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Was wird mit den Baumpythons?

Sie wurden in Hirschstein gefunden. Der Besitzer hat sich noch nicht gemeldet. Vermittelt werden können sie nicht.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Hirschstein/Meißen. Die beiden in Prausitz (Gemeinde Hirschstein) ausgesetzten Baumpythons haben im Tierschutzzentrum Meißen-Winkwitz in der Reptilienstation eine vorübergehende Bleibe gefunden. Winkwitz ist weit und breit das einzige Tierheim, das eine solche Station besitzt. Die beiden etwa 1,20 Meter langen Tiere wurden auf einem Baum an einer wenig befahrenen Landstraße in Prausitz im Abstand von etwa 14 Tagen gefunden und in das Tierheim gebracht. Während das erste Tier von der Feuerwehr geborgen wurde, war es bei dem anderen Bürgermeister Conrad Seifert (CDU), der es eigenhändig einfing. „Beide Schlangen waren in einen schlechten Ernährungszustand, der aber nicht lebensbedrohlich war“, sagt Tierpflegerin Heidi Hengst. Sie seien eiskalt gewesen und in eine Starre verfallen. Das Geschlecht der beiden Baumpythons ist noch nicht endgültig geklärt, wahrscheinlich handelt es sich aber um ein Pärchen. Im Tierschutzzentrum geht man deshalb auch davon aus, dass sie zusammen gehalten wurden. „Leicht möglich, dass die beiden Schlangen zusammen ausgesetzt wurden, aber erst im Zeitraum von zwei Wochen hintereinander gefunden wurden“, vermutet die Tierarzt-Fachangestellte Sarah Förster, die ebenfalls im Winkwitzer Tierheim angestellt ist. Beide Schlangen bekamen Infusionen und Antibiotika und vor allem viel Wasser. Beide waren dehydriert.

Doch wie geht es mit den beiden Schlangen nun weiter? „Wir können sie derzeit nicht vermitteln, weil sie rein rechtlich noch dem bisher unbekannten Halter gehören“, sagt Sarah Förster. Im Tierschutzzentrum geht man jedoch davon aus, dass die Tiere nicht ausgebüxt sind, sondern ausgesetzt wurden. Sehr wahrscheinlich kommt der Besitzer, der sich bisher noch nicht gemeldet hat, nicht aus Hirschstein und möglicherweise auch nicht aus dem Landkreis. Baumpythons sind eine geschützte Tierart, deren Haltung angezeigt werden muss. Nach Informationen des Tierschutzzentrums sind aber in Hirschstein und auch im Landkreis Meißen keine Baumpythons gemeldet.

Die Kosten für die Unterbringung der beiden Grünen Baumpythons in artgerechter Obhut trägt der Landkreis, sagt Pressesprecherin Kerstin Thöns. Wenn sich der Besitzer bis zum 7. November nicht im Kreisumweltamt gemeldet habe, gingen die Tiere ins Eigentum des Landkreises über. Dieser suche aktuell eine artgerechte Haltung für die Pythons. Das könne ein Zoo, aber auch ein privater Halter sein. Es gäbe bereits Interessenten. Der neue Besitzer müsse nachweisen, dass er die Tiere artgerecht halte.

Die Baumpython bewohnt vorwiegend Bäume. Sie kommt ursprünglich aus Neuguinea, den vorgelagerten Inseln sowie von der Kap-York-Halbinsel im Norden Australiens. Sie können bis zu zwei Meter lang werden, die gefundenen Tiere sind also noch nicht ausgewachsen. Sie ernähren sich vor allem von Vögeln und Mäusen, aber auch kleinen Säugetieren. Für Menschen stellen sie keine Gefahr dar. Sie sind weder giftig noch aggressiv.

Dass sich der Besitzer doch noch meldet, hält man im Winkwitzer Tierschutzzentrum für nahezu ausgeschlossen. „Es handelt sich wohl eher um den typischen Fall, dass die Besitzer mit der Haltung solcher Tiere hoffnungslos überfordert sind und diese aussetzen“, so Sarah Förster. Die meisten wissen nicht, dass es sich dabei um eine Straftat handelt.

Ein Einzelfall ist so etwas aber nicht. Immer wieder kommt es vor, dass Reptilien ausgesetzt werden und dann im Winkwitzer Tierheim landen, und zwar auch aus anderen Gemeinden als Radeburg, Diera-Zehren, Nossen oder Thiendorf, mit denen das Tierschutzzentrum Verträge hat. Dort befindet sich zum Beispiel eine drei Meter große Tigerpython. Sie stammt aus Klipphausen, ist ein Erbstück. Der erbende Sohn, der jahrelang keinen Kontakt zu seinem Vater hatte, wusste gar nicht, dass dieser eine Tigerpython hält. Diese Würgeschlange hatte ebenfalls keine Papiere, wurde illegal gehalten. Auch ein Nilwaran hat in Winkwitz ein neues Zuhause gefunden. „Der hat seinen Besitzer vor laufender Kamera gebissen und nicht mehr losgelassen“, erzählt Heidi Hengst. Vielleicht war das auch eine Art Rache für die nicht artgerechte Haltung. Das Tier wurde in einer Badewanne gehalten. Eine Überraschung erlebte auch eine Frau aus Döbeln. Als sie ihr im Supermarkt gekauftes Obst und Gemüse aus dem Einkaufsbeutel nahm, entdeckte sie eine Kornnatter. Diese wurde wahrscheinlich in den Kisten mit eingeschleppt. Auch die Kornnatter ist jetzt in der Reptilienstation untergebracht. Aber auch eine Pantherschildkröte, ein Gecko, Wasserschildkröten und afrikanische Sporenschildkröten befinden sich in der Reptilienstation.

Auch ansonsten ist das Tierheim, das von der „Aktion Tier“ getragen wird und in dem sieben fest angestellte Mitarbeiter, darunter eine Tierärztin, tätig sind, brechend voll. Etwa 90 Katzen und 21 Hunde, aber auch Papageien, Ratten, Mäuse und drei Schafe sind derzeit untergebracht. Im Gegensatz zu den Schlangen gibt es für sie aber gute Vermittlungschancen.