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Vorzeigebetrieb in der Ausbildung

Glashütte Original wurde ausgezeichnet. SZ nennt sechs Gründe, warum die Lehrlingswerkstatt vorbildlich ist.

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© Archivfoto: Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Dresden/Glashütte. Die Luxusuhrenmanufaktur Glashütte Original bildet derzeit 50 junge Leute zu Uhrmachern und Werkzeugmechanikern aus. Diese haben es jetzt schwarz auf weiß, dass sie bei einem vorbildlichen Ausbildungsbetrieb tätig sind. Zu diesem Schluss kam die Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK), nachdem sie die Ausbildung nach verschiedenen Kriterien bewertet hat. Die Uhrenfirma habe alle erfüllt, sagt der Sprecher der IHK, Lars Fiehler. Eine entsprechende Urkunde wurde an Personaldirektor Georg Wiesbeck und Schulleiter Dirk Haß überreicht. Dazu waren IHK-Präsident Günter Bruntsch und Torsten Köhler, Geschäftsführer Bildung der IHK Dresden, nach Glashütte gekommen.

Da die Manufaktur zum Schweizer Uhrenkonzern Swatchgroup gehört und damit enge Verbindungen zur Schweiz bestehen, ist ihre Uhrmacherschule eine Partnerschaft mit der schweizerischen Institution Wostep (Watchmakers of Switzerland Training and Educational Program) eingegangen. Diese ermöglicht es Uhrmachern aus Glashütte, ihren Abschluss um ein Schweizer Diplom zu ergänzen. Davon profitieren vor allem die Azubis, sagt der Sprecher der Manufaktur, Michael Hammer. Mit der Teilnahme an diesem Programm können sie sich „internationale Horizonte eröffnen“. Glashütte Original bietet allen Lehrlingen, die ihre Ausbildung mit einer Note bis 2,4 abschließen, eine Übernahme an. „Dies ist aber nicht das einzige Kriterium für eine Übernahme. Uns ist auch wichtig, dass die Absolventen auch menschlich gut ins Team passen, also auch die weichen Faktoren stimmen“, sagt Hammer.

Neben der Manufaktur hat die IHK im Landkreis auch die Robert Bosch Power Tools GmbH in Sebnitz, das Berghotel Bastei und das Edelstahlwerk Freital ausgezeichnet. Bereits 2015 erhielt der Mitbewerber Lange diese Auszeichnung.

Sechs gute Gründe

Unternehmen hat Kompetenz als Ausbildungsbetrieb in der Uhrenbranche.

Um von der Industrie- und Handelskammer (IHK) als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb geführt zu werden, muss man Kontinuität nachweisen. Als Unternehmen sollte man mindestens zehn Jahre Erfahrung in der Ausbildung eigener Auszubildender mitbringen. Der Luxusuhrenhersteller Glashütte Original kann das. Die firmeneigene Uhrmacherschule wurde im September 2001 gegründet und bildet seither ohne Unterbrechung Lehrlinge in den praktischen Fächern aus. Die Theorie wird an der staatlichen Berufsschule gelehrt. Seit der Gründung der Uhrmacherschule wurden rund 200 Uhrmacher und Werkzeugmechaniker ausgebildet.

Die Entlohnung der Lehrlinge ist angemessen.

Die IHK attestierte der Manufaktur, dass diese ihre Lehrlinge angemessen vergütet. Wie hoch, wollte die Firma nicht verraten. „Dazu möchten wir keine Angaben machen“, sagt Michael Hammer. Laut IHK bekommen Uhrmacherlehrlinge im Durchschnitt 850 Euro im ersten, 900 Euro im zweiten und 980 Euro im dritten Lehrjahr. „Die Lehrlingsgehälter zwischen den Firmen unterscheiden sich um Nuancen“, sagt Fiehler.

Ausbilder bringen Erfahrung aus der Praxis mit.

Die IHK bewertete auch den Lehrbetrieb. Derzeit arbeiten an der Uhrmacherschule sieben Ausbilder, die sich alle dafür qualifiziert haben und ausgebildete Uhrmacher bzw. Werkzeugmechaniker sind. Jeder war mindestens ein Jahr in der Produktion tätig und hat zudem seine Ausbildereignungsprüfung erfolgreich abgeschlossen, sagt Firmensprecher Michael Hammer. „Darüber hinaus lädt die Firma regelmäßig zu Weiterbildungsmöglichkeiten an, sagt Hammer. Das Fazit der IHK: Der Lehrbetrieb ist vorbildlich organisiert.

Firma bürgt für Erfolgsgarantie in den Abschlusszeugnissen.

Die IHK schaute sich auch an, mit welchen Ergebnissen die Lehrlinge ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Konkret geht es um die Erfolgsquote bei den Abschlussprüfungen. Um vorbildlicher Ausbildungsbetrieb zu sein, muss die Firma mindestens im Durchschnitt liegen. Das hat sie geschafft. Im Kammerbezirk Dresden haben 2017 von 5314 Lehrlingen laut Fiehler 89,2 Prozent ihre Abschlussprüfung bestanden, bei Glashütte Original waren es 100 Prozent. Zudem stellte die Manufaktur 2016 den besten Absolventen im Beruf des Uhrmachers im Kammerbezirk.

Die Firma zeigt Engagement in der Berufsorientierung.

Die IHK schaute sich auch an, wie aktiv Glashütte Original in der Berufsorientierung ist. Dazu zählen das Anbieten von Schülerpraktika und die Teilnahme an Berufsorientierungsmessen im Kammerbezirk Dresden. Der Luxusuhrenhersteller erfüllt diese Kriterien. „Jedes Jahr beteiligt sich das Unternehmen am Aktionstag Bildung der IHK Dresden und an der Messe Karrierestart“, sagt IHK-Sprecher Lars Fiehler. Am Messestand werden den Interessierten die Ausbildungsinhalte praxisnah nahegebracht. So können sich die Jugendlichen zum Beispiel an einem Uhrmachertisch bis ins Innere der Uhren vorarbeiten. Zudem werden sie mit der Tradition dieser Handwerkskunst vertraut gemacht. Daran werde die Manufaktur festhalten, kündigt Sprecher Hammer an. Den nächsten Auftritt habe die Uhrmacherschule auf der Ausbildungsmesse Karrierestart vom 19. bis 21. Januar in der Messe Dresden.

Auch im Ehrenamt sind Ausbilder aktiv.

Deutschland ist für seine duale Berufsausbildung weltweit bekannt. Damit die Kombination – Theorie in der Berufsschule und praktische Ausbildung in den Betrieben – existieren kann, müssen die jeweiligen Ausbildungsunternehmen die IHK Dresden im Ehrenamt unterstützen, sagt IHK-Sprecher Fiehler. Deshalb wird auch das bewertet. Und auch hier erfüllte die Firma die Anforderungen. „Es ist hervorzuheben, dass fünf Mitarbeiter von Glashütte Original ehrenamtlich als Prüfer für die IHK Dresden tätig sind“, sagt Fiehler.

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