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Was wird mit der Burg Altrathen?

Die Anlage wurde an einen Bremer verkauft, er will sie privat nutzen. Gäste sind willkommen, Wanderer müssen bangen.

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© Daniel Schäfer

Von Katarina Gust

Kurort Rathen. In ganz Deutschland hat er nach der passenden Immobilie gesucht. Im Kurort Rathen ist er fündig geworden. Unternehmer Markus Begerow hat im Mai dieses Jahres die Burg Altrathen gekauft. Der gebürtige Bremer will sich damit den Traum vom Wohnen im eigenen Baudenkmal erfüllen. Die Burg samt Schweizerhaus und Pensionsgebäude war bereits vorher in Privatbesitz. Der Münchner Peter Jäger bot die Immobilie Anfang 2018 wieder zum Verkauf an – für 740 000 Euro. Der Weiterverkauf hat Folgen – auch für den Tourismus.

Markus Begerow betreibt im Raum Bremen mehrere Fitnessstudios. Der Unternehmer hat die Burg Altrathen im Mai 2018 gekauft.
Markus Begerow betreibt im Raum Bremen mehrere Fitnessstudios. Der Unternehmer hat die Burg Altrathen im Mai 2018 gekauft. © Foto: privat
© Koerner, Heidemarie

Investor will Burg Altrathen als privaten Zweitwohnsitz
Es ist vor allem die Lage oberhalb der Elbe, die Markus Begerow gereizt hat. Der Unternehmer, dem mehrere Fitnessstudios an der Weser gehören, hat deutschlandweit nach Herrenhäusern gesucht. In historischem Gemäuer zu wohnen, das sei eine Leidenschaft von ihm, wie Begerow gegenüber der SZ sagt. Hinzu komme die schöne Umgebung, die Nähe zu Dresden. Rathen als Touristenhochburg biete zudem viele Möglichkeiten. „Die Mischung hat mich am Ende überzeugt“, sagt der 59-Jährige. Die Sächsische Schweiz kennt er bereits. Als Urlauber hat es ihn vor etwa zehn Jahren in die Region verschlagen. In Rathen selbst war er zuvor noch nie. Seit dem Kauf der Burg Altrathen sei er aber schon viermal vor Ort gewesen, zuletzt diese Woche. Der Kurort soll später sein Zweitwohnsitz werden. Begerow, der im Künstlerdorf Worpswede nördlich von Bremen lebt, kann sich auch vorstellen, ganz nach Rathen zu ziehen. „Je nachdem, wie es mir hier gefällt“, sagt er.

Anlage soll 2019 saniert und modernisiert werden
Bevor Markus Begerow jedoch an die Elbe umziehen kann, hat er umfangreiche Umbauarbeiten geplant. „Das Allerwichtigste ist es, die Substanz zu erhalten“, erklärt er. Zu tun gäbe es einiges: In den Gewölbekeller dringe beispielsweise Feuchtigkeit ein. Das Dach, die Fenster und die Heizung müssten repariert beziehungsweise modernisiert werden. „Da ist man schnell bei einem sechsstelligen Betrag“, rechnet er vor. Laut Begerow werden die Arbeiten das ganze Jahr 2019 dauern.

Pension und Gaststätte müssen nach 17 Jahren schließen
Die Pläne, die Burg nur noch als Privatdomizil zu nutzen, haben Konsequenzen für den Tourismus. Nach 17 Jahren muss Pensionswirtin Hella Sommer das Restaurant und das Gästehaus mit 38 Betten dichtmachen. Die Gaststätte ist schon seit dem Sommer geschlossen, an diesem Wochenende folgt die Pension. Die Pächterin muss die Räume bis Ende Oktober übergeben. Dann läuft ihr Vertrag aus. In den vergangenen Wochen verkaufte Hella Sommer deshalb das Inventar, unter anderem Zimmereinrichtungen, Küchengeräte, Dekoration und Geschirr. An diesem Wochenende, 27. und 28. Oktober, veranstaltet sie auf der Burg einen kleinen Trödelmarkt. „Für alle, die noch mal schauen möchten“, schreibt Hella Sommer auf www.burg-altrathen.de.

Investor will Burg für besondere Events öffnen
Obwohl Rathen eine Einkehrmöglichkeit verloren geht: Übernachten auf der Burg Altrathen, das soll auch weiter möglich sein. Urlauber können auch ab November Zimmer im Gästehaus mieten, heißt es auf der Internetseite der Burg. Die Vermittlung übernimmt Begerows Unternehmen mit Sitz in Bremen.

Ansonsten will Markus Begerow das Baudenkmal, das rund 530 Quadratmeter Wohnfläche bietet und insgesamt mehr als 7 700 Quadratmeter misst, künftig privat nutzen – mit Ausnahmen. „Ich werde mich mit der Gemeinde in Verbindung setzen, um abzusprechen, was sie sich wünscht“, kündigt der Diplom-Sportlehrer an.

Er könne sich vorstellen, die Burganlage für besondere Events für Gäste und Besucher zu öffnen, sagt Begerow. Als Idee schweben ihm Trauungen vor. Das Gästehaus und die Gaststätte waren bei Hochzeitspaaren bereits eine beliebte Adresse. Auch größeren Reisegruppen möchte er Führungen ermöglichen. „Da bin ich der Letzte, der etwas dagegen hat und sich sperrt“, betont Begerow.

Wanderweg von der Burg Altrathen zur Bastei droht Sperrung
Weniger kompromissbereit scheint der 59-Jährige bei einem anderen Thema zu sein. Das betrifft den Wanderweg zur Bastei, der direkt an der Burg Altrathen vorbeiführt. Der Anstieg über den „Alten Basteiweg“ führt vom Grünbach aus über sein Privatgelände. Nicht jeder Wegabschnitt ist mit einem Geländer geschützt. Wenn Wanderer in diesem Bereich stürzen und sich verletzen, drohen Probleme mit der Versicherung. Begerow denkt deshalb darüber nach, ein Schild mit dem Hinweis „Privatgelände. Betreten auf eigene Gefahr!“ aufzustellen. Sollte das versicherungstechnisch nicht genügen, will Begerow den Weg womöglich komplett sperren. Wanderer gelangen dann von Rathen über die Schwedenlöcher oder über zwei andere Routen entlang des „Basteiwegs“ hinauf zur Bastei (Siehe Grafik).