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Wechsel in der alten Schule

Das bekannte Gebäude in Weida hat einen neuen Eigentümer. Und auch im Inneren bahnen sich Veränderungen an.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Christoph Scharf

Riesa. Ist das ein Grund zum Feiern? Beim Sommerfest in der alten Heidebergschule präsentierten die neuen Besitzer stolz die neu gemachten Räume, in denen vom Jobcenter vermittelte Leute sägen, schleifen, bohren können. Unter professioneller Anleitung sollen die Hartz-IV-Empfänger lernen, wieder auf dem Arbeitsmarkt mithalten zu können. Allerdings muss Daniel Skupin, Chef des Trägervereins PTV Sachsen, beim Fest verkünden, dass das jetzt offiziell eröffnete Angebot schon in einem Monat wieder eingestellt werden muss: „Die Fördermittel laufen aus.“

Allerdings arbeite man daran, das Projekt bald fortsetzen zu können. Schließlich sollen die Investitionen in das Areal an der Kreuzstraße nicht umsonst gewesen sein: Einen sechsstelligen Betrag hatte der PTV ausgegeben, um die frühere Heidebergschule im vergangenen Jahr zu kaufen und anschließend die Nebengebäude zu modernisieren. Auch auf dem Freigelände, auf dem am Mittwoch gefeiert wurde, hat sich einiges getan: Arbeitslose aus dem Projekt „Belastungs- und Arbeitserprobung“ haben aus Bruchsteinen eine ansehnliche halbhohe Mauer errichtet, Dresdner Studenten im Rahmen eines sozialen Projekts eine solide hölzerne Grillecke gezimmert.

„Wir können uns auch vorstellen, künftig hier Kräuter anzubauen“, sagt Daniel Skupin: Wer unter Anleitung beschäftigt wird, soll auch das Gefühl bekommen, etwas Sinnvolles zu schaffen – und nicht etwa nur Papier in Streifen schneiden. Nicht nur im Garten ändert sich etwas, auch im früheren Schulgebäude stehen Veränderungen an. Aktuell sind die beiden oberen Geschosse von einer Wohngruppe belegt: Dort können insgesamt zwölf Jugendliche in eigenen kleinen Wohnungen leben, die aber rund um die Uhr auch einen Ansprechpartner vom PTV-Tochterunternehmen Biotopia vor Ort haben. Gedacht ist das Angebot vor allem für Kinder und Jugendliche, die aus schwierigen Familien oder anderen Einrichtungen kommen. Zuletzt waren aber vorrangig sogenannte Umas untergebracht – unbegleitete minderjährige Ausländer. „Deren Zahl geht derzeit wieder zurück“, sagt Susanne Altmann, Leiterin der Jugendhilfeeinrichtung. Aktuell leben sieben Umas und vier deutsche Jugendliche im Gebäude – und würden gut miteinander auskommen. „Von unseren Umas haben zuletzt fünf einen Hauptschulabschluss geschafft und vier einen Lehrvertrag unterschrieben“, sagt Susanne Altmann stolz. Das verdanke man unter anderem auch sehr engagierten Nachhilfelehrern. – Im Erdgeschoss ist traditionell der Sternwarten-Verein eingemietet, der gleich nebenan seine Teleskop-Kuppel betreibt. Daran wird sich auch nichts ändern – allerdings in der anderen Hälfte des Erdgeschosses: Da gibt es bislang eine sogenannte Clearingstelle, wo sich eine Psychologin um nicht vermittelbare Kunden des Jobcenters kümmert. Aber auch dieses Projekt läuft im Sommer aus Fördermittelgründen aus.

Als Ersatz wird dort voraussichtlich eine Ergotherapie eröffnen. „Wir haben für unsere Angebote in Riesa fantastisches Personal gefunden“, sagt Daniel Skupin. Das wolle man trotz der Fördermittel-Problematik nicht ziehen lassen – und verhandle deshalb aktuell mit den Krankenkassen über eine Ergotherapie. Ähnliche Einrichtungen betreibt der PTV bereits in Nünchritz und Meißen – und sieht auch in Riesa reichlich Bedarf dafür. Davon hätten beispielsweise Menschen etwas, die nach einem Schlaganfall das Laufen wieder lernen müssen. Die alte Heidebergschule bleibt nach wie vor gefragt.