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Wasser marsch!

Wegen der Trockenheit sind die Gieß-Laster in Bautzen im Dauereinsatz. Täglich verbrauchen sie 16 000 Liter.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Für die Blumen gibt es jetzt eine Erfrischung, für Uwe Lippmann noch lange nicht. Seit drei Stunden sitzt der Mitarbeiter der Bautzener Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft (BBB) bereits in seinem Multicar. Mit einer Hand wischt er sich den Schweiß von der Stirn, mit der anderen kramt er nach einem Zettel auf seiner Rückbank. In sauberer Handschrift stehen auf dem Papier alle Orte, die er heute noch aufsuchen muss. „Ich schaue, ob ich nichts vergessen habe“, sagt er. Dabei kennt er seine Route mittlerweile aus dem Schlaf.

Unter der Dusche: Das Beet vor dem Kino in Bautzen wird samt Statue gegossen. Weil es so heiß und trocken ist, schauen die Mitarbeiter der BBB jetzt jeden Tag bei den Pflanzen vorbei.
Unter der Dusche: Das Beet vor dem Kino in Bautzen wird samt Statue gegossen. Weil es so heiß und trocken ist, schauen die Mitarbeiter der BBB jetzt jeden Tag bei den Pflanzen vorbei. © Uwe Soeder
Kühles Nass: Zwölf große Beete und 30 Blumenkübel werden im Stadtgebiet bewässert. Täglich sind dazu 16000 Liter Wasser nötig. Das entspricht in etwa 114 großen Badewannen.
Kühles Nass: Zwölf große Beete und 30 Blumenkübel werden im Stadtgebiet bewässert. Täglich sind dazu 16000 Liter Wasser nötig. Das entspricht in etwa 114 großen Badewannen. © Uwe Soeder

Jeden Tag gießt Uwe Lippmann Beete und Blumenkübel in der Stadt. Gemeinsam mit einem Kollegen verteilt er in nur acht Stunden 16 000 Liter Wasser. Damit könnte man etwa 114 große Badewannen füllen. Normalerweise steht das Gießen nur drei Mal pro Woche auf dem Plan des Mitarbeiters. Doch normal ist in diesem Sommer nichts. Die langanhaltende Trockenheit und die Hitze der vergangenen Tage hat die BBB dazu veranlasst, ihre Leute jeden Tag loszuschicken. Sogar am Wochenende.

Bäume brauchen Hilfe

Wie gut diese Sonderschichten den Pflanzen bekommen, sieht man zum Beispiel auf dem Beet nahe dem Kino. Die Pflanzen dort präsentieren sich in den schönsten Farben, während die Rasen neben dem Beet schon komplett vertrocknet ist. Uwe Lippmann lenkt den Multicar ganz nah heran. Mit einem Joystick manövriert er den den langen Gießarm.

Dann drückt er einen Knopf. Schon regnet das Wasser auf die Blumen nieder, versickert sekundenschnell im Erdboden. Langsam lässt Lippmann den Gießarm hin- und herschwenken, damit auch jeder kleineste Winkel des Beetes gegossen wird. Wo er mit dem Gießarm nicht weiterkommt, hilft ihm der Schlauch. Und während sich Lippmann um die Blumen kümmert, betreut sein Kollege die größeren Pflanzen. Denn auch die Bäume, die in diesem Jahr neu gepflanzt wurden, benötigen Wasser. Und nicht nur sie. Seit einer Woche schauen sich die Mitarbeiter der städtischen Gesellschaft alle Bäume an und gießen dann jene, die es besonders nötig haben. Dass die Hitzewelle an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen ist, sieht man schon von Weitem. Viele Bäume im Bautzener Stadtgebiet haben bereits Blätter abgeworfen, damit sie die Trockenheit überstehen.

Uwe Lippmann kontrolliert seinen Tank. Etwa 2 000 Liter passen in sein Fahrzeug. Das bedeutet für ihn: Während seiner Tagestour muss er acht Mal zurück zum Brunnen nach Niederkaina fahren. Dort gibt es ausreichend Nachschub. Auch muss Lippmann sich immer genau überlegen, wann er eines der zwölf großen Beete in der Stadt ansteuert und wann er sich um die 30 Blumenkübel kümmert. So besucht er zum Beispiel Pflanzen in der Altstadt, etwa an der Bautzener Reichenstraße, erst nach 7.30 Uhr, damit sich die Anwohner nicht vom Lärm seines Fahrzeuges gestört fühlen. Beete an viel befahrenen Straßen versucht er hingegen, früh in seine Tour einzubinden, weil sich dann der Verkehr noch in Grenzen hält.

Eine Dusche für die Kinder

Doch egal wo Uwe Lippmann mit dem Multicar steht, er versucht stets, keinen Tropfen Wasser zu vergeuden. Wobei – so ganz stimmt das nicht. Manchmal entdecken Kinder sein Fahrzeug. Vor allem am Friedrich-Engels-Platz wird er oft schon sehnsüchtig erwartet. An besonders heißen Tagen verlangen die Kleinen nach einer kühlen Dusche. „Warum denn nicht“, antwortet Lippmann dann. Ein Spielverderber will er nicht sein. Und so kann es schon vorkommen, dass er den Schlauch zu den Kindern schwenkt. Das Gequietsche und Gelächter, das dann folgt, hört er gern.

Und was macht Uwe Lippmann, wenn er alle Pflanzen gegossen hat? „Dann gehe Schwimmen“, sagt er und schaut kurz auf seine Uhr. Inzwischen ist es fast Zwölf. Noch drei Stunden bis zum Feierabend.