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Was ist der wahre Rücktritts-Grund?

Im zweiten Anlauf hat der Gemeinderat dem Ausscheiden von Hans-Joachim von Zahn zugestimmt. Es bleiben Fragen.

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Von Jürgen Müller

Käbschütztal. Hans-Joachim von Zahn kann gehen. Was in anderen Gemeinden eine reine Formsache ist, wird in Käbschütztal zum Problem. Von Zahn hatte um Entpflichtung von seinem Mandat gebeten, dafür gesundheitliche Gründe angegeben. Doch eine Mehrheit des Gemeinderates stimmte gegen den Antrag. Der härteste Gegenspieler von Bürgermeister Uwe Klingor (CDU) sollte zum Bleiben im Gemeinderat überredet werden. Der Bürgermeister hat nun Widerspruch gegen den ablehnenden Beschluss eingelegt. Allein aufgrund seines Alters, er ist 66, habe von Zahn jederzeit die Möglichkeit aus dem Gemeinderat auszuscheiden, erklärte er. Nun musste ein zweites Mal abgestimmt werden.

Einige Gemeinderäte haben Zweifel daran, dass von Zahn aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden will. „Ich habe mit ihm gesprochen. Er ist gesund, die Gemeinderatsitzungen machen ihn krank“, sagte Wolfgang Trobisch (Bürger für Käbschütztal). Auch Dieter Buhlig (Ländliche Wählervereinigung) hat sich informiert. „Er hat mir gesagt, dass er nicht mehr in den Gemeinderat zurückkommt. Wenn wir den Antrag ablehnen, sind wir ab sofort eben einer weniger im Rat“, sagte er. In den letzten drei Sitzungen war von Zahn ohnehin schon nicht mehr anwesend.

Tatsächlich hatte der Leutewitzer in einem Schreiben an die Verwaltung und alle Gemeinderäte, das in der Sondersitzung verlesen wurde, auch andere Gründe für sein Ausscheiden angegeben. Er habe genug davon, dass sein Engagement im Gemeinderat, seine Leistungen im Zusammenhang mit dem Haushaltstrukturkonzept vom Bürgermeister mit Füßen getreten werde, heißt es da. „Genug davon, fast in jeder Sitzung auf ein überspitztes Ehrgefühl zu stoßen, dessen Symptom Kritikunfähigkeit in meiner Wahrnehmung fast paranoide Züge angenommen hat“, so von Zahn. Er habe auch genug davon, dass der Bürgermeister in seiner Auseinandersetzung mit einzelnen Gemeinderäten oder dem Gemeinderat als Ganzes die „Sensationspresse“ instrumentalisiere und anfüttere, dass er seine Mitarbeiter gegen den Gemeinderat aufhetze. Das alles setze ihm körperlich zu, beeinträchtige ihn auch gesundheitlich. „Ich frage mich schon seit einiger Zeit, warum ich dafür meine Freizeit opfere“, schreibt er. Er wolle sich das nicht mehr antun, sein Wohlbefinden sei ihm wichtiger.

„Die Liebe zum Bürgermeister ist kein Grund, sein Mandat niederzulegen“, so Klingor, aber schon aus Altersgründen könne man den Antrag nicht ablehnen. Fünf Gemeinderäte stimmten für den Antrag, zwei dagegen. Sieben enthielten sich. Damit war der Antrag angenommen.

Ab der kommenden Legislaturperiode wird der Käbschütztaler Gemeinderat ohnehin nur noch aus 14 Räten bestehen. Bisher sind es noch 16.