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Wasserpreis wird steigen

Die Trockenheit ist daran aber nicht schuld, sagt der Chef der Wasserversorgung.

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© dpa

Riesa/Großenhain. Es ist ein Rekordsommer in puncto Trockenheit. So mancher Gärtner hat das Gießen bereits aufgegeben – andere lassen sich nicht beirren und greifen weiter zu Wasserschlauch und Gießkanne. Aber können wir uns das überhaupt leisten? Gibt es noch genug Wasser? Die SZ sprach darüber mit Heiko Bollmann, Chef der Wasserversorgung Riesa-Großenhain.

Heiko Bollmann ist Geschäftsführer der Wasserversorgung Riesa-Großenhain.
Heiko Bollmann ist Geschäftsführer der Wasserversorgung Riesa-Großenhain. © Sebastian Schultz

Herr Bollmann, müssen wir uns Sorgen vor Wasserknappheit machen?

Nein! Das müssen wir nicht. Mit unseren Tiefbrunnen sind wir noch für weitere Trockenperioden gerüstet. Unsere Brunnen für das Wasserwerk-Riesa sind etwa 20 Meter und für das Wasserwerk in Fichtenberg bis zu 50 Meter tief. Wenn der Wasserspiegel da um ein paar Zentimeter abfällt, ist das nicht weiter schlimm.

Aber Sie registrieren anhand der Wasserstände in Ihren Brunnen die Trockenheit. Um wie viele Zentimeter ist der Pegel denn schon gesunken?

So etwa um 30 bis 40 Zentimeter. Aber wie gesagt: Das ist nicht weiter besorgniserregend.

Ab wann würden Sie sich denn Sorgen machen?

Wenn die Wasserstände in den Brunnen um mehrere Meter absinken würden. Aber das ist ein Szenario, das derzeit absolut nicht vorstellbar ist. Die Bürger müssen also kein Wasser sparen. Der einzige Grund dafür wären ökologische Erwägungen. Schließlich verbrauchen wir für die Wasseraufbereitung und -verteilung Energie.

Wie hat sich der Wasserverbrauch im Juli, Juni und Mai im Vergleich zum Vorjahr entwickelt?

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wasserverbrauch im Mai und Juni sogar geringfügig zurückgegangen. Im Juli ist der Verbrauch gestiegen – wahrscheinlich aufgrund der Hitze und Trockenheit. Die Gründe für solche Abweichungen zu nennen, ist aber gar nicht so leicht. Da spielen viele Faktoren mit rein, wie Rohrnetzverluste. Außerdem versorgen wir ja nicht nur Privathaushalte, sondern auch die Industrie. Wenn zum Beispiel Feralpi die jährliche Produktionspause einlegt, macht sich das im Gesamtverbrauch bemerkbar. Spitzenverbräuche zu erreichen, wird übrigens immer schwieriger. Zum einen wurde zu DDR-Zeiten noch viel mehr Wasser verbraucht, weil der industrielle Sektor größer war, zum anderen wohnen immer weniger Menschen im Versorgungsgebiet.

Können Sie erkennen, wo am meisten Wasser verbraucht wird?

Nein, dafür sind unsere Kontrollinstanzen nicht feinmaschig genug. Erfahrungsgemäß wird in Kleingartenanlagen bei lang anhaltender Trockenheit viel Wasser verbraucht.

Wie entwickelt sich der Wasserverbrauch im Tagesverlauf?

Ab 4 Uhr morgens steigt der Verbrauch stetig an. Das geht etwa bis 10 Uhr. Danach fällt er bis zum Nachmittag leicht ab. Von etwa 16 bis 21 Uhr wird dann wieder mehr Wasser entnommen. Da sehen wir im Sommer aber keinen Unterschied zu anderen Jahreszeiten.

Gibt es aufgrund der Trockenheit vermehrt Rohrbrüche?

Der Boden ist extrem trocken und kann Schwingungen dadurch nicht so gut abfedern. Wir hatten jetzt einige Rohrbrüche, aber das lässt sich nicht ausschließlich auf die Trockenheit zurückführen. Da spielt zum Beispiel auch Korrosion eine Rolle.

Wie hat sich der Wasserpreis in den vergangenen Jahren entwickelt?

Seit acht Jahren sind die Preise konstant. Aber in diesem Jahr werden wir uns die Kalkulation noch mal anschauen müssen.

Das heißt: Wir müssen uns auf eine Preiserhöhung gefasst machen?

Ja. Da will ich gar nicht um den heißen Brei herumreden. Wir haben zwei Probleme. Erstens: Wie gesagt, versorgen wir immer weniger Menschen in einem gleichbleibend großen Gebiet. Sodass selbst bei gleichbleibenden Kosten diese durch eine geringere Anzahl von Kunden zu tragen sind. Zweitens: die Preisinflation. Wir mussten in den letzten Jahren in vielen Bereichen Kostensteigerungen verzeichnen: für Material, für Personal und Energie, die wir dann an unsere Kunden weitergeben.

Das Gespräch führte Britta Veltzke.