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Was die Görlitzer Polizei besonders auf Trab hält

Weniger Diebstahl, mehr Fälle von Gewalt – das zeigt die Statistik für das Revier. Der Schwerpunkt liegt in der Kreisstadt.

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© Pawel Sosnowski

Von Matthias Klaus

Görlitz. Görlitz erreicht sachsenweit Spitzenwerte – leider nicht im positiven Sinne. Beim Thema Autoklau rangierte die Stadt im vergangenen Jahr auf Platz drei im Freistaat. Nur Leipzig und Dresden lagen vor Görlitz, an vierter Stelle folgt Chemnitz. 117 Fälle von Autoklau wurden 2017 in der Stadt Görlitz registriert, darunter 53 Versuche. Das sagt die Polizeiliche Kriminalstatistik für Sachsen. Zum Vergleich: Innerhalb der gesamten hiesigen Polizeidirektion, also den Kreisen Görlitz und Bautzen, gab es insgesamt 806 von den Beamten erfasste Fälle, der Spitzenwert in Sachsen und gegenüber 2016 ein Plus von fast 35 Prozent. Etwas anders sieht es bei den Wohnungseinbrüchen aus. Da schaffte es Görlitz zwar auch noch unter die Top Ten, aber „nur“ auf Platz sechs, nach Plauen und vor Zwickau. 64 Fälle registrierte die Polizei in der Stadt Görlitz, drei weniger als 2016.

Wenn Dirk Linczmajer, Chef des hiesigen Polizeireviers, über Kriminalität spricht, denkt er zuerst an Görlitz. „Etwa 85 Prozent aller Fälle, die wir aufnehmen, betreffen die Stadt“, sagt er. Vor etwa drei Jahren lagen die Fallzahlen demnach noch deutlich höher als heute. „Wir hatten einen Spitzenplatz in Deutschland“, so Dirk Linczmajer. 167 Kollegen arbeiten im Görlitzer Revier. Es hat Dienststellen in Niesky, Reichenbach und Rothenburg.

In Görlitz sehe es in Sachen Kriminalität inzwischen besser aus. „Allerdings ist die Fallzahl immer noch hoch“, sagt Dirk Linczmajer. Man müsse zudem die unterschiedlichen Bereiche sehen. Da gibt es durchaus Unterschiede.

Diebstahlzahlen sinken im Görlitzer Revier

Bis etwa 2014 stieg die Zahl der Eigentumsdelikte an. „Natürlich kam das Thema auch mit der Grenzöffnung“, sagt Dirk Linczmajer. Die Polizei unterscheidet nach besonders schweren Diebstahl und dem einfachen. Zu Letzteren gehört in der Regel auch der Ladendiebstahl. 25 Haftbefehle hat die Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr anerkannt. „Meistens handelt es sich dabei um Personen, die mehrfach auffällig geworden sind, mit Fallzahlen manchmal im hohen zweistelligen Bereich“, so der Revierführer.

Das Problem: Die Fälle müssen eindeutig nachweisbar sein, damit die Staatsanwaltschaft tätig werden kann. In 80 Prozent der Fälle konnten Diebe auf frischer Tat gestellt werden – dank Bürgerhinweisen. Ein Problem sieht Dirk Linczmajer darin, dass Bürger, Ladeninhaber und Unternehmer inzwischen gar nicht mehr alle Delikte anzeigen. Vor allem betreffe dies Gewerbetreibende. „Dann können wir natürlich nicht ermitteln“, so der Polizeioberrat. Deshalb appelliert er: Wenn etwas passiert ist, auch anzuzeigen.

Mehr Gewaltdelikte im Bereich des Görlitzer Reviers

Rohheitsdelikte – so heißt es in der Polizeisprache, wenn es um Gewalt geht, auch um sexuelle, um Körperverletzungen, darunter gefährliche. Seit 2015 registriert das Polizeirevier Görlitz einen Anstieg der Fallzahlen in diesem Bereich. „Das Ganze hängt natürlich auch mit der Asylproblematik zusammen“, sagt Dirk Linczmajer. Zwischen 2014 und 2017 gab es einen Anstieg bei den Körperverletzungen um rund 100 Fälle. Bei den Verdächtigen handelte es sich ungefähr zur Hälfte um deutsche Staatsangehörige. Bei den ausländischen Verdächtigen waren etwa 90 Prozent aus Polen.

Keine offene Drogenszene in Görlitz

Etwa 95 Prozent der Eigentumsdelikte, also Einbrüche und Ähnliches, werden von Tätern begangen, die damit ihren Drogenkonsum finanzieren beziehungsweise die Einbrüche unter Drogeneinfluss ausüben. „Generell gibt es aber den Drogenhandel im Bereich des Polizeireviers nur im Kleinstbereich“, sagt Dirk Linczmajer. Verkaufsstrukturen seien diesseits der Neiße keine vorhanden, damit auch keine offene Drogenszene in Görlitz. Wer sich mit Drogen eindecken wolle, fahre nach Polen oder nach Tschechien, so der Chef des Görlitzer Polizeireviers.

Alkoholverbot würde Problem für die Polizei nur verdrängen

Kommt ein neues Alkoholverbot auf Görlitzer Plätzen? Darüber denkt die Stadt mit einem neuen sächsischen Polizeigesetz nach. „Aus touristischer Sicht wäre das natürlich nachvollziehbar“, sagt Dirk Linczmajer. Für die Polizeiarbeit würde sich aber wenig ändern. Das Problem werde nur verlagert, so der Revierführer, das Grundproblem bleibe.