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Was von der Hitze bleibt

Missernten, Unterrichtsausfall, hechelnde Tiere: Das ist die Bilanz des Rekordsommers im Elbland.

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© Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Von Dominique Bielmeier

Landwirtschaft: Ausfälle von 60 Prozent
Am wahrscheinlich härtesten hat die anhaltende Hitze und vor allem die mit ihr einhergehende Trockenheit wohl die Landwirte getroffen. Vor allem das nördliche Sachsen ist stark betroffen – auch Teile des Landkreises Meißen. Von 50 bis 60 Prozent Ertragsausfällen berichtet beispielsweise Gerhard Förster, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft „Unteres sächsisches Elbtal“ Kreinitz e. G. Sein eigener Betrieb muss Ausfälle von rund 30 Prozent verkraften. Umgerechnet ist das eine Summe von etwa 600 000 bis 700 000 Euro. „Ob wir Hilfen bekommen, wissen wir noch nicht, die Bedingungen werden ja gegenwärtig noch festgelegt“, sagt Förster. Die voraussichtlich 44 Millionen Euro, die von insgesamt 340 Millionen auf Sachsen entfallen könnten, deckten nur einen Bruchteil des entstandenen Schadens ab. Vor allem für tierhaltende Betriebe sei die Situation akut. „Sie stehen vor der Entscheidung, sich Winterfutter aus anderen Regionen zu besorgen, was kostenaufwendig ist oder ihren Tierbestand zu reduzieren“, erklärt Förster. Und das Problem könnte sich sogar noch in das kommende Jahr ziehen: Weil es noch immer viel zu trocken ist, geht die Saat, die teilweise schon in die Böden gebracht wurde, nicht auf. „So kann sich aus dem Problemjahr 2018 schnell eine Krise in der Landwirtschaft entwickeln“, befürchtet der Landwirt. Er und seine Kollegen hoffen deshalb dringend auf Regen – „in größeren Mengen“.

Schulen: verkürzter Unterricht

Des einen Leid, des andern Freud: Weil auch die erste Unterrichtswoche nach den Sommerferien noch sehr heiß war, hoffte so mancher Schüler auf Hitzefrei. Aber eine Woche lang kein Mathe, weil die Stunden immer am Nachmittag liegen – so einfach ist das heute nicht mehr, wie Roman Schulz, Pressesprecher beim Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) erklärt. Statt Stundenausfall gebe es an den Schulen heute eher verkürzte Unterrichtsstunden von 30 oder 25 Minuten statt 45. „Sorgen, dass durch Hitzefrei nicht mehr aufzuholende Lücken entstanden sind, muss man sich nicht machen“, so Schulz. „Es waren die ersten Tage nach den Sommerferien und die auf ein Schuljahr bezogenen Lehrpläne lassen genügend Spielraum.“ Weil jeder Schulleiter das selbst entscheiden könne und auch keine Meldung machen müsse, führt das Lasub aber keine Statistik zu.

Straßen: Asphalt trotzt der Hitze

Über zu wenige Straßenschäden kann man im Landkreis Meißen auch im Sommer nicht klagen – aber kommen die Schäden auch von der Hitze und Trockenheit, ähnlich wie im Winter von der Kälte? Nein, sagt Kreissprecherin Kerstin Thöns. „Wir haben nach Aussage von Herrn Herr keine Straßenschäden bis auf die Bäume, die sehr gelitten haben.“ Aber bei diesen gebe es derzeit noch keine Bestandsaufnahme.

Medizin: Elektrolythaushalt verschoben

Trotz wochenlangen Temperaturen von um die 30 Grad gab es in den drei Notfallambulanzen im Landkreis Meißen nach Aussage von Sprecherin Sabine Seiler „keine überdurchschnittlichen Einlieferungen wegen der Sommerhitze“. Im Elblandklinikum in Meißen mussten jedoch einige ältere Menschen wegen Verschiebungen im Elektrolythaushalt eingeliefert werden. Zu den Elektrolyten zählen unter anderem Magnesium, Natrium, Kalium und Calcium. Sie werden über Nahrungsmittel und Getränke aufgenommen.

Tiere: Schnee-Eulen leiden

„Das war unser schlechtester Sommer“, berichtet Heiko Drechsler, Chef des Tierparks Meißen in Siebeneichen. Wo er sonst im Sommer ein Plus als Ausgleich für den besucherschwachen Winter erarbeiten konnte, war es dieses Mal ein Minus von mehreren Tausend Euro. Bei über 30 Grad blieben nachmittags die Besucher weg, Schulausflüge wurden kurzfristig abgesagt. Die Tiere mussten mit der Hitze irgendwie zurechtkommen, sagt Drechsler. Papageien und Sittiche, die solche Temperaturen gut vertragen, zogen sich in der größten Hitze in den Stall zurück. „Aber die Schnee-Eulen hatten ganz schön Stress mit diesen Temperaturen“, so Drechsler. „Sie saßen stundenlang hechelnd da, selbst der Wasserschlauch hat nur kurz geholfen.“ Gestorben seien jedoch nur zwei Hühnerdamen – die aber wohl wegen ihres betagten Alters eh anfälliger für Kreislaufprobleme waren.