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Von Lodenau in Europas Kinosäle

Die Firma Raumausstattung Lehmann macht Rothenburg bekannter. Und steht zu Sachsen.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Hand aufs Herz: Wer schaut im Kino schon auf den Teppich? Sie sollten das mal tun, beispielsweise im Görlitzer Filmpalast an der Jakobstraße. Denn hier wähle Bauherrin Marlis Kieft persönlich viele Stoffe aus und sei sehr kreativ, erzählt Cornelia Kloß aus Lodenau. Sie ist Inhaberin und Chefin der Firma Raumausstattung Lehman und intensiv in den Umbau des Görlitzer Kinos einbezogen. „Die Farben der Wand finden sich im Teppichboden wieder. Jeder Teppich ist ein Sonderdruck. Das gibt es in anderen Kinos nicht“, kommt Cornelia Kloß ins Schwärmen.

Schon in den 1990ern arbeiteten die Lodenauer im Görlitzer Palasttheater-Kino. Es war das erste Kino überhaupt, in dem die 1964 von Waldemar Lehmann gegründete Firma sich um Fußbodenbeläge und Wandbespannungen, um Bühnenvorhänge und Deckenabhängungen kümmerte. Dabei achten sie auf die Akustik und sprechen mit den Lieferanten der Kinotechnik. Also vieles im Kino liegt in den Händen von Cornelia Kloß, ihrem Mann Ronald und den 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Insgesamt haben wir schon 585 Kinosäle gemacht“, so die Firmeninhaberin. Es sei ein Glück, dass die Lodenauer Firma nach der Wende als Kinoausstatter europaweit Fuß fassen konnten.

Zurzeit arbeiten sie an sieben Orten in Kinos, in Zwickau, Görlitz, Erding, Berlin, Schwerin, Dresden und in Bludenz in Österreich. Und tragen damit den Namen der Neißestadt Rothenburg weit hinaus aus der Oberlausitz. Wenn sie auf potenzielle Kunden treffen, die mit Rothenburg nichts anfangen können, dann versuchen sie ihnen auf die Sprünge zu helfen mit Ortsangaben wie 30 Kilometer nördlich von Görlitz, 300 Kilometer von Berlin. „Wir trauen uns auch, zu sagen, dass wir aus Sachsen sind“, sagt Cornelia Kloß lächelnd. Und wenn das alles nichts hilft, dann werde zur Verortung Schlesien ins Feld geführt.

Aber ganz tief im Herzen sind sie Lodenauer. Kaum ein Haus bleibe lange leer stehen, auch junge Leute ziehen her, berichtet Cornelia Kloß. Sie ist Mitglied des Lodenauer Ortschaftsrates und wünscht sich, dass Dreckecken aus dem Ort verschwinden, wie zum Beispiel das Gut. Auch wenn sie viel unterwegs sind, nach Hause zu kommen sei immer wieder schön. Auch die erwachsenen Töchter kommen gerne und regelmäßig zurück zu den Eltern und Großeltern. Die 31-jährige Janine lebt mit Mann und der knapp zwei Jahre alten Lina in Dresden. Stephanie macht gerade ihren Bachelor als Innenarchitektin. Sie wohnt und arbeitet schon in Berlin. Die 28-Jährige hat nach dem Abitur Raumausstatter gelernt, ihren Meister gemacht und war für Opa Waldemar Lehmann und ihre Eltern schon die künftige Firmenchefin. Doch als Innenarchitektin arbeiten und die Lodenauer Firma leiten, das sei beides zusammen nicht möglich, so Cornelia Kloß. Mit der 17 Jahre alten Alexandra wohnt die jüngste der drei Töchter noch in Lodenau. Sie geht in die 12. Klasse, lernt am Nieskyer Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium.

Doch ernsthafte Sorgen macht sich die gerade erst 50-jährige Chefin auch noch nicht. Da treibt sie eher um, warum beispielsweise die Gymnasiasten vehement aufgefordert werden, zu studieren. Oder warum kaum eine Handwerksbranche noch Nachwuchs findet. In der Raumausstattung fehlen beispielsweise Männer. Wenn Not am Mann ist, steht deshalb bei Polsteraufträgen auch der 80 Jahre alte Firmengründer Waldemar Lehmann in der Werkstatt und hilft mit, erzählt sie stolz.

Die enge Verbindung zu Rothenburg und den Rothenburgern zeigt sich auch in dem ganz hiesigen Angebot der Firma Raumausstattung Lehmann. Am Firmensitz an der Hauptstraße in Lodenau werden auch viele Privatkunden aus Niesky, Rietschen, Görlitz oder Rothenburg beraten und versorgt mit allem, was eine Wohnung, eine Praxis oder ein Büro je nach Wunsch wohnlich, sehenswert, funktionell macht. Stoffmuster, Dekobeispiele für Wände, Fußböden, Polster, Fenster, Nützliches und Schönes zum Dekorieren finden sich ebenso wie Beispiele für den Sonnenschutz.