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Warum die Wismut in Königstein wieder fluten will

Aus Sorge um die Trinkwasserqualität wurde 2013 die Flutung der Altgrube gestoppt. Doch jetzt gibt es einen Plan.

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© Grafik: SZ

Von Tobias Hoeflich

Königstein. Jahrzehntelang wurde zu DDR-Zeiten Uran aus den Wismutstätten gewonnen. Jahrzehnte dauert auch deren Sanierung. Es ist eine Generationenaufgabe, an der die Wismut GmbH arbeitet. Das bundeseigene Unternehmen wurde 1991 gegründet, um die sieben einstigen Wismut-Stätten in Sachsen und Thüringen zu renaturieren.

25 Jahre Bestehen sind Anlass für das Unternehmen, Bilanz zu ziehen. Nun hat die Wismut den Umweltbericht veröffentlicht, der zum Jubiläum erstellt wurde. Während die Arbeiten an manchen Standorten wie Dresden-Gittersee schon abgeschlossen sind, wird es in Königstein noch Jahre dauern.

Der Wismutplan

Die Flutung: Pegel verharrt an der gleichen Stelle

Schon seit Anfang der 90er lässt die Wismut die unterirdischen Hohlräume fluten. Dabei wäscht das Wasser Schadstoffe heraus, die in einer Aufbereitungsanlage aufwendig herausgefiltert werden müssen. Der Pegel verharrt nun schon seit etwa vier Jahren auf etwa zwei Dritteln der Grubenhöhe. Die weitere natürliche Flutung untersagten die Behörden 2013 – aus Sorge um die Trinkwasserqualität. Damit der Pegel nicht steigt, muss abgepumpt werden. Im Jahr 2016 wurden 3,35Millionen Kubikmeter Wasser gereinigt, wobei fast 22 Tonnen – schwach strahlendes – Uran zusammenkamen. Ein Großteil des Wassers floss in die Elbe. „Das abgetrennte Uran wird in Silos zwischengespeichert und in größeren Zeitabständen verkauft“, heißt es in dem Umweltbericht. Das abgepumpte Grubenwasser wies Anfang 2017 einen Urangehalt von 8 Milligramm pro Liter auf. Maximal erlaubt wären 0,03 Milligramm pro Liter. Zum Vergleich: Die Elbe weist in der Region nur einen Gehalt von 0,001 auf.

Der Neubau: Funktionsgebäude soll 2018 bezogen werden

Ein Schwerpunkt der Bautätigkeit auf dem Areal ist das neue Funktionsgebäude, das derzeit errichtet wird. Bis nächstes Jahr sollen dort Büros, Labore, Umkleiden und ein Techniklager einziehen. Danach wird das u-förmige Bestandsgebäude abgerissen, die Fläche begrünt. „Ein Neubau ist für uns etwas ganz Besonderes. Sonst reißen wir ja nur ab“, sagte Wismut-Geschäftsführer Stefan Mann zur Grundsteinlegung im April. So wurden vergangenes Jahr mehrere Gebäude auf dem Betriebsgelände abgerissen, darunter ein altes Laborgebäude. Schon seit 2014 wurde mit dem Rückbau der überirdischen Gebäude auf dem Areal begonnen.

Die Halde: Neuer Sonderbereich für Uranschlamm

Außerdem wird bis Ende des Jahres neben der Schüsselgrundhalde ein sogenannter Sondereinlagerungsbereich errichtet. Dort soll künftig der Uranschlamm lagern, der beim Aufbereiten des Flutungswassers entsteht. Parallel dazu schreitet die Abdeckung der Halde voran. Sie könnte nach aktuellen Plänen 2025 vollständig bedeckt und begrünt sein.

Der Ausblick: Test soll Erkenntnisse über Flutung bringen

Die Wismut hält trotz des derzeitigen Flutungsstopps daran fest, die Grube in Zukunft zu füllen und den ursprünglichen Wasserpegel herzustellen. Dann wäre es auch mit dem teuren Abpumpen vorbei. Um mögliche Auswirkungen einzuschätzen, soll nun der Pegel testweise rund zehn Meter erhöht und anschließend wieder auf Ausgangsniveau gesenkt werden. Wann der Versuch startet, teilte die Wismut zunächst nicht mit. Ferner soll die Aufbereitungsanlage für das Flutungswasser umgebaut werden. Der Baustart ist 2018 geplant. Die Wismut-Verantwortlichen hoffen, dass sämtliche Sanierungsvorhaben 2028 beendet sind. Dann gelte es, „das Ergebnis und die erreichten Zustände langfristig zu sichern“.

Der komplette Umweltbericht: szlink.de/wismutbericht

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Noch 150 Jobs

Im Jahr 1961 begannen in Königstein erste geologische Erkundungen.

Bis 1967 wurde hier Uran konventionell abgebaut. Danach begann die chemische Gewinnung.

1990 wurde der Bergbau eingestellt. Bis dahin wurden in Königstein rund 18000 Tonnen Uran gewonnen.

1993 begannen erste Probeflutungen der Grube. Inzwischen ist sie zu zwei Dritteln gefüllt.

Die Sanierung des Standorts Königstein hat einschließlich des zugehörigen Standorts Dresden-Gittersee bislang rund 1 Milliarde Euro gekostet.

Heute arbeiten in Königstein 150 Personen. Früher waren es 2200. (SZ)

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