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Hier lebt es sich gut

In einem deutschlandweiten Vergleich bescheinigen Forscher der Region sehr gute Werte. Es gibt aber auch Probleme.

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© Tilo Harder

Von Franz Werfel

Freital. Dieses Ergebnis dürfte die Einwohner und Gäste der Region freuen: In einer aktuellen Studie zur Lebensqualität in Deutschland kommt der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge auf Platz 77 von allen 401 deutschen Kreisen und Städten. Besonders gut schneidet er im Sachsenvergleich ab. Nach Dresden (Rang 12) belegt er den zweiten Platz. Mit deutlichem Vorsprung vor Leipzig und Chemnitz sowie allen anderen sächsischen Landkreisen. Schlusslicht im Freistaat ist der Kreis Nordsachsen (Rang 297).

© Koerner, Heidemarie

Forscher sind sich uneins, wie man die Lebensqualität am besten untersucht. Für ihre Studie „Wo lebt es sich am besten?“ haben das Wirtschaftsinstitut Prognos und das ZDF deshalb einen neuen Ansatz gewählt. Einwohner und Gäste wurden nicht nach ihrer subjektiven Wahrnehmung befragt, sondern es wurden hochwertige statistische Daten, aufgeteilt in 53 Indikatoren, miteinander verglichen. Wirtschaftliche Daten sind dabei ebenso eingeflossen wie Gesundheitsdaten, Quoten zu Kitanutzung und Schulabbrechern, Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern, medizinische Versorgung, Kriminalität.

Insgesamt zeigt sich: Fast über alle deutschen Regionen hinweg ist die Lebensqualität sehr hoch. Die Forscher stellten in Summe keine großen qualitativen Unterschiede zwischen Stadt und Land fest – eine Ermutigung für alle, die weiterhin fest an die Stärke der ländlichen Räume glauben. Ebenso liegen Regionen in Ost- und Westdeutschland gleich auf. Jedoch haben die Forscher ein Nord-Süd-Gefälle in der Bundesrepublik beobachtet. So schnitten die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Hessen überdurchschnittlich gut ab. Die Plätze eins bis drei gingen nach München, Heidelberg und Starnberg, gefolgt von Potsdam, ein Leuchtturm in Norddeutschland. Die SZ hat sich die Daten für unsere Region genauer angesehen.

Arbeit: Die Menschen arbeiten viel, verdienen aber wenig
Mit 1 444 Arbeitsstunden pro Person und Jahr liegt der Landkreis im oberen Drittel. Interessanterweise haben die Forscher lange Arbeitszeiten in Bezug auf die Lebensqualität negativ bewertet. Jeder Arbeitnehmer pendelt im Schnitt fast 16 Kilometer von zu Hause bis zur Arbeit – das ist weniger als der Bundesschnitt und einem zufriedenen Leben zuträglich.

In vielen Punkten bestätigt die aktuelle Studie Fakten, die schon bekannt sind. So schneidet der Landkreis bei der Kaufkraft nicht gut ab. Insgesamt hat jeder Bürger 19 237 Euro im Jahr zur Verfügung – nach Steuern, aber bevor Mieten, Versicherungen und Essen bezahlt sind. Damit kommt die Region auf Platz 363 von 401. Schon wer in Dresden lebt, kann jährlich etwa 1 100 Euro mehr ausgeben.

Sehr gut schneidet der Kreis bei der Geschlechtergerechtigkeit ab. Zwei von drei Frauen zwischen 15 und 65 Jahren gehen arbeiten – das ist der zweithöchste Wert in ganz Deutschland. Frauen bekommen bei uns für gleiche Arbeit fast das gleiche Gehalt wie Männer. Das ist längst nicht in allen deutschen Regionen selbstverständlich.

Armut: Kinderarmut ist ein Problem, Armut im Alter (noch) nicht
Die Stärke der neuen Studie ist, dass sich alle deutschen Regionen objektiv vergleichen lassen. So zeigt sich: Bisher ist die Altersarmut im Landkreis sehr gering. Nur jeder 200. Bürger ab 65 Jahren stockt seine Rente mit der Alterssicherung auf – das ergibt deutschlandweit Platz 11.

Schlechter sieht es bei der Kinderarmut aus. Fast jedes siebte Kind unter 15 Jahren ist auf staatliche Unterstützung angewiesen – macht Platz 207.

Gesundheit: Wenige Raucher, aber zu viele Übergewichtige
Im Landkreis raucht jeder fünfte Erwachsene – das ist weniger als im Bundesschnitt und spricht für ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein. Allerdings sind sechs von zehn Einwohnern über alle Altersgruppen hinweg übergewichtig – macht Platz 348. Während Frauen im Schnitt 84 Jahre alt werden, kommen Männer auf 78 Jahre und vier Monate. Die Damen belegen in der Statistik Platz 35, die Herren Platz 173.

Sicherheit: Nur wenige Unfälle und wenig Kriminalität
Bei den Indikatoren zur Sicherheit steht der Landkreis sehr gut da. 2016 gab es nur sechs Einbrüche und zwölf Gewaltverbrechen auf 10 000 Einwohner. 432 Menschen wurden – hochgerechnet auf 100 000 Einwohner – im Verkehr verletzt oder getötet.

Freizeit und Natur: Tourismus und Gemeinschaftsleben sehr stabil
Die Menschen im Landkreis produzieren relativ wenig Müll (Platz 36), auf jeden Einwohner kommen zehn Urlaubsgäste (Platz 42), auf 1 000 Einwohner acht Vereine. Ein Manko: Größere Orte sind mit 15 Minuten Fahrzeit im Schnitt schlecht erreichbar.