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Warum Brücken im Kreis sicher sind

Eine Katastrophe wie in Genua ist hier undenkbar, machen die Verantwortlichen im Landkreis Bautzen deutlich.

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© Robert Michalk

Von Jens Fritzsche

Bautzen. Fährt nun jeden Morgen ein ungutes Gefühl mit, wenn das Auto auf dem Weg zur Arbeit irgendwo zwischen Rödertal, Kamenz oder dem Bautzener Oberland über eine Straßenbrücke rollt? Angesichts der Horrorbilder aus Genua, wo vor wenigen Tagen eine Autobahnbrücke in sich zusammenstürzte … Die Brücken im Landkreis Bautzen sind sicher, sagt Isabel Siebert, die Sprecherin des zuständigen Landesamtes für Straßenbau (Lasuv). Regelmäßige Kontrollen sichern das ab: „Einsturzgefährdete Brücken gibt es aktuell auf Sachsens Autobahnen, Bundes- und Staatsstraßen nicht!“

Für die Prüfungen auch besonders hoher Brücken rücken die Fachleute notfalls auch mit schwerer Technik an.
Für die Prüfungen auch besonders hoher Brücken rücken die Fachleute notfalls auch mit schwerer Technik an. © Robert Michalk

Wie oft werden die Brücken auf den wichtigen Straßen kontrolliert?
Alle Brücken, Tunnel oder auch Stützwände müssen alle sechs Jahre einer sogenannten Hauptprüfung unterzogen werden. „Es werden dabei alle konstruktiven Bauteile der Brücke handnah einer Kontrolle unterzogen – heißt, der Bauwerksprüfingenieur muss alle Bauteile händig erreichen“, beschreibt Lasuv-Sprecherin Siebert. Drei Jahre nach einer Hauptprüfung folgt eine sogenannte einfache Prüfung; „eine Bauwerksbegehung vom Boden aus“. Darüber hinaus unterliegen alle Brücken einer einmal jährlich durchzuführenden Besichtigung und zweimal jährlich einer Beobachtung von beiden Verkehrsebenen aus, fügt Isabel Siebert an. „Und auch bei der laufend durchgeführten Überwachung durch die Autobahn- und die Straßenmeistereien sind die Bauwerke natürlich im Fokus.“

Was passiert nach Unfällen oder zum Beispiel nach einem Hochwasser?
Nach einem Hochwasser, von dem Brücken betroffen sind oder Unfällen, bei denen Fahrzeuge an die Brücke prallen, sind Sonderprüfungen notwendig.

Brücken im Landkreis

284 Brücken im Landkreis Bautzen werden vom Landesamt für Straßenbau betreut. 65 im Zuge von Bundesstraßen und 219 Brücken an Staatsstraßen.

Brückenbaupläne im Landkreis: In den kommenden zwei Jahren baut das Lasuv an der B6-Brücke in Großharthau, die Brücke über die Pulsnitz in Königsbrück, die Brücke in Milkel an der S101 und die Brücke in Cunewalde über das Cunewalder Wasser.

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Apropos Hochwasser: Wie sicher sind die Brücken im Kreis in diesem Fall?
Auch hier kann die Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert beruhigen: „Alle Brücken auf Sachsens Autobahnen, Bundes- und Staatsstraßen sind für die nach menschlichem Ermessen erwartbaren Naturgewalten gerüstet und entsprechend bemessen.“ Allerdings könne es eine absolute Sicherheit, insbesondere zum Beispiel mit Blick auf das Jahrtausendhochwasser von 2002, niemals geben.

Was genau wird bei einer Brückenprüfung untersucht?
Bei einer Prüfung erhalten die Brücken Noten. In die Benotung fließen drei Bewertungen ein: die Tragfähigkeit, die Dauerhaftigkeit und die Verkehrssicherheit, so Isabel Siebert. „Es ist jedoch nicht korrekt, von der Zustandsnote allein auf die tatsächliche Bauwerkssubstanz und deren Tragfähigkeit zu schließen, da auch kleine, einfache und schnell zu behebende Mängel, wie eine lose Verschraubung an einer Absturzsicherung, zu einer schlechteren Zustandsnote führt.“

Wie werden die Prüf-Ergebnisse im Anschluss dokumentiert?
Bei jeder Prüfung wird ein Bauwerksprüfbericht erstellt. In ihm werden die gefundenen Schäden und Mängel an der Brücke aufgezeigt. Daraus ergeben sich dann die Entscheidungen, ob eine Sanierung notwendig ist. Und auch bis wann die Arbeiten erfolgen.

Wie viel Geld gibt das Lasuv für den Erhalt der Brücken im Landkreis aus?
Im laufenden Jahr 2018 fließen 730 000 Euro in Bundesstraßenbrücken. Für Brücken gibt das Landesamt 1,22 Millionen Euro aus. Neben den aktuellen größeren Projekten – wie den pünktlich vor den Sommerferien abgeschlossenen Arbeiten an der Brücke in Göda – fließt das Geld in weitere kleinere Reparaturen, wie Geländererneuerungen, Mauerwerksinstandsetzung, Betonsanierungen oder Rissverpressungen, „die laufend nach Bauwerksprüfungen durchgeführt werden“, so Isabel Siebert.

Wer prüft die Brücken an den wichtigen Straßen im Kreis?
Wegen der hohen Anzahl der Prüfungen beauftragt die Straßenbauverwaltung für gut die Hälfte der Projekte zertifizierte Ingenieurbüros. Die andere Hälfte wird von der Straßenbauverwaltung selbst durchgeführt. „Grundsätzlich sind die Brückenprüfungen von Ingenieuren durchzuführen, die ein entsprechendes Studium erfolgreich absolviert haben und eine mehrjährige Berufserfahrung nachweisen können“, stellt Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert klar.

Für wie viele Brücken ist die Kreisverwaltung zuständig?
Auch der Landkreis Bautzen ist für Brücken im Kreisgebiet zuständig – meist an kleineren Straßen. Laut Verwaltung sind das 211 Brücken, die durch das Bauamt des Kreises betreut und untersucht werden.

Wie ist der Zustand der Brücken in Landkreis-Trägerschaft?
Laut einer Mitteilung der Landkreisverwaltung sind bis auf fünf Brücken alle Bauten in bestem Zustand. Bedenkenlos genutzt werden können sie dennoch, solange die Tonnagebegrenzung eingehalten wird. Betroffen sind dabei Brücken in Spreewitz-Siedlung, Schmölln, Buchwalde bei Malschwitz, Trauschkewitz und in Burg. Sie werden demnächst saniert.