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Von der See und aus der Heide

Reinhard Dreßler sucht seine Motive in der Natur. Obwohl er mehr ein Menschenmaler ist.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Nein, mit moderner Kunst kann Reinhard Dreßler nicht viel anfangen. Das gibt der 70-jährige Leipziger unumwunden zu. Und er treibt das noch auf die Spitze. „Meine Kunst ist schlechte Kunst, weil ich nicht zeitgemäß bin. Und ich will es auch gar nicht sein.“ Die Döbelner können sich darüber selbst ein Bild machen. Denn Dreßler stellt in der Kleinen Galerie im Rathaus aus. „Draußen vor der Stadt“ ist Titel und zugleich Programm. Denn die Motive sind alle auf dem Land und in der Natur entstanden. Dreßler nimmt dabei Anleihen bei den Romantikern. Er malt Aquarelle von Muldenlandschaften, einsamen Wegen in der Dübener Heide, er zeichnet idyllische Ostseestrände, fast schon detailversessen. Man findet auch ein Aquarell von der Ladenstraße, die in Prerow auf dem Darß zur Seebrücke führt, als eine Art Wimmelbild mit vielen Menschen. Seit Jahrzehnten fährt Reinhard Dreßler mit seiner Frau an die Ostsee und geht dort auch an den FKK. Ein Frauenakt hängt auch in der Ausstellung. Den nackten Mann mit Trompete als Pendant hat Dreßler zu Hause gelassen. Auf Wunsch von Galeriechefin Kathrin Fuchs wird er ihn aber noch in die Ausstellung hängen.

Viele seiner Zeichnungen sind mit der Feder entstanden. Entweder mit schwarzer Tusche oder aber als Rötelzeichnungen, die eine ganz eigene Bildanmutung haben. „Die Rötelzeichnungen sind mein Alleinstellungsmerkmal“, sagte der Leipziger. Die Farbe mischt er sich selbst. Es ist eine Lasurfarbe, die nicht deckt. Soll eine Linie dunkler werden, muss er mehrfach darüber zeichnen. „Für eine Rötelzeichnung brauche ich dreimal mehr Zeit als für eine Tuschezeichnung“, sagt er. „Ich habe zehn Jahre gebraucht, um das richtige Papier zu finden. Ich bestelle mir immer gleich einen größeren Posten beim Hersteller.“

Manches an den Bildern des Leipzigers erinnert an Illustrationen in Büchern. „Ich komme aus der Ecke der kommerziellen Grafik, Werbe- und Pressezeichnung“, sagt Dreßler. Lange hat er bei der DDR-Werbeagentur DEWAG als Grafiker gearbeitet, später als Leiter im Bereich Gestaltung. „Wir hatten 1200 Mitarbeiter und waren für die Leipziger Messen und 270 Auslandsmessen zuständig“, sagte er. Später arbeitete er als freischaffender Künstler.

Für Dreßler ist es die 59. Ausstellung. Und sie ist ihm wichtig, wie er sagt. „ Ich habe eine gute Verbindung zu Döbeln.“ In seiner Jugend hatte er einige Jahre in der Kreisarbeitsgemeinschaft mitgearbeitet. Dreßler stammt aus Waldheim, ist in Richzenhain geboren worden und hatte dort seine Kindheit verbracht. Er lernte im Malerhandwerk im Betrieb seines damaligen Zeichenlehrers, machte später sein Abitur und studierte an der Ingenieurschule für Polygrafie und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst.

Die Ausstellung in Döbeln zeige nur einen kleinen Ausschnitt aus seinem Gesamtwerk, betonte der Maler. Eigentlich sei er kein Landschafts-, sondern ein Menschenmaler. Ein Faible hat der 70-Jährige seit vielen Jahren für die Wave-Gotik-Szene, die sich jedes Jahr in Leipzig trifft. Er porträtiert die Typen in ihren schrillen Gewändern. Davon zeigt er aber in Döbeln diesmal nichts.

Ausstellung „Draußen vor der Stadt“, Malereien und Zeichnungen von Reinhard Dreßler. Eröffnung am Freitag, 19.30 Uhr. Bei der Eröffnung ist der Künstler anwesend.