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Warum Görlitz mehr Bolzplätze braucht

Der Bedarf steigt vor allem in der Innenstadt. Deshalb würde die Stadt nun gern an der Augustastraße aktiv werden.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Ingo Kramer

Görlitz. Als Lehrerin an drei verschiedenen Grundschulen ist CDU-Stadträtin Gabi Kretschmer regelmäßig mit dem Problem konfrontiert. „Es gibt in Görlitz sehr schöne Spielplätze, aber fast alle sind für kleine Kinder da“, sagt sie. Für Zehn- bis 13-Jährige, die sich ohne Eltern mit Freunden treffen wollen, zum Bolzen beispielsweise, gebe es fast keine Angebote: „Dabei gibt es doch in diesem Alter genauso viele Kinder wie bei den Kleinen.“ Etwa die Hälfte sei in Vereinen und Sportgruppen organisiert, aber für die anderen sehe es trüb aus.

Ganz so mau sieht die Stadtverwaltung das Ganze nicht. In städtischer Bewirtschaftung befinden sich mindestens sieben öffentliche Bolzplätze, sagt Rathaussprecherin Sylvia Otto – und verweist auf Kidrontal, Frauenburgstraße, Brückenstraße, Wiesengrund, Am Hirschwinkel, Ober-Neundorf und Hagenwerder. Weitere Ballspielangebote gebe es auf dem Jahnsportplatz, dem Spielplatz Friedhofstraße und im Kreuzkirchenpark.

Trotzdem hat die Stadt das Problem erkannt. „Der Bedarf an öffentlichen Bolzplätzen in der Innenstadt ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagt Sylvia Otto. Ziel sei daher nun, das Angebot zu erweitern – und zwar durch Öffnen des Schulsportplatzes an der Augustastraße, gleich um die Ecke vom Wilhelmsplatz. Der Sportplatz könnte also nach Schulschluss zum Bolzplatz werden. Ob das gelingt und wenn ja, wann, wie und zu welchem Preis, steht aber noch nicht fest: „Es sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, die derzeit noch geprüft werden.“

Die Stadt kann den gestiegenen Bedarf nicht mit Zahlen belegen. „Unserer Beobachtung nach hat das Bolzen auf dem Wilhelmsplatz zugenommen“, sagt Sylvia Otto. Mangels Alternative werde es nicht grundsätzlich verboten. Der Platz soll aber perspektivisch eher zur ruhigen Nutzung da sein, etwa als Liegewiese. Deshalb sucht die Stadt für das Bolzen nach einer Alternative im unmittelbaren Umfeld.

Allerdings hatte die Innenstadt aus städtischer Sicht schon immer zu wenige öffentliche Bolzplätze und andere Sportangebote. Dafür gebe es zwei Gründe: Hohe Investitionskosten und das Fehlen von Flächen. Amtsleiter Hartmut Wilke sieht nun drei Lösungen. Mittelfristig sollte es möglichst an mehreren Stellen des Brautwiesenbogens in der westlichen Innenstadt Spielflächen geben. Zweitens setzt er darauf, dass Plätze von Schulen oder Vereinen zusätzlich auch als Bolzplätze genutzt werden können, wenn sie bisher nicht ausgelastet sind. Und drittens braucht es genug Geld zur Bewirtschaftung – auch für Wartungen und Reparaturen, die an Bolzplätzen immer wieder nötig sein werden. „Je intensiver die Nutzung ist, umso eher ist Verschleiß zu erwarten“, sagt Wilke.

Auch eine unsachgemäße Nutzung lasse sich leider nicht ausschließen und erfordere Geld für Reparaturen oder Ersatz: „Das ist zweifellos schwer, jedoch notwendig zu akzeptieren.“ Gabi Kretschmer findet es gut, dass in der Augustastraße etwas passieren soll: „Die Lage ist gut, auch wegen der Nähe zur Schule.“ Doch genau wie Wilke findet sie das längst nicht ausreichend: „Überall in der Nähe von Schulen und Wohngebieten braucht es Angebote.“