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Ein Festival für den Hund

Paddeln, flitzen, Model sein – das alles durften die Vierbeiner am Sonnabend im Polenzer Waldbad.

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© Steffen Unger

Von Jörg Stock

Neustadt. Hundekalt wäre zu viel gesagt. Aber es ist auch nicht so, dass das Polenzer Waldbad an diesem Herbstmorgen zum Schwimmen einlädt. Dem Deutsch Langhaar Bacchus von der Wesenitzaue ist kaltes Wasser egal. Er ist daran gewöhnt, seit er ein acht Wochen alter Welpe war. Jetzt ist er zehn Jahre alt und hat schon manche Ente aus den Wogen gefischt. Arbeit nach dem Schuss nennt man das. Schießen darf sein Herr Jens Peter, Jäger aus Graupa, hier nicht. Die Ente ist ein hölzerner Knochen. Platsch! Er fliegt ins Becken, Bacchus hechtet hinterdrein, bringt das Holz fürs Herrchen und eine Ladung Spritzwasser für die neugierigen Zaungäste.

Hunde im Polenzer Waldbad

Bleib! Daniela Richter vom Zoofachgeschäft Pet-Farm Neustadt frisiert Hund Nicolai.
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Bring! Jagdhund Bacchus von der Wesenitz-aue demonstriert das Bergen einer Ente.
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Schau! Statt vor Hundefotograf Stefan Heines Modell zu sitzen, untersucht Bulldogge Joker lieber das Objektiv.
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Such! Annett Skupin von der DRK-Rettungshundestaffel bringt ihre Collie-Dame Leia auf eine heiße Spur.
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Bernhardinerfan: Im Plüschanzug lockte Uwe Tröschel Kinder zum Basteln.
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Ein Festival für den Hund – so hieß das Motto für den Saisonausklang am Sonnabend in der Polenzer Badeanstalt. Wo die Vierbeiner sonst keinen Zutritt haben, durften sie nun mal richtig toben, durften planschen, um die Wette rennen, Kunststücke machen und zum Friseur gehen. Keine Verkaufsschau sollte die Veranstaltung sein, hatte Badchef und Festival-Erfinder Bernd Mutscher gesagt, sondern einfach ein Tag, an dem Mensch und Tier gemeinsam Spaß haben. Bereits zur Mittagszeit konstatierte er den Erfolg seiner Idee. „Ich finde, es hat sich gelohnt.“

Beim Rundgang ums Becken ist jede Menge Hundeliebe zu erleben. Die fünfjährige Nele zum Beispiel knuddelt mit dem zwölf Wochen alten Hugo von der Rasse der Exotic Bulldogs. Die Art ist hierzulande noch selten, sagt Sabine Heines, Züchterin aus Leppersdorf. Entstanden in den 2000er-Jahren in den USA, sind die Exotic Bulldogs ausgesprochene Familienhunde, duldsam und gelehrig. „Sie leben nur, um ihrem Besitzer zu gefallen“, sagt die Züchterin. Das hat auch seinen Preis. Für einen Welpen dieser Rasse muss man rund anderthalbtausend Euro mitbringen.

Stefan, Sabines Mann, ist Fotograf. Am liebsten fotografiert er – natürlich – Hunde. Zu Hunden hatte er schon immer einen Draht, einen besseren als zu manchen Menschen, sagt er. Hunde sind ehrlich, verstellen sich nie, das gefällt ihm. Sein Hunde-Foto-Studio hat er oberhalb vom Badebecken in einem Zelt mit Strohballen und gedruckter Landschaft aufgebaut. Mit einem Hühnerbein lenkt er gerade die Aufmerksamkeit von Bulldogge „Joker“ in Richtung Kamera. Die Kundschaft ist ganz verschieden, mal ein Student, mal ein Rentnerpaar. Wirklich Geld verdienen kann man mit Hundefotos nicht. Deshalb hat Stefan noch ein zweites Lieblingsmotiv: Hochzeitspaare. „Geheiratet wird immer“, sagt er.

Plötzlich Martinshorn-Gedröhn. Das ist der Einsatzwagen von Border Collie Leia, Mitglied der DRK-Rettungshundestaffel. Im Nu hat das Tier die vermisste Person am Waldsaum ausgemacht und Frauchen Annett Skupin Bescheid gebellt. Zufrieden streift die 52-Jährige dem Hund das Geschirr mit dem Roten Kreuz ab. An die 30 Einsätze im Jahr hat die Staffel, erzählt sie. Oft geht es um verschwundene Senioren, manchmal um Selbstmörder, auch um vermisste Jogger oder – besonders zu dieser Jahreszeit – um verirrte Pilzsucher. Viele Stunden kann das Suchen dauern, manchmal dauert es die ganze Nacht. Da darf Leia zu Hause auch mal auf dem Sofa liegen. „Wer so viel arbeitet, soll sich auch entspannen“, sagt die Hundeführerin.

Vor dem Entspannen kommt noch der Sport. Leia startet beim Hunderennen. 30 Meter ist die Strecke lang, bei 3,34 Sekunden kommt sie ins Ziel. Alles mit einer Drei davor ist gut, sagt der Zeitnehmer. Doch die Konkurrenz ist groß, über 30 Hunde gehen auf die Strecke. Am Ende siegt Holly mit 3,25 Sekunden. Ob es eine zweite Chance für Leia und das Hundefestival gibt? Macher Mutscher scheint nicht abgeneigt: „Wir werden sehen.“