Merken

Wegen Überfüllung geschlossen

Öffentliche Toiletten in Löbau sind nicht nutzbar, weil die Münzschlitze verstopft sind. Und auch an Sauberkeit mangelt’s.

Teilen
Folgen
© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Wildpinkler sind immer mal wieder ein Ärgernis in Löbau. Immer wieder beschweren sich auch Stadträte in den Ratssitzungen über dieses Verhalten – und in aller Regel wird es dabei Angehörigen einer Trinkerszene zugeordnet. Am Busbahnhof Löbau greift aber mancher als Akt letzter Not dazu. Neben dem Kiosk ist eine von der Stadt Löbau betriebene öffentliche Toilettenanlage. Doch seit Wochen ist der Zugang blockiert. Die stählernen Türen sind mit einem Münz-Mechanismus ausgestattet. Gegen den Einwurf von 20 Cent sollten sich die Türen öffnen. Weil an Damen-, Herren-, und Behindertentoilette diese Mechanik defekt ist, bleiben sie verschlossen. Beschädigungen an den Einwurfschlitzen zeigen, dass daran gewaltsam manipuliert wurde.

Die Toilette am Busbahnhof ist schon seit Wochen blockiert.
Die Toilette am Busbahnhof ist schon seit Wochen blockiert. © Markus van Appeldorn
Überall wurde am Münzeinwurf manipuliert.
Überall wurde am Münzeinwurf manipuliert. © Markus van Appeldorn

Der Stadtverwaltung ist das Problem bekannt – lösen konnte sie es bislang nicht. „Der Gemeindevollzugsdienst realisiert wöchentlich die Leerung beim Münzeinwurf und versucht, vorerst immer die Schäden oder Verstopfungen selbstständig zu entfernen“, informiert Pressesprecherin Eva Mentele auf SZ-Anfrage. Den Eingangsmechanismus der Toilettentüren am Busbahnhof sei allerdings nicht von den eigenen Kräften zu reparieren gewesen. Für die Wartung der städtischen Toilettenanlagen ist laut Mentele das Bauamt zuständig. Daher habe man nun eine Fach-Firma mit der Instandsetzung beauftragt.

Immer wieder können die öffentlichen Toiletten nicht genutzt werden. „Vandalismus am Schließmechanismus haben wir täglich“, schreibt Eva Mentele. Die Münzschlitze würden regelmäßig mit Knöpfen, Bierbüchsenverschlüssen, Fremdwährung, Pappe oder sonstigen Fremdkörpern verstopft. Aber das ist noch nicht alles, wie Eva Mentele aufzählt: „Es werden Türen rausgerissen oder so hergerichtet, dass diese nicht mehr schließen. Glasflaschen und vieles mehr wird in die Toilettenbecken geschmissen, Wände beschmiert und besprüht.“ Das ist ärgerlich – und teuer für die Stadt. „ In diesem Jahr belaufen sich die Kosten bisher auf etwa 4 000 Euro. 2017 wurden 7 100 Euro zur Schadenbeseitigung eingesetzt“, rechnet Eva Mentele vor.

Aber selbst wenn die Türen funktionieren, kann der Besuch einer der städtischen Toilettenanlagen zu einer ekelerregenden Angelegenheit werden. Die SZ probierte Funktion und Zustand des Toilettenhäuschens am Nicolaiplatz. Auch dort sind drei Toiletten mit einem Münzzugang. Der Mechanismus funktionierte hier und die Toiletten waren auf den ersten Blick sauber. Doch nach einem Schritt in den Raum schlug dem Reporter beißender Gestank entgegen. Laut Auskunft der Stadt sei die Reinigung der Toiletten an eine Reinigungsfirma vergeben. Der Vertrag sehe einen Reinigungszyklus von dreimal wöchentlich am Busbahnhof vor, am Nicolaiplatz jedoch täglich. Auch eine weitere öffentliche Toilette in den Rathaus-Arkaden werde täglich gereinigt. Für diese Toilette muss man sich den Schlüssel in der Tourist-Info abholen. Eine weitere Behindertentoilette befindet sich im benachbarten Verwaltungsgebäude am Altmarkt 17. Dort weist ein Schild auf eine Klingel und eine Sprechanlage für den Einlass hin. Auch die Toiletten im Rathaus sind öffentlich zugänglich. Weil sie sich im zweiten Stock befinden, ist der Zugang aber besonders für Rentner oft beschwerlich.

Schon vor geraumer Zeit beklagte sich die Stadt selbst über den manchmal unsauberen Zustand ihrer Toiletten. Die Anlagen würden zwar rege genutzt, aber leider auch sehr verunreinigt. „Man würde sich wirklich oft wünschen, dass die Toiletten so verlassen werden, wie man sie auch vorfinden möchte“, sagte Stadtsprecherin Eva Mentele im letzten Sommer der SZ.

Nurmehr geringe Nutzung dagegen scheint die vom Seniorenrat der Stadt angereget Aktion „Nette Toilette“ zu erfahren. Um das Toiletten-Angebot für Einwohner und Gäste zu verbessern, wurden Gastronomen und Ladenbesitzer gebeten, ihre Toiletten zugänglich zu machen und das mit dem Logo-Aufkleber zu kennzeichnen. Woicieck Rojewski von der Suppenküche „Gewölbe No. 5“ in der Sporgasse machte mit. „Es hat aber schon lange keiner mehr deswegen nachgefragt“, sagte er jetzt.