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Warum kommt unser Trinkwasser aus Brandenburg?

In den 1960ern schien der Standort des Wasserwerkes in Fichtenberg ideal. Heute würde man anders entscheiden.

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© Sebastian Schultz

Als in den 1960ern der Wohnungsbau unter anderem für die Mitarbeiter des Zeithainer Rohrwerkes boomt, ist klar, dass auch die Wasserversorgung ausgebaut werden muss. Im Bereich des Urstromtals der Elbe im Raum Jacobsthal-Fichtenberg wird ein großes unterirdisches Wasser-Reservoir vermutet, weshalb man dort Erkundungsbohrungen durchführt.

Das Areal liegt zwar im Bezirk Cottbus, gehört aber schließlich – wie auch Riesa im Bezirk Dresden – zur Wasserwirtschaftsdirektion Elbe-Spree-Neiße. Die Bohrungen sind erfolgreich: Wassermenge und -qualität stimmen. Auch das Gebiet inmitten von Feldern ist gut schützbar, die verschiedenen Trinkwasserschutzzonen können leicht eingerichtet werden. 1968 werden die ersten Brunnen gebohrt. Schon seit 1974 wird unter anderem Riesa über die Fernwasserleitung versorgt – das Wasserwerk Fichtenberg geht allerdings erst Ende 1979 offiziell in Betrieb. 86 Prozent der Einwohner im damaligen Kreis Riesa sind da schon an das zentrale Trinkwassernetz angeschlossen – die letzten Teile von Fichtenberg übrigens erst 1988.

Nach der Wende trennt plötzlich nicht nur eine Bezirks-, sondern eine Bundesland-Grenze das Werk vom Versorgungsgebiet. Und das hat auch finanzielle Auswirkungen, sagt der Geschäftsführer der Wasserversorgung, Heiko Bollmann. Denn das Land Brandenburg verlangt vom Versorger mit 10 Cent pro Kubikmeter ein relativ hohes Wasserentnahme-Entgelt. In Sachsen sind es 1,5 Cent. „Ein Neubau der Brunnen war deshalb wirtschaftlich“, so Heiko Bollmann.

2002 entstehen auf sächsischer Seite in der Nähe Jacobsthals drei weitere, 48 Meter tiefe Brunnen. Ein weiterer befindet sich seit 2016 im Paußnitzer Elbbogen. Das Wasser aus den insgesamt neun sächsischen und brandenburgischen Brunnen wird jedoch gleichermaßen in das Wasserwerk Fichtenberg geleitet – zwischen Mühlberg und Großenhain wird also Zwei-Länder-Wasser getrunken. (SZ/ste)