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Warnung vor Leichtsinn

Nachdem ein Mann vom Baum erschlagen worden ist, geht die Polizei von einem Unfall aus. Die Feuerwehr rät zur Vorsicht.

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© Claudia Hübschmann/Archiv

Von Peggy Zill

Coswig. Nach dem tragischen Unfall am Sonntagmittag, bei dem ein 67-Jähriger auf einem Grundstück an der Weststraße von einem Baum erschlagen wurde, geht die Polizei davon aus, dass es sich um einen Unglücksfall handelt. Ein Straftatverdacht ergibt sich laut einem Polizeisprecher nicht. Bei den Baumfällarbeiten sei der Mann nicht allein gewesen. Das Ermittlungsverfahren, das nach solchen Todesfällen eingeleitet wird, richte sich aber nicht gegen eine bestimmte Person.

Im Einsatz waren am Sonntag auch Feuerwehrleute aus Coswig und Weinböhla. Doch schon bei deren Eintreffen konnte nur noch der Tod des 67-Jährigen festgestellt werden.

Kai Walter von der Weinböhlaer Feuerwehr war mit vor Ort. Im Anschluss veröffentlichte er auf Facebook eine Warnung: „Immer wieder geschehen solche Unfälle. Baumfällungen sind Aufgaben von Fachkräften/-firmen und gehören nicht in private Hand.“

Walter bildet selbst Feuerwehrleute im Umgang mit der Kettensäge aus. Diese sitzen etliche Stunden in den Lehrgängen. Wer nur einen Tageskurs besucht, der kann liegendes Holz zu Brennholz verarbeiten, aber keine Bäume fällen, sagt Kai Walter. „Zum Ende eines Lehrgangs sagen wir immer: ‚Die Säge ist das gefährlichste Arbeitsmittel in der Feuerwehr‘“, erklärt er. Denn sobald man einen Fehler macht, kann der schlimme Folgen haben. Immer wieder komme es zu Unfällen, auch wenn sie nicht immer so tragisch enden, wie der in Coswig.

Im Rettungsdienst gäbe es häufig Fälle von abgeschnittenen Fingern, weiß Kai Walter. „Die Arbeit mit der Kettensäge wird leider oft unterschätzt“, findet der Feuerwehrmann. „Man sollte wissen, was man macht.“ Auch die Feuerwehr überlässt umgefallene Bäume gern den Fachmännern. Wenn bei Sturm Bäume umknicken, kümmert sich die Feuerwehr nur um die Gefahrenabwehr. Sie räumt die Bäume weg, die im Weg liegen oder eine Gefahr sein könnten. „Alles andere geben wir an Fachfirmen ab und da bin ich auch froh, weil es komplizierte Sachen gibt. Und am Ende des Tages wollen wir Feuerwehrmänner auch wieder heil zu Hause ankommen“, meint Kai Walter. Viele Unfälle ließen sich nach seiner Einschätzung vermeiden.

Gebrochene Arme, gequetschte Beine, schwere Sägeverletzungen an den Händen oder Waden sind Verletzungen, die Jens Erler, Geschäftsführer des Forstfachbetriebs Radebeul, schon gesehen hat. „Unsere Arbeit wird unterschätzt“, sagt der Forstwirt. Trotzdem greifen viele Privatleute lieber selbst zur Säge, statt Profis zu rufen. Selbst nach einem mehrtägigen Kettensägenlehrgang sei man nicht sicher im Umgang damit. „Forstwirte lernen das drei Jahre und machen trotzdem noch Fehler. Das kommt erst mit der Berufserfahrung“, sagt er. Es beginnt damit, niemals ungesichert auf eine Leiter zu steigen. Die Säge sollte auch immer mit zwei Händen gehalten werden. Und nicht nur mit einer, um den abzusägenden Ast mit der anderen zu halten.

Schwer einzuschätzen sei auch, in welche Richtung ein Baum fällt. „Da braucht man viel Erfahrung und Feingefühl.“ Die Fallrichtung hänge von der Stammdicke, der Wuchsrichtung und auch vom Sägeverhalten ab. „Unmöglich, das in einem Wochenlehrgang zu vermitteln“, so Erler. Selbst wenn ein Seil die Richtung vorgeben soll. „Die Zugkraft einer einzelnen Person reicht nicht, wenn der Baum in die entgegengesetzte Richtung fällt.“

Die Kosten für eine Baumfällung vom Profi hängen stark von Standort, Dicke, Höhe und der nötigen Technik ab. Pauschal ließe sich das nicht sagen, so Erler. „Aber das Geld ist nicht ins Verhältnis zu setzen mit den gesundheitlichen Schäden.“