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Was wird aus der ARD-Filmkulisse?

Einen Käufer für das historische Schloss Cotta zu finden, scheint schwer zu sein. Es ist nicht das einzige Problem im Ort.

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© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Dohma. Die Türen sind zu, die Fenster verbarrikadiert. Ein hoher Zaun umgrenzt das Gelände. Am Eingang stehen weiß rote Absperrungen, damit niemand in den Schlossgraben fällt.

Die alte Leichenhalle in Cotta gleicht selber einer Leiche. Mehrere Ziegel haben sich bereits gelöst. Drohen weitere herunterzufallen?
Die alte Leichenhalle in Cotta gleicht selber einer Leiche. Mehrere Ziegel haben sich bereits gelöst. Drohen weitere herunterzufallen? © Norbert Millauer

Es ist offensichtlich: Das Schloss Cotta hat schon mal bessere Zeiten gesehen. Zwar steht an der großen Eingangspforte noch das Schild Schloss-Bibliothek, das ist aber längst Vergangenheit. Seit mehreren Jahren gibt es keine Entwicklung in dem historischen Gebäude.

„Hier tut sich nichts“, bedauert Anwohnerin Karin Lauterbach. Das Gebäude würde immer mehr verfallen. „Und dabei war es einmal so schön“, gerät die Cottaerin ins Schwärmen. „Viele Zimmer haben eine Täfelung, die Böden sind aus Holz, das Treppenhaus ist großartig“, zählt sie auf und sie muss es wissen. Denn zu DDR-Zeiten war hier die Konsum-Schule untergebracht. Karin Lauterbach arbeitete in den 80er-Jahren als Bibliothekarin für die Kader-Schule in dem Schloss. Besonders die schönen Feste auf der Terrasse sind ihr in guter Erinnerung, aber auch der damals gepflegte Park.

Missmutig schaut sie heute auf die Außenanlage. „Immerhin wurde in den vergangenen Tagen gemäht, das ist aber auch alles“, stellt sie fest.

Das letzte Mal, dass das Schloss groß rausgekommen ist, war 2012, als Aufnahmen für den Film „Der Turm“ hier gedreht wurden. Die ARD strahlte den Zweiteiler noch im selben Jahr aus.

Karin Lauterbach würde es begrüßen, wenn wieder Leben ins Schloss einziehen würde, und sie ist mit dieser Ansicht sicherlich nicht die Einzige im Dorf. „Viele denken so“, sagt Lauterbach. Nach ihrer Meinung würde sich unter anderem Betreutes Wohnen als Nutzung anbieten.

Zuständig ist die Gemeinde Dohma, der das Schloss gehört. Bürgermeister Matthias Heinemann erklärt, dass einige Räume derzeit vermietet seien und auch genutzt werden. Die Pflege des Gartens und der Parkanlage werde von dem Bauhof der Gemeinde Dohma im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten übernommen.

Von einer Verlotterung mag Heinemann nicht reden. „Notwendige Reparaturen, zum Beispiel am Dach, wurden von der Gemeindeverwaltung beauftragt und durchgeführt“, stellt er klar. Nach wie vor soll das Gebäude verkauft werden. Aus diesem Grund wurde eine Firma in Bayern mit der Vermarktung beauftragt, die sich auf den Verkauf historischer Immobilien spezialisiert hat. Der Kaufpreis beträgt 435 000 Euro. Heinemann betont, dass es bereits mehrere Interessenten sowie Besichtigungen gab. Angebissen hat bisher keiner. „Welcher Nutzung das Gebäude einmal zugeführt wird, ist völlig offen“, sagt Heinemann.

Trauerhalle bröckelt

Allerdings ist das Schloss Cotta nicht das einzige Sorgenkind in dem Ort am Fuße des Spitzberges. Fast noch schlimmer sieht die Leichenhalle/Trauerhalle auf dem Kirchengrundstück gleich neben dem Schloss aus. Birken wachsen aus dem Dach. Die Regenrinne ist kaputt und zahlreiche Dachziegel fehlen. Die Gefahr, dass weitere Dachpfannen herunterfallen, scheint nicht ausgeschlossen. Besonders problematisch: Zur Ostseite hin grenzt die Halle direkt an einen Parkplatz. Eine Frau stellt an diesem Donnerstagmorgen gerade ihren Wagen ab, um ihren Sohn in den gegenüberliegenden Kindergarten zu bringen. „Wenn sich Dachziegel lösen und herunterfallen sollten, ist das gefährlich für die Passanten und die Nutzer des Parkplatzes“, sagt sie.

Das Gelände gehört zur Kirchgemeinde Gottleubatal. In dem Pfarramt kennt man die Problematik um die Leichenhalle, die zu verfallen droht. Pfarrer Daniel Lamprecht hat eine eindeutige Meinung. „Nach unserer Ansicht trägt die Kommune Dohma die Verantwortung für die Verkehrssicherheit des Gebäudes“, sagt er und bezieht sich auf das Sächsische Bestattungsgesetz. Danach sei die Kommune für die Gebäude zuständig, die für nichtkirchliche Bestattungen genutzt werden. Dazu gehört auch die Leichenhalle.

Da die Halle marode ist, finden derzeit auch die nichtkirchlichen Bestattungen in der Kirche von Cotta statt. „Weil es keine Alternative gibt“, sagt der Theologe. Damit sei man der Kommune Dohma schon ein Stück entgegengekommen. Die Verantwortung für das Gebäude obliege jedoch ausschließlich der Gemeindeverwaltung in Dohma, wiederholt Lamprecht. Bürgermeister Heinemann gibt sich recht wortkarg zu diesem Thema und sagt lediglich: „Die Trauerhalle befindet sich auf kirchlichem Gelände.“

So stellt sich die Frage, ob erst etwas passieren muss, damit die Verantwortlichen handeln. Das wäre aber zu spät.