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Was aus leeren Kirchen wird

Der geplante Umbau von Strehlas ehemaliger katholischer Kapelle ist kein Einzelfall. Manche Nachnutzungen sind exotisch.

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© Steffen Unger

Von Eric Weser

Strehla/Gröditz. Der bauliche Aufwand dürfte nicht eben gering werden. Wenn sich die ehemalige katholische Kirche Strehlas in ein Wohnhaus verwandeln soll, wird wohl nicht nur die alte Elektrik auf einen modernen Stand gebracht werden müssen. Auch vom jetzigen Zuschnitt her ist das Gebäude an der Goldgasse nicht unbedingt Eigenheim-typisch. Offenbar scheut eine Familie aber die Herausforderung nicht und will das 2016 entweihte Gotteshaus umfunktionieren. Vorbereitungen dafür laufen.

Die ehemalige katholische Kirche in Strehla ist nicht entweiht.
Die ehemalige katholische Kirche in Strehla ist nicht entweiht. © Eric Weser
Eher ungewöhnlich: Die einstige Hospitalkirche in Pirna soll bald eine Kletterhalle beherbergen.
Eher ungewöhnlich: Die einstige Hospitalkirche in Pirna soll bald eine Kletterhalle beherbergen. © Norbert Millauer

Nicht entweiht, aber auch zum Wohnhaus umfunktioniert wurde 2011/12 die katholische Kirche in Demitz-Thumitz bei Bischofswerda. Derzeit steht das wohl größte Einfamilienhaus des Freistaates für knapp 260 000 Euro zum Verkauf, weil die Eigentümer wegziehen. Äußerlich deutlich mehr an eine Kirche erinnernd als die Strehlaer Kapelle, wurde innen ein Haus ins Haus gebaut, um mehr Wohnkomfort zu erreichen. Äußerlich blieb das Heiligenbild am Giebel des Kirchenschiffs erhalten, innen einige Kirchenbänke und die Kirchenorgel erhalten. Beim Umbau wurde der hintere Bereich des Kirchenschiffes und damit die Orgel versetzt, um Platz für das eigentliche Eigenheim zu schaffen.

Platz geschaffen wird derzeit auch in der früheren evangelischen Hospitalkirche in Pirna. Das seit 2002 entweihte Gebäude war in den Folgejahren Ausstellungs- und Konzertort. Jetzt hat sich ein Verein das Ziel gesetzt, daraus bis nächstes Jahr ein Kletterzentrum zu machen. Kostenpunkt: geschätzte 120 000 Euro. Eine Herausforderung dabei ist der Denkmalschutz. Denn die geplanten 300 Quadratmeter großen und acht Meter hohen Kletterwände direkt an den Außenmauern zu arretieren ist nicht zulässig. Deshalb sollen sie im Boden verankert werden. Zuletzt wurden dafür Untersuchungen durchgeführt. Sind die Ergebnisse positiv, soll der Bauantrag bei den zuständigen Behörden gestellt werden.

Vor der Entweihung – oder, wie es fachsprachlich heißt: Profanierung – war zuletzt auch die evangelische Kirche im südbrandenburgischen Döllingen bei Bad Liebenwerda bedroht. Gegen die geplante Aufgabe der Kirche und deren Verkauf hatten sich Bürger allerdings zuletzt erfolgreich zur Wehr gesetzt.

Dass Gotteshäuser entweiht werden und leer stehen oder neue Nutzungsformen bekommen, lässt sich auch woanders immer wieder beobachten. In Münster zum Beispiel wurde aus einer früheren Kirche eine Kindertagesstätte, in einer anderen entstanden Sozialwohnungen und Büros. Eine Kletterkirche, wie sie demnächst in Pirna entstehen soll, gibt es auch schon im nordrhein-westfälischen Mönchengladbach. Gleiches Bundesland, noch eine andere Stadt: Bielefeld. Dort wurde die ehemalige evangelische Martini-Kirche im Jahr 2005 in ein Restaurant umgewandelt.

Vielleicht einen Imbiss einzurichten, das war auch eine Idee, die zuletzt für ein ehemaliges Kirchengebäude in Gröditz im Raum gestanden hatte. Die frühere Methodisten-Kapelle in der Neuen Kolonie war von der Glaubensgemeinschaft vor zweieinhalb Jahren aufgegeben und kürzlich an die Stadt verkauft worden. Neben dem Imbiss gab es auch zumindest Gedankenspiele, eine Art Treff für Anwohner oder Geräteschuppen einzurichten. Den Gedanken, die Ex-Kapelle zu erhalten, hat man aber in der Röderstadt verworfen. Das straßennahe Gebäude wird laut Stadtchef Jochen Reinicke (parteilos) im Zuge des anstehenden Straßenbaus abgerissen.