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Warum es für sie nicht ohne Zirkus geht …

Leicht haben es kleine Zirkusse nicht. Trotzdem denkt sie nie ans Aufgeben, sagt Angelika Renz vom Zirkus Trumpf, der jetzt in Ullersdorf gastiert.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Ullersdorf. Nein, den Traum vom kleinen Häuschen am Stadtrand träumt Angelika Renz nicht. „Ich brauche das Unterwegssein“, sagt sie. Und natürlich braucht sie die Manegen-Luft, diese Mischung aus dem Geruch nach Sägespänen und Wiese. Sie braucht das Leben im Wohnwagen, den Applaus des Publikums. Gemeinsam mit ihrem Mann Eugen Trumpf führt sie den Familienzirkus „Trumpf“, der jetzt auf der Wiese am Golfplatz in Ullersdorf seine Wagenstadt um das gelb-rote Zirkuszelt aufgebaut hat. Bis Sonntag ist das kleine zehnköpfige Familienunternehmen nun hier zu erleben. „Mit einem klassischen Zirkusprogramm, bei dem viel mitgemacht werden kann“, sagt sie. Und die Begeisterung für diesen viel beschriebenen „Zauber der Manege“ ist ihr anzumerken. Ja, für sie ist es tatsächlich ein Zauber, ein faszinierender.

In der Show von „Circus Trumpf“ ist auch das rechnende Pferd „Hans“ zu erleben
In der Show von „Circus Trumpf“ ist auch das rechnende Pferd „Hans“ zu erleben © Thorsten Eckert

Am vergangenen Wochenende war „Trumpf“ noch in Ottendorf-Okrilla zu Gast, nun also der Radeberger Ortsteil. „Und genau dieses Reisen von Ort zu Ort, das brauchen wir, das liegt uns im Blut“, schwärmt Angelika Renz in ihrem geräumigen Wohnwagen, der alles hat, was eine Wohnung auch hat. Und diese Faszination für den Zirkus hat sie auch an ihre Kinder und Enkel vererbt. Denn bei einem Familienzirkus wie „Trumpf“ ist jeder gefragt. Auch die Kleinen, wie die 4-jährige Milena. „Ein Naturtalent“, freut sich die Zirkus-Chefin. Stolz ist sie auf die Kleine, sagt sie, und überhaupt auf den Nachwuchs; auf Leeroy und Celina.

Von der Schule in die Manege

Leeroy ist neun und an diesem Vormittag in der Grundschule gleich nebenan. „Natürlich müssen unsere Kinder auch zur Schule, das funktioniert aber trotz des regelmäßigen Ortswechsels gut“, findet Angelika Renz. Die Kinder haben sozusagen eine „Stammschule“, dorthin werden alle Zensuren geschickt, „so haben die Lehrer dort immer den Überblick“. Die 13-jährige Celina geht in den nächsten Tagen in Radeberg zur Schule. Und am Nachmittag steht sie dann mit in der Manege. In der Hula-Hoop-Show. Und ihr Bruder Leeroy ist dann nicht nur Handakrobat, sondern auch als Clown zu erleben. „Die Kinder wachsen ja quasi in der Manege auf, haben dieses Zirkus-Fieber“, beschreibt die Zirkus-Chefin.

Zirkus – die großen Zeiten dieser uralten Kunst scheinen dennoch vorüber. Aber tot, nein tot ist der Zirkus nicht, das steht für Angelika Renz fest. „Es ist schwer, und es gab auch schon mal bessere Zeiten, das Internet, das Fernsehen, alles das macht es uns nicht leichter“, will sie gar nichts beschönigen. Aber man komme durch, und den Gedanken ans Aufgeben gibt es für sie nicht ernsthaft. „Wir werden nicht reich, aber wir hungern nicht, können die Versicherungen bezahlen, die Tiere versorgen – und wir können in der Manege stehen, das ist unser Leben!“ Da ist es wieder, dieses Feuer. „Wenn wir gesund sind und Freude bringen können, was gibt es Schöneres?“, fragt Angelika Renz – und es ist zu spüren, dass diese Frage für sie keine Floskel ist.

Hoffnung auf regen Besuch

Und doch, zu all der Unterhaltungs-Konkurrenz aus dem Internet kommt ja für viele Zirkusse auch noch das Problem mit dem Tierschutz hinzu. Immer wieder geraten Zirkusse in die Schlagzeilen, weil Tierschützer vorm Zelt protestieren. „Das Problem haben wir nicht“, sagt Angelika Renz. „Jeder kann bei uns sehen, dass es den Tieren gut geht, wir haben keine Kettentiere, sie können sich bewegen.“ Zudem habe man bei „Trumpf“ auch nur Haustiere oder Tiere, „die auch jeder Bauer hat“. Zwei Esel, Pferde, Ziegen, Hunde. „Das Veterinäramt kommt regelmäßig kontrollieren und ist mit uns zufrieden!“

Nun hofft die Zirkusfamilie auf möglichst regen Besuch. Das Wetter könnte zumindest passen: nicht zu kalt, nicht zu heiß. „Wenn es zu heiß ist, bleiben die Leute lieber zu Hause“, weiß Angelika Renz. Zirkus ist auch ein wetterabhängiges Unterfangen. Das bekam „Trumpf“ zum Jahresbeginn kräftig zu spüren. „Wir waren als Weihnachtszirkus in Kamenz – und als wir am zweiten Januartag abreisen wollten, ging gar nichts mehr“, erinnert sie sich mit Grausen zurück. Schneemassen machten ein Weiterziehen unmöglich. „So dass wir dann fast zwölf Wochen lang in Kamenz waren …“ Ohne zu spielen.

Und doch, trotz all dieser großen und kleinen Sorgen, ein Häuschen am Stadtrand kommt für die Familie nicht in Frage. „Dazu hängen wir viel zu sehr an diesem Zirkusleben!“Bis Sonntag ist „Trumpf“ auf der Wiese am Golfplatz zu Gast. Die Vorstellungen beginnen Freitag und Sonnabend 17 Uhr, Sonntag 15 Uhr.www.circustrumpf.de