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War es Brandstiftung?

Sonntagnacht zerstörten Flammen den Eingangsbereich des Irrgartens in Kleinwelka. Schaden: mindestens 40 000 Euro.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Bautzen. Es ist kein schönes Bild. Nur noch schwarze Metallreste liegen wasserdurchtränkt am Boden. Kaum zu erkennen, dass es sich einmal um einen Kühlschrank, eine Tiefkühltruhe oder eine Mikrowelle gehandelt hat. Und überhaupt nicht, dass hier einmal das Kassen- und Imbisshäuschen des Irrgartens in Kleinwelka stand. Das ist Sonntagnacht komplett abgebrannt. Am Montagvormittag müssen Feuerwehrleute aus Bautzen noch einmal ein Glutnest löschen.

Bilder vom Brand am Irrgarten

Regina Frenzel steht fassungslos vor den Resten des Eingangsbereichs. Gegen 22 Uhr klingelt ihr Nachbar und berichtet, dass Feuerwehren in Richtung Saurierpark unterwegs seien. Ob sie nicht auch mal gucken will. „Ich hab mir nur kurz ne Jacke drüber gezogen und die Hausschuhe angelassen, um mit dem Auto rüberzufahren. Dachte, das wird schon nichts Schlimmes sein“, erzählt sie leise, und immer wieder kommen ihr die Tränen. „Wer macht denn sowas“, fragt sie sich. Auch Helmut Maier fragt sich das. Er rief die Feuerwehr. „Eine halbe Stunde, bevor ich den Feuerschein durch die Bäume sah, gab es einen lauten Knall“, erzählt er und vermutet, dass das auch von dort kam. Die Feuerwehr ist schnell vor Ort, berichtet Maier. Zunächst die aus Kleinwelka und dann die Bautzener Berufsfeuerwehr. Vier Fahrzeuge und 20 Kameraden sind im Einsatz. Retten können sie von dem Haus nichts mehr.

Auch Mitarbeiter sind fassungslos


Immer wieder kommen am Montag Leute zum Irrgarten, nachdem sie vom Geschehen erfahren haben. Auch die Mitarbeiter sind fassungslos. Matthias Böhme war schon in der Nacht vor Ort. Böhme arbeitet seit vielen Jahren im Irrgarten, kennt sich am besten aus. Zum Glück, sagt er, sind die Hecken nicht mit verbrannt. Und auch Kerstin Schneider, die für Gartenarbeiten mit zuständig ist, steht mit ihrem Mann vor dem zerstörten Häuschen. „Alles weg“, sagt sie entgeistert. Die beiden Frauen nehmen sich in den Arm, um sich zu trösten. Wo fängt man nur an, was kann man tun? Neben den technischen Geräten, die im Herbst alle abgeschaltet und die Sicherungen rausgedreht wurden, sind auch die Umkleideschränke der Mitarbeiter in den Flammen aufgegangen. „Da waren ja neben den Arbeitssachen auch ein paar private Sachen drin“, sagt Kerstin Schneider. Zwischen all den schwarzen Metallteilen liegt ganz am Rand ein rotes Spielzeugteil. Wie konnte das Plasteteil nur den Flammen entkommen?

Als Regina Frenzel in der Nacht am Irrgarten eintrifft, ist sie entsetzt. „Ich bin noch über die Feuerwehrschläuche gefahren und hab natürlich einen Anschiss von den Kameraden erhalten“, sagt sie. Doch in dem Moment, in dem sie dachte, ihr gesamtes Lebenswerk geht gerade den Bach runter, da war ihr das auch egal. Später sitzt die 60-Jährige mit der Polizei im Auto, um ein Protokoll aufzunehmen. Die Schadenshöhe beziffert sie zu diesem Zeitpunkt auf mindestens 40 000 Euro. Am Morgen danach ist sie sicher, dass das wohl lange noch nicht reicht. Allein das Häuschen hat 18 000 Euro gekostet, eine Mikrowelle 6 000 Euro. Und dann kommen noch der Getränkeautomat und das EC-Kartenlesegerät dazu. Beides gehört ihr gar nicht.

Regina Frenzel, die im vergangenen Jahr das 25-jährige Bestehen des Irrgartens feierte, freut sich, als sie ihren Versicherungsvertreter sieht. „Hier kommt die Hoffnung“, sagt der Allianz-Vertreter. Ein kleines Lächeln huscht über das Gesicht der Irrgarten-Chefin. Der Versicherungsvertreter hofft, dass der Schaden in zwei bis drei Wochen reguliert ist. Er fotografiert alles, wird eine Liste dessen, was verbrannt ist, brauchen. Die werden die Mitarbeiterinnen, die viel in dem Häuschen gearbeitet haben, gemeinsam aufstellen. Regina Frenzel hat dafür gerade nicht den Kopf frei. Sie ist einfach nur müde. Immer wieder haben Vandalen und Diebe das Gelände des Irrgartens heimgesucht. Erst waren es nur „normale“ Einbrüche, bei denen Essen und Getränke verschwanden. „Selbst, als wir 2011 Überwachungskameras angebracht haben, schreckten sie vor nichts zurück“, sagt sie. 2015 war reine Zerstörungswut wohl der Hintergrund, als Täter ins Rätsellabyrinth gelangten und dort die Tafeln zerstörten. Auch dieses Mal gingen die Täter wohl gezielt vor. Anders kann man es kaum deuten, wenn die gut sichtbaren Überwachungskameras, die auf einer Höhe von über drei Metern an einer Stange befestigt sind, abgedeckt wurden. Das haben Polizei und Ursachenermittler bereits festgestellt. Laut Aussage der Polizeidirektion Görlitz wird nun geprüft, ob die unbekannten Täter zuvor in das Gebäude eingebrochen waren. „Ein Brandursachenermittler wird den Ort des Geschehens untersuchen, um zu klären, ob das Feuer vorsätzlich gelegt wurde“, heißt es.

Ostern wird trotzdem geöffnet



Auch, wenn Regina Frenzel an diesem Montag noch der Optimismus fehlt, ihre Mitarbeiter, Nachbarn und Freunde, bauen sie auf: „Wir schaffen das, sag Bescheid, wenn wir aufräumen kommen sollen“, sagen alle. Auch im sozialen Netzwerk Facebook erhält die Irrgarten-Chefin Trost und Hilfsangebote. Und Kerstin Schneider ist sicher: „Wir machen Ostern auf.“ Ob das schon mit einem neuen Eingangsbereich sein wird, ist noch unklar. Aber es gibt ja noch den ehemaligen Kiosk am Parkplatz. Dort könnte wieder der Imbiss entstehen. Und das kleine Kassenhäuschen neben dem Eingang ist ja verschont geblieben. „Dann wird eben erst einmal dort kassiert“, überlegen die Kolleginnen schon.

Hilfsangebote an Regina Frenzel: Telefon 035935 21575