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Was plant die Stadt in Stroga?

Das einstige Lager für Arbeit und Erholung soll beräumt werden. Stadtschützen, Volleyballer und Fußballer sind aufgeschreckt.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Stroga/Bauda. Fast 11 000 Quadratmeter. Überall sonst in der Stadt könnte so ein Areal ein Filetstück sein. Aber in Stroga, in der Nähe der Schweinemast? Zumal deren Betreiber keineswegs die Absicht haben, ihre Anlage aus dem Dorf herauszunehmen. Die Genehmigungen, die Mastanlage annähernd auf zeitgenössischen Standard zu bringen, sind gerade vom Landkreis erteilt worden. Da kommt wohl kaum ein Wohngebiet infrage. Was also ist an dem früheren Lager für Arbeit und Erholung so interessant?

Die Stadtschützen, die Dresdner Volleyballer und die Uebigauer Freizeit-Kicker fragen sich das, seit im neuen Sportkonzept der Stadt die kleine Notiz auftauchte, dass die Stadtschützen umziehen sollten, um das Gelände zu räumen. Räumen wofür? Stadtbaudirektor Tilo Hönicke hat auch darauf eine Antwort. Die Stadt wolle die Fläche renaturieren und die Sportanlagen konzentrieren, um Kosten zu sparen. Braucht die Stadt die Fläche etwa als Ausgleich für eine andere Versiegelung, zum Beispiel am Flugplatz. Hönicke verneint.

Doch auch das Argument „Kosten sparen“ macht die derzeitigen Nutzer eher ratlos. „Was hat denn die Stadt für Kosten?“, fragte Roswitha Golchert von den Stadtschützen. „Wir sind jetzt sechs Jahre hier draußen, und ich würde gerne mal eine Betriebskostenabrechnung sehen, wir machen doch alles“, sagt sie. Offenbar ist die Platzpflege auf kurzem Wege geregelt, auf sehr kurzem. Die Schützen haben einen Rasentraktor gekauft, mähen, bezahlen sogar das Benzin. Im vorigen Jahr wurde erst ein altes Asbestdach einer der beiden Baracken erneuert, die Stadt hat Geld dazugegeben. Aber es ist nicht nur das.

Die Schützen haben den Bogenschießstand gerade wieder weitere sechs Jahre abnehmen lassen, und das kostet Geld. Was Rosi Golchert am meisten irritiert ist allerdings, dass das Bauamt seine letzte Weihnachtsfeier just mit Bogen- und Blasrohrschießen auf dem Stand gefeiert hat. „Da hat keiner etwas gesagt, dass es die Anlage mal nicht mehr geben soll“, sagt Rosi Golchert traurig. Im Sportkonzept gab es den Vorschlag, die Stadtschützen im Dorfgemeinschaftshaus Bauda anzusiedeln. Die Schützen, zwar verwundert über die Idee, haben sich das Dorfgemeinschaftshaus inzwischen angesehen. „Da gibt es keine Räume für unsere Strohscheiben oder eine kleine Indoorschießanlage wie jetzt in Stroga“, konstatiert Rosi Golchert. Außerdem nutzen auch andere die Räume: der Jugendklub, Sportkurse und eine Arztsprechstunde. „Das passt überhaupt nicht“, sind sich die Schützen sicher – der Vorschlag ist auch bereits verworfen worden. Warum die Stadt das nicht vorher mit den Schützen besprechen konnte, bleibt unklar.

Die Volleyballer haben nicht mal ein anderes Angebot bekommen. Begründung: Die Stadt müsse ja nicht für Dresdner Sportler Kapazitäten vorhalten. Die Volleyballer veranstalten drei Mal im Jahr hier ihre Turniere mit zwölf eigenen Mannschaften und den Waldaern. Der Chef der Volleyballer des SSV Dresden, Sören Fischer, wundert sich auch deshalb über die neue Entwicklung, weil es offenbar Absprachen gibt: 2014 wurde eine Vereinbarung mit dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt abgeschlossen, schreibt er auf SZ-Nachfrage, in der die weitere Nutzung abhängig von der weiteren Werterhaltung des Platzes in Partnerschaft mit dem Schützenverein fortgeführt wird, sodass keine Kosten der Stadt Großenhain entstehen. Im Gegenzug konnten in den Sommermonaten Wasser und Strom genutzt werden. Die Wasserleitung wird nach jeder Nutzung in den Sommermonaten abgestellt, und über die Herbst- und Wintermonate wird die Leitung komplett entleert und entlüftet, die Toiletten und Duschanlagen ebenso, um Frostschäden vorzubeugen. Nach dem Abriss der großen Baracke wurden neue Stromanschlüsse verlegt. Die Volleyballer waren dann für die Elt-Anschlüsse in den Baracken selbst verantwortlich. Auch die Strogaer selbst nutzen diesen Platz hin und wieder für Feiern. Die Uebigauer Freizeitkicker spielen jeden Sonntag hier. Was nun wird, ist völlig offen. Nur schnell wird es nicht gehen, denn bis 2023 muss die Stadt die Fläche erhalten, weil der Abriss der großen Baracke mit Steuergeld bezahlt wurde.