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Wacker setzt auf Drohnen

Beim Nachbarschaftstag von Wacker geht es vor allem um Sicherheit. Die sollen künftig auch fliegende Helfer garantieren.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kevin Schwarzbach

Nünchritz. Werkleiter Gerd Kunkel hat seine Präsentation zum Wacker-Nachbarschaftstag am vergangenen Dienstagabend schon fast beendet, da geht ein erstauntes Raunen durch das Publikum. „Wundern Sie sich nicht, wenn ab 2019 etwas über unserem Werk am Himmel fliegt“, sagt Kunkel. „Wir planen derzeit, ab kommendem Jahr Drohnen am Standort einzusetzen.“

Blick auf das Werk von Wacker in Nünchritz.
Blick auf das Werk von Wacker in Nünchritz. © Archiv/Sebastian Schultz

Wenig später fliegt dann auch schon ein sogenannter Hexacopter am Fenster der Werkskantine vorbei und filmt mit einer Kamera die Besucher im Speisesaal. Ein Beamer projiziert das Bild auf eine Leinwand. „So etwas haben wir mit unseren Drohnen natürlich nicht vor“, sagt Thomas Jakob. Seit 2012 arbeitet er im Produktivitätsmanagement an Strategien, um die Wacker-Mitarbeiter in ihrem Arbeitsalltag zu unterstützen. Ende 2017 kam seinem Team die Idee, Drohnen als Helfer einzusetzen. Dazu ist bereits eine Kooperation mit einem Drohnenhersteller angedacht, der Service-Drohnen aus Carbon und 3-D-Druckelementen anfertigt. Die Kosten bewegen sich dabei ab 15 000 Euro aufwärts.

Geld, das man bei Wacker investieren will. „Wir denken da beispielsweise an Anlagenrundgänge“, sagt Jakob. „Momentan müssen die Kollegen auf die Kolonnen klettern, um sie in Augenschein zu nehmen. Künftig könnten diese Aufgaben von Drohnen übernommen werden.“ Das sei nicht nur wesentlich effizienter, sondern auch sicherer. Einerseits würden die Mitarbeiter die langen Kontrollgänge durchs Werk einsparen, andererseits könnten Drohnen die Bilder ihrer Kontrollflüge speichern, sodass man diese auch im Nachgang noch mehrmals betrachten könnte. „Das menschliche Auge liefert dagegen nur eine Momentaufnahme, die immer subjektiv ist. Das Ergebnis der Kontrolle hängt somit auch von der Tagesform des Mitarbeiters ab“, sagt Jakob.

Allgemein spielt das Thema Sicherheit beim Nachbarschaftstag von Wacker wieder eine große Rolle. Peter Nürnberg, Leiter des Bereichs Umwelt und Sicherheit, gibt den weit über 100 Besuchern detaillierte Einblicke. „Bei den Umweltkennzahlen bewegen wir uns nach wie vor in einem sehr guten Bereich“, versichert Nürnberg. „Zudem gab es keine Ereignisse mit Auswirkungen außerhalb des Werkes.“

Ganz zufrieden ist man bei Wacker in Nünchritz dennoch nicht. „Leider werden wir unsere intern gesteckten Ziele im Bereich Arbeitsschutz nicht erreichen können“, gibt Nürnberg offen zu. „Die Zahl der Unfälle ist momentan höher, als wir uns das vorstellen.“ Ein Unfallschwerpunkt sei dabei der Bereich der Eigenbewegung. Etwa Unfälle durch Stolpern oder Umknicken. Auch Fahrradunfälle spielen laut Peter Nürnberg immer wieder eine Rolle. Um diese Schwerpunkte einzudämmen, arbeite man derzeit an neuen Maßnahmen.

Die wirtschaftliche Bilanz fällt dagegen durchweg positiv aus. „Unsere Anlagen sind gut ausgelastet. Teilweise laufen sie an der Kapazitätsgrenze“, sagt Werkleiter Gerd Kunkel. So konnte der Umsatz um circa ein Prozent gesteigert werden. „Hier bewegen wir uns in unserem Zielbereich.“

Damit die Prozesse im Werk in Nünchritz künftig noch effizienter und sicherer ablaufen, wird derzeit der Einsatz der Drohnen geplant. „Da ist es ein wenig wie im Straßenverkehr“, sagt Thomas Jakob. „Wir müssen für den Flugbetrieb erst einmal Regeln erarbeiten, damit sich die Drohnen nicht behindern.“ Sicher sei aber schon jetzt, wo die fliegenden Helfer zum Einsatz kommen sollen. „Hier sind neben den standardmäßigen Kontrollflügen auch die Vermessung und Kartierung des Werkgeländes oder die innere Überprüfung von Behältern vorstellbar“, so Jakob. Wann genau die ersten Drohnen über das Werk fliegen, ist aber momentan noch ungewiss.