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Wasserkunstfest vor dem Aus

Seit 25 Jahren wird am Bautzener Wahrzeichen gefeiert. Doch nun gehen die Organisatoren neue Wege.

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© Robert Michalk (M)

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Noch vor einem dreiviertel Jahr war die Stimmung ausgezeichnet. Das tolle Wetter, die Musiker, die vielen gut gelaunten Besucher – Wasserkünstler Tilo Rosjat denkt gern an diese drei Tage im August zurück. Zum 25. Jubiläum des Festes hatte er gemeinsam mit Vertretern des Steinhauses ein besonderes Programm an der Wasserkunst mit Künstlern, Händlern und erstmals auch einem Entenrennen auf der Spree organisiert. Jetzt, acht Monate später, müsste Tilo Rosjat eigentlich mitten in den Vorbereitungen für die nächste Feier stecken. Stattdessen sagt er: „2017 fand wohl das letzte Wasserkunstfest statt.“

Dass die dreitägige Feier am Bautzener Wahrzeichen vor dem Aus steht, hat mehrere Gründe. Vor allem geht es ums Geld. Jedes Jahr hat der Wasserkünstler nach Sponsoren für das private Fest gesucht. „Unzählige Schreiben habe ich erstellt. Wir nannten das spaßeshalber immer Bettelbriefe“, sagt Rosjat, der bei der Finanzierung immer auf Nummer sicher ging. Erst sammelte er das Geld ein und dann engagierte er die Musiker. Lange Zeit funktionierte das gut. Der Organisator berichtet von Sponsoren, die ihm seit Jahren treu sind. Doch es sprangen auch immer wieder welche ab. Und für die konnte der Wasserkünstler zuletzt keinen Ersatz finden.

Auktionserlös reicht nicht

Zwar brachte die traditionell zum Fest gehörende Versteigerung von Kunst und Krempel jedes Jahr Geld ein. Doch das reichte bei Weitem nicht. Zumal Tilo Rosjat nicht am Programm sparen wollte. Immerhin war es sein Ziel, abwechslungsreiche Musik für alle anzubieten. Viel lieber hätte er ein kleines Eintrittsgeld verlangt. Der Wasserkünstler ist sich sicher, dass die Besucher bereit gewesen wären, etwas zu zahlen. Doch dann erfuhr er, dass das auf öffentlichen Plätzen nicht statthaft ist.

Schließlich blieb ihm nur noch eine Hoffnung. Tilo Rosjat bewarb sich für den Bürgerhaushalt der Stadt. Die Kommune gibt jedes Jahr 10 000 Euro für die Wünsche der Bürger aus. Für das Wasserkunstfest wollte Rosjat 2 000 Euro haben. Das hätte zwar nicht alle Kosten gedeckt, aber das Fest finanziell abgesichert. Anfang des Jahres bekam er eine Antwort. In einem Schreiben wurden alle Projekte aufgelistet, die eine Unterstützung erhalten. Das Wasserkunstfest war nicht dabei. „Eine Erklärung gab es für diese Entscheidung nicht“, sagt der Wasserkünstler. Er kann nicht verstehen, warum zum Beispiel Parkbänke mit dem Geld finanziert wurden. „Die sind wichtig, aber ist es nicht ohnehin Aufgabe der Stadt, die zu finanzieren. Braucht es dafür einen Bürgerhaushalt“, fragt er.

Vom Tagesprogramm zur dreitägigen Feier

Das Bautzener Wasserkunstfest fand erstmals im Jahr 1992 statt. Von einem Tagesprogramm entwickelte es schon 1996 zu einer dreitägigen Feier. Eine lange Tradition, die nun beendet sein soll? Tatsächlich gibt es eine Sache, die Tilo Rosjat die Entscheidung etwas leichter macht. Der Bautzener Tourismusverein plant in diesem Jahr erstmals ein großes Altstadtfestival. Und dort, so verspricht Dietmar Stange, Chef des Tourismusvereins, wird die Alte Wasserkunst eine wichtige Rolle spielen. „Neben der Ortenburg und der Mönchskirchruine steht das Wahrzeichen sogar im Mittelpunkt des Festes“, sagt er.

Die Bautzener können also damit rechnen, dass in irgendeiner Form noch an der Wasserkunst gefeiert wird. Sie müssen sich aber auch auf Veränderungen einstellen. Das geht beim Datum los. Bisher fand das Wasserkunstfest immer am letzten Augustwochenende statt. Die Feier, die der Tourismusverein einmal jährlich organisieren will, soll auf das erste Septemberwochenende fallen. Das hat einen Grund. „Wir wollen das Wasserkunstfest nicht als solches übernehmen“, sagt Stange. Die Feier sei bisher vor allem ein Ereignis für Bautzener gewesen. Das neue Altstadtfest soll hingegen überregional Gäste anlocken. Und weil es am letzten Augustwochenende mit dem Görlitzer Altstadtfest konkurrieren würde, kommt dieses Datum nicht infrage.

Wasserkünstler Tilo Rosjat ist zuversichtlich. „Vielleicht wird es ja tatsächlich ganz großartig. Warten wir es mal ab“, sagt er und ergänzt: „Meckern können wir hinterher immer noch.“