Für manchen Dynamo-Spieler ist in diesem Jahr einiges anders – wie die Profis das Fest verbringen.
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Von Sven Geisler
So hatte sich Marco Hartmann die Weihnachtstage eigentlich nicht vorgestellt. „Ich dachte, dass wir diesmal das Zentrum sind und uns alle besuchen“, sagt Dynamos Kapitän über seinen Plan für die Feiertage. Der erschien ihm entspannter, denn seit März sind sie zu dritt mit Freundin Jule und Sohn Carlie. „Aber wir werden genauso viel unterwegs sein“, erzählt der 29-Jährige und lacht. Trotzdem ist diesmal vieles anders. „Man betrachtet Weihnachten mehr durch die Augen des Kindes, auch wenn er noch klein ist und davon wahrscheinlich weniger mitbekommt“, sagt der Papa. „Aber man empfindet seine eigene Kindheit nach, ein schönes Gefühl.“
Was machen die Dynamos zu Weihnachten?
Auch für Pascal Testroet und seine Frau Michelle ist es das erste Weihnachten mit Töchterchen Emilia. Seine Eltern und seine Schwester Isabel mit ihrer Tochter kommen zu Besuch. Urlaub genehmigt sich der Stürmer jedoch nicht. Dabei würde es ihm nicht an Zielen mangeln, Sonne im Winter mag der 27-Jährige schon ganz gerne. Doch diesmal bleibt Testroet im nasskalten Dresden. Seit er sich im ersten Saisonspiel das Kreuzband gerissen hat, kämpft er so hochmotiviert um sein Comeback, dass Trainer Uwe Neuhaus sagt: „Ich muss ihn in seinem Eifer oft sogar bremsen, damit er nicht zu viel macht.“
Testroets Antrieb, nach der Winterpause so schnell wie möglich auf dem Platz zu stehen, ist größer als die Reiselust. Also wird er auch am 24. Dezember sowie an den Feiertagen trainieren. Und sein Programm für Silvester ist ebenfalls schon aufgeschrieben. „Es tut verdammt weh, nicht mitspielen zu können“, sagte er der Bild – und kündigte an: „Jetzt beginnt die zweite Halbzeit meiner Karriere.“
Hartmann hatte sich zum Jahresende einen Muskelfaserriss zugezogen, weil Philip Heise ihn im Training mit seinem straffen Schuss am Oberschenkel erwischt hat. Deshalb hat auch der Kapitän nicht gleich freigemacht, sondern bis Mittwoch mit den Physiotherapeuten gearbeitet. Die erste Station auf seiner Weihnachtstour war dann am Donnerstagabend Hamburg bei einem Konzert seines Schulkumpels Martin Kohlstedt, Instrumentalmusik mit elektronischem Akzent. „Er tourt schon länger europaweit, aber vor 2 500 Leuten in der ausverkauften Elbphilharmonie, das wird cool“, sagt Hartmann vorher.
Danach geht es erst zu seiner Familie ins thüringische Eichsfeld, über die Feiertage zu Jules Eltern. Nächste Woche ist er zurück in Dresden, um sich behandeln zu lassen und zu trainieren. „Über Silvester fahren wir noch für ein paar Tage ins Riesengebirge, ein bisschen den Schnee genießen.“ Auf Kälte und Eis hat Jannik Müller keine Lust. Der Verteidiger hatte sich besonders über die Niederlage zum Jahresabschluss geärgert, doch nach der selbstkritischen Analyse schaltet auch der 23-Jährige in den Urlaubsmodus: „Ich feier mit meinen Eltern Weihnachten, danach fliege ich mit meiner Freundin nach Dubai.“
Dagegen sagt Paul Seguin: „Ins Warme werde ich sicher nicht fliegen, aber zwei Tage nach London, das wäre etwas, das könnte man mal machen. Ich bin ein spontaner Typ.“ Er hat sich kürzlich von seiner Freundin getrennt und verbringt den Heiligabend bei seinen Eltern in Stendal. „Die habe ich lange nicht mehr gesehen. Ich habe vier Brüder, viele Nichten und Neffen und freue mich, sie alle mal wieder zu sehen genauso wie meine Freunde.“ Seine Herausforderung ist es, die Geschenke geschickt zu verteilen. „Unsere Familie ist echt riesig. Deshalb schenken wir den Kindern eigentlich nichts“, sagt der 22-Jährige – und verrät, dass er trotzdem einige Überraschungen hat. Wer sie bekommt, „das wechsle ich immer ein bisschen ab“.
Während der Trainer an der Nordsee entspannt, hofft Sportvorstand Ralf Minge, über den Jahreswechsel endlich etwas mehr Zeit für seine Frau, die Kinder und Enkel zu haben. „Ich gehe davon aus, dass es ein bisschen luftiger wird und ich mit ihnen Zeit verbringen kann“, sagt der 57-Jährige. Der erste und vielleicht wichtigste Neuzugang steht mit Marcel Franke fest, trotzdem ist sich Minge nicht sicher, ob er wirklich zur Ruhe kommt? „Da bin ich selber gespannt, voriges Jahr ist es mir nicht so ganz gelungen.“
Den wohl verrücktesten Start in den Urlaub hatte Andreas „Lumpi“ Lambertz. Er hätte von Duisburg aus in nur einer halben Stunde bei seiner Frau und den zwei Kindern in Düsseldorf sein können, musste aber erst nach Dresden zurück: seinen Hund holen. Weil sie zum Spiel geflogen waren, konnte er den nicht mitnehmen. „Ich werde also in den nächsten 24 Stunden locker zwölf, dreizehn Stunden im Bus und Auto verbringen“, sagte der 33-Jährige am Sonntag. Einmal hin, einmal her. Inzwischen ist auch er angekommen. „Es gibt Schlimmeres, alles gut.“ (mit SZ/-yer, dk)