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Was im Haus der Demokratie hinter den Kulissen passiert

Einen Tag der offenen Tür kann jeder anbieten, sagten sich die Gastgeber. Warum es also nicht einmal mit der Nacht probieren?

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© Dietmar Thomas

Von Martha Engel

Döbeln. Das dachten sich auch die Mitarbeiter des Döbelner Treibhausvereins. Mit dem Ziel, die Gäste einmal hinter die Kulissen schauen zu lassen, öffnete das Haus an der Bahnhofstraße erst am Samstagabend seine Türen. Und zu sehen gab es allerhand an den acht Stationen auf drei Etagen.

In der Siebdruckwerkstatt zeigt Julia Kaltofen den Besuchern, wie T-Shirts für den Online-Handel bedruckt werden. „Je nach Anlass haben die Shirts unterschiedliche Motive. Das geht vom politischen Inhalt bis hin zu Kindermotiven“, erzählt sie. „Mittwochs gibt es die offene Siebdruckwerkstatt, da kann jeder sein ganz eigenes Motiv aufdrucken,“ erzählt Julia Kaltofen, während sie hinter der Maschine steht. In der Online-Werkstatt werden die Oberteile dann verkauft. Dort gab es zur Nacht der offenen Tür eine Fotobox, in der die Gäste ausstaffiert mit lustigen Accessoires ein Erinnerungsfoto schießenlassen konnten.

Auch die Büros von „Willkommen in Döbeln“, dessen Personal vor allem zugezogenen Flüchtlingen hilft und das Büro von „Fair“, dessen Team sich für die politische Bildungsarbeit einsetzt, waren geöffnet. Einen weiteren Stempel konnten sich die Rallyeteilnehmer im Büro des Tierbefreiungsarchivs abholen.

Im Keller des Hauses der Demokratie betreibt der Verein eine Fahrradwerkstatt, in der Florian Thiele und Cindy Berger, Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Unzählige Ersatzteile, Pedale in riesigen Kisten, alte Lenkradstangen und Fahrräder aller Art stehen dort und warten auf neue Besitzer. „Unsere Selbsthilfewerkstatt ist ein Angebot hauptsächlich für Kinder und Flüchtlinge. Die Leute können zu uns kommen und ihre Fahrräder reparieren oder aufbauen“, erzählt Florian Thiele. „Der Jüngste, der zu uns kam, war fünf. Er baute sich seine eigenen Stützräder an“, scherzt Cindy Berger. Den beiden Tüftlern ist dabei wichtig, dass nicht sie die Räder bauen, sondern den Kindern oder anderen Hilfesuchenden nur helfen. Schrauben sollen sie selbst. „So lernen sie gleich noch etwas Wichtiges und Praktisches und sitzen nicht nur an ihren Handys“, meint Thiele. Immer dabei sind die beiden Hunde Kaya und Kyra, die auch liebevoll der „Therapiehund“ genannt wird. Die Huskydame hilft, Ängste zu überwinden, erklärt Cindy Berger. Mit Florian Thiele hat sie schon einen beachtlichen Fahrradfundus aufgebaut, der nur über Spenden funktioniert.

Nachdem einige Stationen besucht sind, kommt das Angebot, im Café Courage eine Pause bei einem kühlen Getränk einzulegen, gerade recht. Zudem war ein Glücksrad aufgebaut, an dem die Gäste die üblichen Preise wie etwa einen Gutschein für den Onlinehandel einstrichen, aber auch einen Dienst an der Bar oder eine an den Treibhausverein zu zahlende, kleine Spende „gewinnen“ konnten.

Sichtlich zufrieden mit diesem Abend war Vereins-Geschäftsführerin Judith Sophie Schilling. „Uns geht es einfach darum, den Menschen zu zeigen, was wir noch können“, sagt sie, während sie an der Bar die Besucher bedient. Sie freue sich über Jeden, der den Verein und dessen Arbeit kennenlernen möchte.

Verantwortlich für die Nacht der offenen Tür zeichneten Antje Hering, Nils Burzinski und Johannes Pälchen. Sie sind Kollegen im Kulturbüro, das jährlich den „Kulturbeutel“ füllt. „Wir hatten jedes Jahr den üblichen Tag der offenen Tür, aber das ist ja doch immer das Gleiche. Deshalb dachten wir uns: Warum es nicht mal ganz anders machen? Wir wollten dem Abend Eventcharakter verleihen“, erzählt die 24-jährige Antje Hering. „Wir wollen weg vom gewöhnlichen Standard und von trockenen Erklärungsrunden“, erzählt Johannes Pälchen. Bei der Rallye und anderem Mitmach-Angeboten ist das durchaus gelungen.