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Was will Wilders von Pegida?

In den Niederlanden ist Geert Wilders politisch isoliert. Nun sucht der Rechtsaußen eine neue Bühne und Verbündete - wie Pegida in Dresden. Auch Sachsens Islamgegner können Unterstützung gebrauchen.

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© dpa

Von Annette Birschel und Martin Fischer

Den Haag/Dresden. Die platinblond gefärbte Haartolle ist aschgrau, das Gesicht fahl, bei seinen Reden wirkt er müde. Mehr als zehn Jahre Kampf auf der politischen Bühne der Niederlande haben bei dem Rechtspopulisten Geert Wilders deutliche Spuren hinterlassen. In seiner Heimat hat der 51-jährige Rechtsaußen seine Rolle längst ausgespielt. Von den Medien und den etablierten Parteien wird er weitgehend ignoriert. Hinzu kommt die erzwungene Isolation. Seit dem Mord an dem islamkritischen Filmregisseur Theo van Gogh 2004 lebt Wilders unter ständigem Polizeischutz und kann sich nicht frei bewegen.

Die Isolation zeigt sich auch in den Wahlergebnissen: Seine Partei verlor vier Wahlen in Folge. Jetzt sucht der Mann aus der Karnevalshochburg Venlo eine neue Bühne und europäische Verbündete. Doch das 2014 mit großem Pomp angekündigte Bündnis für Europa mit der Chefin der französischen Front National, Marine Le Pen, scheiterte kläglich. Auch für die US-Politik ist Wilders mit Ausnahme von ein paar rechten Republikanern ein Nobody. Nun setzt der Niederländer auf Pegida. An diesem Montag will er in Dresden sprechen.

Neuer Prozess wird vorbereitet

Was er und die selbst ernannten „Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes“ teilen, ist das Schüren der Angst vor dem Islam. Das Feindbild „Muslim“ als einendes Element einer neuen rechten Bewegung? Auch Pegida-Chef Lutz Bachmann streckt seine Fühler aus in Europa. Um einen Auftritt Le Pens soll er sich ebenfalls bemüht haben. Spekuliert wurde auch über einen Besuch des Chefs der rechten britischen Ukip-Partei, Nigel Farage, in Dresden.

Wilders kommt Bachmann gerade recht, gingen die Teilnehmerzahlen bei den montäglichen „Abendspaziergängen“ in Dresden seit der Führungskrise und der Spaltung der Pegida-Spitze Ende Januar doch deutlich zurück. Mit dem Niederländer als Zugpferd hofft er auf bis zu 30 000 Menschen, die sich in der Flutrinne am Elbufer einfinden sollen - wie zu Hochzeiten der Bewegung.

Seine sparsamen öffentlichen Auftritte nutzt Wilders für immer härtere Attacken gegen Europa und den Islam. Er will Terrain zurückzugewinnen. Das gelang ihm zuletzt vor einem Jahr, als er seinen Anhängern in einer Kneipe in Den Haag die rhetorische Frage stellte: „Wollt Ihr mehr oder weniger Marokkaner in den Niederlanden?“ - „Weniger, weniger“ grölten diese. „Dann werden wir das regeln“, versicherte er daraufhin lächelnd.

Mit dem Aufruhr, der folgte, hatte Wilders allerdings nicht gerechnet. Tausende Niederländer erstatteten Strafanzeige wegen Aufhetzung und Rassismus. Reihenweise kehrten Mitarbeiter und Abgeordnete seiner Ein-Mann-“Partei für die Freiheit“ (PVV) den Rücken. Inzwischen bereitet die Staatsanwaltschaft einen neuen Prozess gegen ihn vor.

Schärfer gewordener Ton

Gute Kontakte pflegt Bachmann auch zu Schweizer Rechtspopulisten. Der Gründer der Direktdemokratischen Partei Schweiz (DPS), Ignaz Bearth, geht mit Bachmann in Dresden auf die Bühne, spricht den Muslimen den Willen zur Integration ab und nennt deren Dasein in Deutschland und Frankreich eine „feindlichen Übernahme“. Den deutschen Patrioten empfiehlt er den Austritt aus der Nato, die Rückkehr zur D-Mark und die Abschaffung von „Volksverrätern“ wie Angela Merkel.

Der Ton bei Pegida ist schärfer geworden. Auch Tatjana Festerling, die nach rechts aus der Hamburger AfD ausgescherte Aktivistin, macht keinen Hehl daraus, was sie von Muslimen hält. „Wir wollen hier keine dauerbeleidigten, dauerfordernden, unverschämten Minderheiten aus islamischen Ländern, die uns mit ihrem Koran und ihren Sonderrechten auf die Nerven gehen“, ruft sie. Das Pegida-Volk johlt der Kandidatin für die Dresdner Oberbürgermeisterwahl zu. Die Stimmung bei den Versammlungen zeigt: Geert Wilders dürfte gut ankommen bei seinen Gesinnungsfreunden in Dresden. (dpa)