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Wandelndes Lexikon ist gestorben

Edgar Rahm kannte sich mit der Glashütter Stadtgeschichte aus. Doch nicht nur durch seine unterhaltsamen Vorträge bleibt er unvergessen.

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© Archivfoto: Kamprath

Von Peter Salzmann

Glashütte. Für einen Schwatz war Edgar Rahm immer zu haben. Und der Schlottwitzer konnte nicht nur Smalltalk. Ihm gelang es fast immer, das Gespräch auf ein interessantes Detail der Glashütter Stadtgeschichte zu lenken. Mit dieser kannte er sich bestens aus, weil er die alten Schriften der Chroniken lesen und auch deuten konnte. Edgar Rahm war im besten Sinne ein wandelndes Lexikon. Vor wenigen Tagen ist der Schlottwitzer im Alter von 80 Jahren gestorben.

Auch für die Kirchgemeinde Glashütte ist das ein schwerer Verlust. Denn Edgar Rahm hat viel für sie geleistet, obwohl er sich bereits 1999 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hatte. Knapp 40 Jahre arbeitete er als Diakon. Ruhestand kannte er nicht. Nach dem Augusthochwasser 2002 kümmert sich Bruder Rahm – wie er von vielen liebevoll genannt wurde – unter anderem darum, dass der von der Flut beschädigte Friedhof wieder in Ordnung gebracht wurde. Auch bei der späteren Sanierung der Glashütter Sankt-Wolfgang-Kirche engagierte er sich. Darüber hinaus hielt er Gottesdienste, Bibelabende und Gemeindenachmittage. Bis ins hohe Alter half er mit, sagt Pfarrer Johannes Keller. Edgar Rahms große Stärke: „Er konnte sehr gut Wahrheiten in Geschichten verpacken“. Und das sehr anschaulich. Deshalb war er ein gerngesehener Referent. Unzählige Male hielt er Vorträge in der Schlottwitzer Begegnungsstätte Boot. Die Themen reichten vom Bau der Müglitztalbahn bis hin zu Weihnachtsbräuchen. Er gestaltete auch viele Konzerte mit, in denen er zwischen der Musik Texte vortrug. Dass er so oft angefragt wurde, lag auch an seinem speziellen Humor. Denn Edgar Rahm verstand es, selbst trockene Themen sehr unterhaltsam vorzutragen. Weil er sich die ein oder andere flapsige Bemerkung nicht verkneifen konnte, sorgte er immer wieder für einen Lacher oder zumindest für ein Lächeln. Für seine Verdienste um die Erforschung der Stadtgeschichte und bei der Kirchenrestaurierung ehrte ihn die Stadt Glashütte im Oktober 2000 mit dem erstmals vergebenen Glashütter Bürgerpreis. Altbürgermeister Frank Reichel, der oft mit Edgar Rahm zusammenarbeitete, schätzte dessen bescheidene Art, sein Wissen und seine Hilfe. „Es hat nie ein Nein gegeben.“ Unvergesslich bleibe sein Beitrag zur 500-Jahr-Feier. Edgar Rahm habe nicht nur maßgeblich am Heimatbuch mitgearbeitet, sondern auch den Umzug unterhaltsam kommentiert. (SZ/mb)