien gebracht. Adventskalender, Pfefferkuchen, Weihnachtsschokoladen stehen noch im Lager. „Wir sind ein kleiner Händler und werden erst nach den großen Märkten mit Weihnachtsware beliefert“, erzählt Konstanze Jahn. Das sei aber kein Problem. Denn die Kunden fragen auch noch gar nicht nach Weihnachtssüßigkeiten. „Das war so lange warm. Wir haben ja gerade noch Eis verkauft“, ist für die Verkaufsleiterin eine Erklärung. Jetzt sollten sich erst mal herbstliche Gefühle einstellen, der Wunsch nach warmer Suppe und einem schönen Tee.

Die Leute seien sowieso gesättigt. „Die Vorfreude auf die Süßigkeiten zu Weihnachten gibt es gar nicht mehr. Das ist schade. Jeder Markt will der Erste sein, und die Ware verkaufen. Und zu Weihnachten ist die Nascherei dann nichts Besonderes mehr“, sagt Konstanze Jahn. Deshalb findet sie das gut, dass die Entscheidung, wann welche Ware in die Regale gepackt wird, nicht fremdbestimmt ist und von den Kundenwünschen abhängig gemacht werden kann. Anders als viele Bäckereien im Landkreis wird in der Bäckerei Höfchen auch erst nach den Oktoberferien mit dem Stollenbacken begonnen.

„Der Laden“ heißt der noch relative junge Tante-Emma-Laden in Horka, der im Erdgeschoss des ehemaligen Gasthauses „Deutsches Haus“ eingerichtet wurde. Hier stehen Stollen, Spekulatius, Dominosteine und Pfefferkuchen schon zum Verkauf bereit. „Wenn uns das geliefert wird, dann siehst du auch zu, dass es in den Laden kommt“, sagt Verkäuferin Antje Biehain. Jetzt schmecke es am besten, da man das das Jahr über nicht hatte, findet sie. Selber frage man sich zwar, ob das im Herbst schon sein müsse. Je kühler die Tage werden, desto eher greifen die Kunden zu. Antje Biehain und ihre Kolleginnen aus dem Horkaer Laden bekommen zwar auch zu hören, dass es für Weihnachtsnascherei noch zu früh wäre. Aber: „Die Leute schimpfen darüber und kaufen es trotzdem“, sagt Antje Biehain.

Übrigens steht für Händler genaugenommen schon fast Ostern vor der Tür. „Die Osterbestellung habe ich schon im Juni/Juli gemacht“, sagt Konstanze Jahn.