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Wahre Geschichten aus dem Jugendknast

Autor Ronny Ritze erzählt Geschichten von jungen Leuten, die Drogen konsumieren. Er will damit abschrecken.

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© André Braun

Hartha. Er kennt die persönlichen Geschichten von Strafgefangenen, Schulverweigerern und Schwererziehbaren – jungen Leuten, die das Leben aus der Bahn geschmissen hat. Autor Ronny Ritze arbeitet mit ihnen zusammen, bietet Straftätern in Workshops Schreibtraining an, lässt die Betroffenen ihre Geschichte zu Papier bringen und erzählt sie Jugendlichen weiter. Das beeindruckt. Denn es geht um Drogen, Abhängigkeit, Schulden, familiäre Probleme oder Mobbing, Dinge, die im Alltag wenig angesprochen werden, mit denen Jugendliche sich oft allein auseinandersetzen müssen.

Bei seiner Lesung, die eher einem Vortrag mit vielen Beispielen gleicht und bei der die Schüler aufmerksam zuhören, verwendet Ronny Ritze nicht den erhobenen Zeigefinger. Was er zu erzählen hat, beeindruckt die Neuntklässler der Pestalozzi-Oberschule. Es sind Texte, Kurzgeschichten und Tagebucheinträge von jungen Leuten, die in Strafvollzugsanstalten sitzen. Mit seinen Schilderungen und Büchern will der Autor den Jugendlichen, die noch eine Wahl haben, zeigen, dass es nicht cool ist, Gangster oder Drogenabhängiger zu sein. Denn Ronny Ritze ist als Schreibtrainer so nah an jungen Betroffenen wie kaum ein anderer. Anschaulich schildert er zum Beispiel die Geschichte eines jungen Mannes, der keine Hände, sondern Pranken hat, der schon immer Maurer werden wollte und für seine Frau und sein Kind ein Haus baut. Doch als er erfährt, dass ihn seine Frau betrügt, nimmt er Crystal und zündet das Haus an. Der junge Mann, der jetzt 23 Jahre alt ist, muss dafür vier Jahre hinter Gitter.

„Doch meist hilft der Knast nicht, um Menschen umdenken zu lassen. Es wird eher schlimmer. Denn es gibt nicht genügend Therapiemöglichkeiten. Da bleiben viele auf der Strecke“, sagte Ronny Ritze. Der ehemalige Buchhändler ist eher durch Zufall zu seiner Arbeit als Autor, Schreibtrainer und Dozent für therapeutisches und kreatives Schreiben gekommen. Er hielt eine Lesung in einer Jugendstrafanstalt und wurde gebeten, wiederzukommen. (DA/je)