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Waschechte Kumpel

Autoputz ist für Marco Christoph aus Löbau Handarbeit. Ein Trend unter jungen Fahrern. Sogar Wasch-Cliquen gibt es.

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© www.foto-sampedro.de

Von Markus van Appeldorn

Der BMW 530i von Marco Christoph ist eine elegante automobile Erscheinung. In Saphirschwarz Metallic steht er da, burgundfarbene Lederpolster. „Ich habe das Auto vor einem Jahr in einem Top-Zustand gekauft“, sagt der 27-jährige Kfz-Mechatroniker, „und diesen Zustand will ich erhalten.“

Der Frühling hat gerade seine erste Angriffswelle auf den Autolack gestartet. Feiner, gelber Fichtenpollen-Staub legt sich dieser Tage über zahllose Autos und beschert Besitzern von Waschanlagen wieder Top-Umsätze. Immer lukrativer werden aber die Waschboxen an Tankstellen und in der Nachbarschaft vollautomatischer Waschstraßen, in denen Autoliebhaber selbst Hand anlegen können. „Besonders junge Autobesitzer machen lieber alles selber“, weiß etwa Maik Benitz, Betreiber einer Waschstraße in Löbau.

Zu dieser jugendlichen Klientel gehört auch Marco Christoph. Mindestens zweimal wöchentlich steuert der Löbauer eine Waschbox an. „Wenn man das ordentlich macht, dauert so eine Autowäsche gut 45 Minuten“, sagt er. Mal schnell in fünf Minuten durch die Waschstraße? Nicht mit meinem Auto! „Selbst die besten Anlagenbürsten mit Baumwoll-Lappen können Hologramme in den Lack kratzen“, sagt Marco Christoph. Hologramme, das sind feinste Kratzspuren, die man im Sonnenglanz durchaus sehen kann. „Das liegt daran, dass auch an diesen Bürsten teilweise Schmutzpartikel von der Wäsche haften bleiben“, erklärt Christoph.

Er bringt sein privates Reinigungsmittel-Arsenal lieber selbst mit zur Autowäsche. „So eine Grundausstattung mit speziellem Wascheimer, und Tasche mit Shampoo, Waschhandschuh und Tüchern kostet schon so um die 300 Euro“, sagt Marco Christoph. Aus einem kleinen Kanister gibt er Wasser in eine Pumpflasche. Darauf gießt er etwa ein Schnapsgläschen voll „Snow Foam“ – „Schnee-Schaum“. Dann kommt der anstrengendste Teil der Wäsche. Man muss immer pumpen und pumpen“, sagt der junge Mann. Und zwischen dem Pumpen sprüht er den dichten weißen Schnee-Schaum auf sein Auto. „Der Schaum löst den Schmutz“, sagt er. Gut, es gibt auch eine Hochdruck-Schaumlanze in der Waschbox, mit der er das erledigen könnte. „Aber da kommt viel zu wenig Schaum raus“, sagt er. Es gebe schon leistungsfähige Lanzen, mit denen das Auto in ein paar Sekunden komplett eingeschäumt wäre. „Da gibt’s sogar farbigen Schaum“, erklärt Marco Christoph die Spielereien aus der Wasch-Szene. Leider sei aber nirgends in der Umgebung eine solche Superlanze installiert. Nach ein paar Minuten Einwirkzeit sprüht er den Schaum mit der Hochdrucklanze ab. Jetzt kommt der eigentliche Waschgang mit Microfaser-Waschhandschuh, Shampoo und Spezial-Eimer. Muttis Putzeimer tut’s nämlich nicht für den Profi-Wäscher. „In meinem Eimer ist unten ein Gitter eingelegt. Daran streife ich den Waschhandschuh ab“, erklärt Marco Christoph den Waschvorgang. Dadurch sinken die Schmutzpartikel unter das Gitter auf den Boden und schweben nicht im Waschwasser. Feine Kratzer sind also ausgeschlossen. Nach einem erneuten Abspritzen wischt Marco Christoph den ganzen Wagen mit knallorangefarbenen Microfaser-Tüchern ab. „Damit keine Wasserflecken bleiben“, sagt er. „Orange Baby“ heißt das Modell. „Die besten“, schwört er. Und natürlich benutzt er auch für diese Tücher ein spezielles Waschmittel, das die Reinigungskraft erhält. Die Tücher dürfen aber im Gegensatz zu seinem BMW schon in die Waschmaschine.

Anschließend sorgt noch ein sogenannter „Detailer“ für perfekten Glanz. Und im Innenraum sorgt ein „Interior Detailer“ für die ewige Neuwagen-Anmutung. Die Reifen bekommen ab und an einen Sprühnebel „BMW Reifenglanz“. Da schwört Marco Christoph auf’s Hersteller-Original. „Die billigen aus dem Baumarkt werden schnell braun“, sagt er. Den Traum von der ultimativen Glanz-Versiegelung hat er sich noch nicht erfüllt. „So eine Keramik-Versiegelung hält mehrere Jahre, kostet aber ab 300 Euro.“ Klar, ein bisschen verrückt sei das schon alles. „Man braucht schon eine Leidenschaft für Autos. Das ist ja nicht nur ein Gebrauchsgegenstand“, sagt der Löbauer Marco Christoph. Vor allem ist diese Leidenschaft auch Teil von Marco Christophs Sozialleben. „Wir sind hier an der Tankstelle eine richtige Wasch-Clique“, sagt er. Alles eben waschechte Kumpel.